Als ich die Tür öffnete, um Nathanael abzuholen, passierte etwas womit ich nicht gerechnet hatte, noch konnte ich erklären was genau es war. Obwohl ich ihn schon so oft gesehen hatte, brachte es mich diesmal komplett aus der Fassung als er vor mir stand. Ich hatte ihn schon immer als recht gut aussehend empfunden, aber diesmal war es etwas anderes, fast als würde mich seine Anwesenheit plötzlich nervös machen und ich würde unsicher werden, ich schaffte es kaum ihn richtig anzusehen und gleichzeitig glitt mein Blick immer wieder zu ihm hinüber, als könnte ich meine Augen doch nicht von ihm lassen.
Egal wie oft ich die folgenden Tage darüber nachgedacht hatte, ich kam auf kein wirkliches Ergebnis. Ich spürte das Bedürfnis ihn jeden Tag sehen zu wollen, vorallem dann, wenn die Schule mich besonders genervt hatte. Fast schon als brauchte ich seine Anwesenheit mehr als alles andere damit ich wieder runter kam. Er strahlte etwas beruhigendes aus und obwohl er sehr direkt war und auf einige durchaus unfreundlich wirkte, fand ich das genau diese Seite es war, die ihn so ausmachte.
»Du wirkst... viel offener«, nuschelte Luca einmal, als er sich, wie mittlerweile in jeder Pause, auf den freien Platz neben mich setzte und mit mir redete und zusammen aß. Obwohl es anfangs nur um das Projekt gegangen war, redete er nun auch häufiger über anderes und ich merkte dass ich wirklich begann ihn zu mögen. Ich würde uns zwar noch nicht richtig als Freunde bezeichnen, aber wir waren auf einem sehr guten Weg dahin.
»Wie meinst du das?«, fragte ich und biss mit einem hörbaren Knacken in meinen Apfel.
»Nun, normalerweise hast du sowas unnahbares, so als ob du alles und jedem negativ gegenüber stehen würdest. Deswegen habe ich dich zum Beispiel nie angesprochen, weil ich mir dachte dass du es gar nicht willst. Nur solche optimistischen Leute wie Dave würden weiterhin auf dich zugehen. Nun ja, seit einigen Wochen wirkst du aber etwas offener, zwar immer noch zurückgezogen, aber du hast nicht mehr diese komische Aura um dich. Ich hoffe du kannst verstehen was ich meine.« Nachdenklich kaute ich auf meinem Apfel herum.
Auch meiner Schwester war meine Veränderung aufgefallen. Ich aß nun öfter mit ihr zu Abend, statt immer nur in meinem Zimmer zu sitzen und begann ihr ein paar Dinge, meist von der Schule, zu erzählen. Es schien sie zu freuen dass ich mich nicht mehr so sehr zurück zog und sie schien auch zu wissen, das Nathanael dazu beitrug.
Ich konnte mich nicht erinnern, dass er bewusst irgendetwas getan hätte, und dennoch hatte er mein Leben geändert. Seit ich ihn kannte dachte ich nicht mehr so negativ über alles nach, es fiel mir etwas leichter, mit Leuten ins Gespräch zu kommen (ohne nur mit "hm" zu antworten und gelangweilt da zu sitzen) und ich merkte, dass ich mein Leben auch nicht mehr als so eintönig empfand. Dabei kannte ich Nathanael noch nicht einmal so lange...nur ein paar Monate.
»Hey Luca, wollen wir nach der Schule etwas machen? Ich habe Zeit.« Luca schaute mich mit großen Augen an, dann nickte er.
»Gerne!«
~~~
Nach der Schule war ich mit Luca in einen Buchladen gegangen, der nicht weit von der Schule entfernt war, aber in genau der entgegengesetzten Richtung meiner Wohnung war weswegen ich nur selten die Gelegenheit hatte dort vorbei zu kommen.
