»Der Film war ganz gut. Lass uns mal wieder ins Kino gehen!«, meinte Luca und grinste mich an, als wir den Kinosaal spät abends nach einem Horrorfilm verließen. Es war schon fast Null Uhr und Kino machte mich immer ziemlich schläfrig, weshalb ich gähnte.
»Gerne, mir hat das viel Spaß gemacht.« Und das hatte es wirklich. Mit Luca zusammen im Kino zu sitzen, sich einen Film anzusehen und sich Blicke zuwerfen, wenn etwas unlogisches passierte, war tatsächlich sehr unterhaltsam gewesen.
»Es gibt da noch etwas, was ich dich fragen wollte. Du weißt doch, ich habe zum Geburtstag Konzertkarten von der Band bekommen, über die wir uns letztens unterhalten haben. Ich wollte dich fragen, ob du mit mir dahin gehen willst? Das Konzert ist zwar schon in einem Monat und ich verstehe, wenn es dir zu kurzfristig ist, aber ich würde mich freuen«, sagte ich schnell und Luca schaute mich einen Moment lang an, ehe er nickte.
»Ja gerne! Danke, dass du mich fragst.«
Den restlichen Weg, bis zu ihm nach Hause diskutierten wir über den Film. Mit Luca zu reden war entspannend, trotzdem war ich etwas nervös weil ich bei ihm übernachtete. Das letzte Mal, dass ich die Nacht wo anders verbracht hatte, war in der Grundschule gewesen.
Bei ihm angekommen, verzogen wir uns sofort in sein Zimmer um seine Eltern nicht zu wecken und legten uns schlafen. Ich schlief auf dem kleinen Sofa, was in seinem Zimmer stand und wälzte mich umher. Es fiel mir schwer in einer fremden Umgebung meine Ruhe zu finden.
»Du, Cy? Bist du noch wach?«
»Ja.«
»Gibt es in letzter Zeit etwas, was dich bedrückt? Du wirkst etwas angespannt.«
»Nein, es ist alles okay.« Das war eine Lüge, aber ich wollte ihm nicht wirklich davon erzählen. Ich verstand es ja ehrlich gesagt selbst nicht. In letzter Zeit hatte ich das Gefühl, dass sich Nathanael von mir distanzierte. Ich verbrachte noch immer viele Nachmittage bei ihm, aber irgendetwas hatte sich geändert, ohne dass ich sagen könnte wieso oder was genau es war.
~~~
»Wir sehen uns morgen in der Schule«, verabschiedete sich Luca von mir, als ich nach dem Mittagessen seine Wohnung verließ. Ich beeilte mich nach Hause zu kommen, kaum hatte ich meine Sachen abgelegt, klingelte ich sofort bei Nathanael, der mir auch auf machte.
»Kann ich rein kommen?«
»Natürlich.« Ich betrat seine Wohnung und setzte mich wie immer auf das Sofa, während er uns einen Kakao machte und sich dann neben mir fallen ließ.
»Wie war der Film?«
»Gut.«
»Das freut mich.« Wir redeten eine ganze Weile, bis es spät wurde. Gerne würde ich Nathanael darauf ansprechen was los war, aber ich konnte ja nicht einmal erklären, was genau mein Problem war, wieso sollte ich ihn also darauf ansprechen?
Und dennoch...
Ich betrachtete Nathanael, der neben mir auf dem Sofa saß und gerade über etwas sprach, doch ich hörte ihm nicht wirklich zu. Nathanael war der erste Mensch, den ich kennengelernt hatte und mit dem ich meine Zeit so gerne verbrachte. Er gehörte mittlerweile zu meinem Leben und ich konnte mir nicht vorstellen, wie es wäre wenn er nicht mehr da wäre.
Ohne das ich wusste was genau ich da eigentlich tat, beugte ich mich zu ihm und küsste ihn sanft. Schnell löste ich mich wieder von ihm. Was hatte ich da gerade nur getan? Ich hatte ihn einfach geküsst...
»Ich... Ich muss langsam nach Hause. Wir sehen uns!«, sagte ich schnell und verließ beinahe fluchtartig die Wohnung.
Oh Gott, was hatte ich nur getan? Ich hatte ihn geküsst und war danach einfach abgehauen, ohne etwas zu erklären. Ich wusste ja ehrlich gesagt selbst nicht, warum ich das getan hatte. Was sollte ich jetzt machen? Und was dachte Nathanael jetzt nur?
Ich zuckte zusammen, als mein Handy klingelte und ich Nathanaels Namen auf dem Display sah. Sollte ich ran gehen? Was wenn er nach dem Kuss fragte? Ich wüsste nicht was ich sagen sollte...
Aber ihn einfach zu ignorieren war genauso schlimm. Einen Moment lang starrte ich mein Handy an, dann tat ich das, was ich vermutlich nicht hätte tun sollen, aber ich fühlte mich nicht bereit mit ihm zu reden, solange meine Gedanken selbst noch so wirr waren. Ich schaltete mein Handy aus und legte mich ins Bett, wo ich einfach nur an die Wand starrte.
Mochte ich Nathanael? Es störte mich nicht einmal, dass er ein Mann war und dazu noch älter. Was mich so verwirrte war mehr, dass ich meine Gefühle selbst nicht ganz einordnen konnte. Ich mochte ihn und er war besonders für mich, aber waren meine Gefühle wirklich so besonders, dass man sie als Liebe bezeichnen könnte? Vielleicht fühlte ich mich ihm gegenüber nur deswegen so, weil er der erste richtige Freund war den ich hatte.
Dennoch, der Kuss hatte mir schon irgendwie gefallen... Aber meine überstürzte Flucht und die Tatsache, dass ich mein Handy ausgeschaltet hatte, ließen das alles eher schlecht aussehen. Ich wusste dass ich mit ihm reden sollte, meine Gefühle erklären sollte, aber ich wusste auch nicht wie er darauf reagiert hatte. Ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er nichts gegen Schwule (wenn ich denn schwul war) hatte, aber wenn so etwas plötzlich passierte und der Gegenüber dann auch noch einfach verschwand? Ich wusste wirklich nicht, was ich jetzt tun sollte...
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The day we meet (BoyxBoy/Yaoi)
Teen FictionCyrian ein normaler 17 Jähriger, gelangweilt vom Leben und ein Denker, kein Abenteurer, was so ziemlich kaum einer in seinem Alter verstehen kann. Er steht beinahe allem in seinem Leben Gleichgültig gegenüber, es gibt nur wenige Personen die ihm N...