19.Kapitel [x]

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NATHANAEL

Es waren nun schon einige Wochen vergangen, die ich mit Cy zusammen verbracht hatte. Um ehrlich zu sein, unterschied sich unser Umgang kaum von dem, was wir zuvor hatten - er war noch immer beinahe jeden Tag bei mir, wir unterhielten uns, er las mir etwas vor, wir hörten uns zusammen etwas an, oder verbrachten die Nachmittage mit Filmen oder Serien. Der einzige Unterschied hierbei war, dass wir uns ab und zu küssten und manchmal, in seltenen Fällen da wir beide nicht sonderlich der Typ für viel Körperkontakt waren, kuschelten wir uns auch aneinander. 

Ich weiß nicht wie es dazu gekommen war, aber irgendwann hatte sich Cy auf meinen Schoß gelegt und war eingeschlafen. Zwar war er in letzter Zeit immer recht lange geblieben, doch immer Abends wieder nach drüben gegangen, meist wenn er müde wurde oder noch etwas zu erledigen hatte. Es war das erste Mal, dass er in meiner Gegenwart schlief und ohne zu wissen warum, war es ein schönes Gefühl ihm durch die Haare zu fahren und ab und zu einen zufriedenen Seufzer zu hören und in diesen Moment hätte ich vieles dafür gegeben, ihn wirklich sehen zu können. Sicher sah er gerade unglaublich süß aus...

Er gab ein leises Murmeln von sich und begann sich zu regen, ich spürte wie er langsam wach wurde, gähnte und dann seinen Körper streckte.

"Wie spät ist es?", fragte er verschlafen und ich zuckte mit der Schulter, da ich weder mein Handy noch eine Uhr in Reichweite hatte, die mir das sagen konnte.

"Es ist schon nach Elf, warum hast du mich nicht geweckt?"

"Ich wollte dich schlafen lassen", antwortete ich und er richtete sich auf, gähnte noch einmal.

"Seltsam, ich fühlte mich so erfrischt und entspannt. Vielleicht sollte ich öfter Mal eher schlafen", murmelte er mehr zu sich selbst und meine Mundwinkel hoben sich.

"Warum bleibst du nicht einfach über Nacht?", fragte ich dann direkt und ich konnte seinen Blick förmlich auf mir spüren.

"Ich wohne doch direkt nebenan", meinte er nur verwundert, was meine Mundwinkel wieder zum Zucken brachte.

"Das war nicht was ich meinte." Einen Moment herrschte Stille, bis Cy verstanden hatte worauf ich genau hinaus wollte.

"Ich... also... eh...", stammelte er und ich konnte nicht anders als zu kichern.

"Keine Sorge, dafür haben wir noch genug Zeit. Aber ist es nicht umständlich immer wieder nach Hause zu gehen, selbst wenn es nur ein paar Schritte sind? So könnten wir bis Spätabends Zeit verbringen und morgens nebeneinander aufwachen. Wäre doch nett, oder nicht?", meinte ich und merkte im selben Moment, dass es nicht gerade nach dem klang was ich sonst so von mich geben würde. Wieder war es für einen kurzen Moment still und ich konnte mir gut vorstellen, dass Cy gerade ernsthaft darüber nachdachte und überlegte was er darauf antworten sollte. Gerade als ich ihm zuvor kommen wollte und sagen wollte, dass seine Antwort nicht wichtig war, begann er zu sprechen.

"Dafür, dass du zu den meisten Menschen ziemlich unfreundlich bist, bist du unerwartet irgendwie doch ganz süß. Hmh, morgen ist Freitag, lass uns da etwas zusammen machen, ich würde dich gerne an meinen Lieblingsplatz mitnehmen und danach könnte ich ja vielleicht wirklich bis zum nächsten Tag hierbleiben." 

"Wenn es dir unangenehm ist, musst du nicht", wandte ich ein.

"Ich denke es ist tatsächlich ein schönes Gefühl neben dir aufzuwachen." Er gab mir einen sanften Kuss, ehe er aufstand.

"Ich bin dann mal weg, ich klingel morgen einfach", sagte er, dann war er auch schon verschwunden und ich lehnte mich zurück, seufzte.

Je mehr Zeit ich mit Cy verbrachte, umso mehr schien ich ihn zu mögen. Mittlerweile empfand ich seine Berührungen sogar als sehr angenehm und manchmal, wenn ich abends alleine im Bett lag, sehnte ich mich danach neben ihm zu liegen und seine Körperwärme zu spüren, was auch für mich ein neues Gefühl war. Bisher hatte ich allein schon den Gedanken daran, dass jemand neben mir schlafen würde, oder mehrere Tage am Stück mit mir verbringen würde als eher einengend empfunden, doch bei Cy war das alles irgendwie anders. 

Ich mochte es, dass sich trotz der Tatsache dass wir nun zusammen waren nicht viel an unserem vorherigen Umgang geändert hatte. Er unternahm noch immer oft viel mit seinen Schulfreunden und wir sahen uns wie vorher auch trotzdem noch oft genug, sodass es für niemandem auffällig war. Es war schön, dass er, ebenso wie ich, nicht zu dem Typ Mensch gehörte der die ganze Zeit kuscheln wollte, sondern wir ein angenehmes Maß an Berührungen und Distanz hatten, was für uns beide erträglich und schön war. 

Ich hatte zwar nicht gerade wenig Selbstbewusstsein, aber dennoch wunderte es mich, wie ich bei meinem Charakter jemanden hatte finden können, der trotzdem so gut zu mir passte und es lange genug mit mir aushielt. Die meisten Leute hatte ich aufgrund meiner genervten oder zu ehrlichen Art schon verkrault, doch das war bei Cy niemals der Fall gewesen. Wir verstanden uns von Anfang an gut und ich merkte selbst, dass er einen positiven Einfluss auf mich ausübte, auch wenn ich mir zu Beginn noch versucht hatte einzureden, dass mich niemand so sehr beeinflussen konnte, vor allem nicht jemand der auch noch jünger war.

Ich streckte mich, dann stand ich auf und ging ins Bad, wo ich mir die Zähne putzte und mich für das Bett fertig machte. Es war wirklich schon ziemlich spät, Cy war noch nie solange bei mir gewesen und ich merkte dass ich selbst langsam ziemlich müde wurde. Ich war es nicht gewohnt zu lange wach zu bleiben und gerade in der jetzigen Jahreszeit, kurz vor dem Winter, wurde ich ohnehin viel schneller müde.

Ich ließ mich in mein großes Bett fallen und schloss die Augen. Morgen würde Cy hier neben mir liegen und die Leere füllen, die sonst herrschte. Mein Herz schien schon allein bei dem Gedanken daran vor Nervosität und Vorfreude schneller zu schlagen und ich wusste, dass allein dieser Gedanke und das schöne Gefühl was ich damit verband dafür sorgen würde dass ich heute viel besser schlafen konnte. 


The day we meet (BoyxBoy/Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt