"Bei Eru, dem Einen!"

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„Na? Des Nachts ganz allein mein schönes Kind?“
Merewyn fuhr erschrocken herum.
Direkt vor ihr ragte eine düstere Gestalt auf. Es war Morherves, ihres Vaters höchster Berater und Vertrauter. Sein im Mondlicht glühender Blick glitt über die junge Frau vor ihm und ein kaltes Lächeln erhellte das bleiche Gesicht. Langsam ging er auf sie zu. Er überragte die Elbenfrau um einen Kopf und seine breite, muskulöse Gestalt verdeckte ihr Blickfeld.
Merewyns Herz verkrampft sich. „Guten Abend, mein Herr“, sprach sie höflich und so beherrscht wie möglich. Mit gesenktem Kopf versuchte sie an dem Berater vorbeizugehen. Morherves Hand packte blitzschnell ihren Arm.
Einige kurze Momente verharrte er so bevor er sie mit einem kräftigen Schwung gegen eine Büste stieß. Sofort war er bei ihr, drückte seinen Körper gegen die junge Frau und nahm ihr mit seinen Armen jede Fluchtmöglichkeit. Merewyn erstarrte. 
„Leiste mir doch noch ein wenig Gesellschaft“, hauchte er ihr anzüglich ins Ohr. Seine Hände wanderten über ihre Schläfen den Hals hinab bis zu ihrem Schlüsselbein. Beinahe zärtlich strich er darüber. Die Brust der jungen Frau hob und senkte sich rasch. Sie schloss zitternd die Augen, die Panik und den Ekel, die sie ergriffen, niederkämpfend. Die kalten Hände berührten schamlos ihren Körper. Der muskulöse Mann vor ihr erstickte jede noch so geringe Gegenwehr im Kern.
Morherves wusste genau, dass Frauen in diesem Land nichts wert waren und der männliche Adel tun und lassen konnte, was er wollte.
Sein vor Erregung bebender Körper drückte sich an den ihren. Die eiskalten Hände lagen an ihren Wangen, seine Lippen strichen über ihren Hals.
Vor Erregung bebend drückte er sich an sie. Die eiskalten Hände lagen an ihren Wangen, seine Lippen strichen über ihren Hals.
Purer Ekel und Zorn erfüllte die junge Frau und gewannen Oberhand über ihre Angst. Sie fing an sich zu winden, wehrte sich gegen die aufgezwungene Nähe des Mannes. Der Elb hob überrascht die Augenbrauen, dann legte er seine Hände an ihren Hals und presste sich noch näher an sie: „Wehr dich nur, entkommen wirst du mir nicht.“ Er vergrub sein Gesicht in ihrem dunklen Haar und sog tief Luft ein, ihr Winden ignortierend Der Elb ignorierte ihre Meldung und verstärkte die ihr aufgezwungene Nähe noch mehr. Er flüsterte: „Wollen wir mal sehen wie du schmeckst.“ Seine Zunge leckte über ihre Wange und schon legte sich sein Mund besitzergreifend auf die Lippen der Elbin. Der Ekel, der die junge Frau erfüllte, war unbeschreiblich und so stieß sie mit aller Kraft, die in den zitternden Armen noch war, den vor Erregung bebenden Elben von sich.
Überrascht fiel er nach hinten. Einige Momente hielt er mit vor Wut aufblitzenden Augen inne, zornig vor der Elbin aufragend.
Hart traf sein Handrücken sie ihm Gesicht und schleuderte sie zu Boden. Die kurzen Momente der Benommenheit ausnutzend, packte er Merewyn erneut, als sich aus dem Dunkel eine Gestalt auf ihn stürzte, ihn von der Elbenfrau wegriss und ihn gegen das steinerne Geländer stieß.
„Bei Eru dem Einen, nimm deine Pfoten von meiner Schwester!“, rief die Person und Merewyn erkannte wie durch einen Nebel ihren Bruder. Wie ein Rachebote der Valar persönlich ragte er vor Morhervest auf. Die gelben Augen glühten wie Asche aus der Hölle und nur mühselig schien er sich selbst davon abhalten zu können Morhervest über das Geländer zu werfen.
Dieser allerdings stand auf und trat Moragar spöttisch grinsend entgegen. Sein Blick lag noch immer auf Merewyn, die sich zitternd an das steinige Geländer klammerte, noch immer den Schock in ihrem erbleichten Gesicht und darum bemüht wieder einen klaren Verstand zu erlangen. Schließlich wandte er sich Moragar zu.  Schließlich wandte er sich Moragar zu.
Er spottete: „Sonst was, Moragar? Willst du zu deinem Vater laufen und hoffen, dass er der fleischgewordenen Enttäuschung von Sohn Gehör oder Glauben schenkt?“ Provokant grinste er Moragar an, welcher seine Fäuste ballte. „Wenn es mich betrifft, Kleiner, glaubt er dir kein Wort. Und unser Täubchen hier“, er warf einen Blick auf Merewyn, die seinem Blick auswich, „wird seinen Mund nicht aufmachen; das tut keine Frau hier. Überlege dir gut, mit wem du dich anlegst, Moragar. Denn euer Vater wird mir alles geben, wenn ich es will.“
Mit dieser kaum verhüllten Drohung ließ er die Geschwister in der Nacht stehen.




Die Sonne ging rot über dem Hügel auf, als Legolas und seine Reisegefährten ihr Lager abbrachen und weiter in Richtung Bruchtal ritten, dass sie wahrscheinlich in einigen Stunden erreicht haben würden.
Der Wald hatte sich merklich gelichtet und war Wiesen und Feldern gewichen. Die scharfen Elbenaugen sahen in der Ferne das Nebelgebirge drohend aufragen, ein Ort voll von Feinden aller Elbenvölker. „Nunja“, dachte Legolas, „von fast allen.“ Seine Augen suchten die Gegend ab. Vor einigen Stunden hatten er und seine Gefährten beschlossen, den üblichen Weg nach Imladris anstatt des geheimen Ganges zu nehmen.
Legolas kannte den geheimen Eingang zu Imladris gut, hatten er ihn doch mit Elladan und Elrohir bei der Rückkehr von Orkjagden immer sehr gut gebrauchen können.
„Legolas?“ Der Trupp war in einen gemächlichen Trab gefallen und Crabanion holte zu seinem Bruder auf. Legolas wandte sich zu ihm: „Ja?“ „Was tun wir, wenn wir herausfinden, wer Tharanions Mörder ist? Dort können und wollen wir uns nicht rächen. Bruchtal ist eine Stätte des Friedens.“ Legolas nickte zustimmend: „Viel zu sehr bin ich Elrond wohlgesonnen, als das ich in seinem Haus morden würde. Ein Graus wäre es mir, täte es jemand. Eher verfolge ich Tharanions Mörder, den ganzen Weg in seine Heimat. Rächen können wir uns dort sowieso nicht, aber die nächste Schlacht wird kommen. Aber wie, Crabanion, willst du an diese Informationen kommen?“ Crabanion antwortete trocken: „Frauen wissen alles. Außerdem werden selbst die verschlossensten Elben bei ein bisschen Wein gesprächig.“ Legolas legte schmunzelnd den Kopf schief: „Bei ein bisschen viel Wein meinst du? Was die Frauen betrifft, würde ich nicht zu viel wagen. Die Moreldar sitzen beinahe auf ihnen vor lauter Eifersucht. Du willst nicht, dass sie für ein bisschen Spaß mit dir büßen müssen, oder?“ Crabanion seufzte: „Da hast du Recht. Ein weiterer Grund, sie zu verabscheuen. Frauen gehören auf Händen getragen, nicht unterdrückt. Aber in Bruchtal würde ich es, was das betrifft, generell nicht übertreiben. Viel zu sehr driften unsere 'Wertvorstellungen' auseinander.“ Legolas nickte zustimmend. Crabanion sah seinen Bruder neugierig an: „An was willst du Tharanions Mörder erkennen?“
„Er wird Agardelos tragen.“

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