Ich gehörte zu dieser Art von Menschen, die nicht an einen Buchladen vorbei gehen konnten ohne ihn auch zu betreten. Allein der Geruch, als wir ihn betraten, war so vertraut und wunderbar, dass ich mich sofort wohl fühlte. Hier könnte ich Stundenlang bleiben, mich zwischen all den Büchern verlieren.
»Was liest du für Bücher?«, fragte Luca und ich zuckte mit der Schulter.
»Beinahe alles... gute Fantasy mag ich besonders...«, meinte ich und er begann zu grinsen, dann steuerte er direkt die Fantasyabteilung an, wo mehrere Regale voller dicker Bücher standen.
»Ich denke du hast einen ähnlichen Geschmack wie ich.« Er wusste genau wo er hinwollte, denn er blieb vor einem Regal stehen und zog ein Buch heraus.
»Das ist eine meiner Lieblingsreihen. Sie ist wirklich gut und ich habe den ersten Teil innerhalb von nur zwei Tagen gelesen.« Er reichte mir das Buch und ich las mir die sehr kurze, nicht wirklich aussagekräftige Inhaltsangabe auf der Rückseite des Buches durch. Es klang nicht uninteressant und da ich noch genug Taschengeld für den Monat übrig hatte, würde ich es mir kaufen und ihm eine Chance geben, vor allem wenn Luca so begeistert davon war.
Luca schien nun richtig aufzublühen, denn er zeigte auf eine nächste Reihe.
»Die mag ich auch, mir fehlt nur noch der letzte Teil...«
»Die Reihe habe ich auchgelesen, sie ist wirklich gut. Habe mir den letzten Band schon gekauft, kam aber noch nicht dazu ihn zu lesen, weil ich noch eine andere Reihe zu Ende lesen wollte«, meinte ich und Luca grinste mich an. So führten wir unser Gespräch fort, es verging ziemlich viel Zeit, bis ich das Buch bezahlte und wir nach draußen gingen.
»Das hat Spaß gemacht«, meinte er dann und seine Freude entlockte auch mir eines meiner seltenen Lächeln.
»Mir auch. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der einen ähnlichen Geschmack hat wie ich.«
»Ich auch nicht. Lass uns das nächste Mal wieder zusammen in den Buchladen gehen! Und wenn du das Buch gelesen hast, dann sag mir unbedingt wie du es findest.«
»Mache ich. Wir sehen uns morgen in der Schule.« Wir verabschiedeten uns voneinander, dann ging ich nach Hause. Meine Schwester war schon von der Arbeit nach Hause gekommen und stand gerade in der Küche um das Essen vorzubereiten.
»Wo warst du?«, fragte sie freundlich und ich stellte meine Tasche ab, ehe ich mir aus dem Kühlschrank die Milch nahm.
»Ich war mit einem Freund unterwegs.«
»Mit Nathanael?«
»Nein, mit einem Schulfreund«, antwortete ich und meine Schwester schaute mich überrascht an, ehe sie gut gelaunt weiter das Gemüse schnitt.
»Ich werde ja nächste Woche 18... und ich würde meinen Geburtstag gerne mit Nathanael feiern«, sagte ich dann vorsichtig und meine Schwester nickte.
»Natürlich! Ich werde Kuchen backen und dein Lieblingsessen kochen. Du kannst ihn gerne einladen, oder zu ihm rüber gehen. Es ist ja nicht weit.«
»Danke. Für alles«, murmelte ich und bevor sie noch etwas erwidern konnte, hatte ich mich schleunigst in mein Zimmer verzogen.
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The day we meet (BoyxBoy/Yaoi)
Teen FictionCyrian ein normaler 17 Jähriger, gelangweilt vom Leben und ein Denker, kein Abenteurer, was so ziemlich kaum einer in seinem Alter verstehen kann. Er steht beinahe allem in seinem Leben Gleichgültig gegenüber, es gibt nur wenige Personen die ihm N...