Liebe oder Hass?

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„Das kann nicht Euer Ernst sein!“ Er sprang auf, die gelben Augen funkelnd wie Feuer in der Nacht. Zorn und Verzweiflung zugleich flossen durch seine Adern, gleich dem Blut, dass er mit dem Mann vor ihm teilte.                   Aber dieser nippt seelenruhig an seinem Kelch, nichts an deutete auch nur an, dass er die Worte seines Sohnes gehört hatte. Moragars Zorn wuchs und sprach scharf: „Adar!“ Der König verdrehte die Augen und wandte sich seinem aufgebrachten Sohn zu. Mit kalter Stimme sprach er: „Dessen, was ich sage und verspreche, bin ich mir sicher. Deine Worte sind sinnlos, Moragar.“ Der Prinz sah seinen Vater mit einem undefinierbaren Blick an: „Sag mir nur, warum? Weder Ländereien oder Verbündete gewinnst du durch diese Heirat, gar nichts. Du könntest meine Schwester mit einem reichen Mann verheiraten, mit einem Fürsten oder gar einen König. Ihre Schönheit ist groß genug für jeden noch so wählerischen Mann. Warum verschwendest du sie an ihn ?“
König Duatharan blickte in die Ferne. Er sprach, immer noch distanziert: „Vieles weißt du in deiner Jugend noch nicht, Moragar. An welchen König soll ich deine Schwester verschachern? Unser Reich ist groß, das zweitgrößte Elbenreich in Mittelerde und besser gerüstet als jedes Menschenreich. Ich denke nicht daran, es zu vergrößern, da doch ein zu großes Reich auseinanderfällt, die Menschen beweisen es dir alle paar Jahrhunderte. Mein Reich zu vergrößern, gelüstet mich nicht. Meinen Thron zu sichern, dies beabsichtige ich.“
Sein Vater nippte an dem vergoldeten Kelch: „Weißt du, wie schnell so ein junges Mädchenherz einem jungen, starken Mann in die Hände fällt?“, fragte er. Moragar hob verwirrt die Augenbraunen. Sein Vater sprach: „Viel zu schnell glaub mir. Doch diese, scheinbar sehr…amüsante Tatsachen kann für mein Reich eine Gefahr sein.“ Duatharan stellte den Kelch ab und schweifte mit einem kurzem Blick über seinen Sohn: „Würde ich Merewyn, nur einmal angenommen, einen Prinzen aus einem anderem Elbenreich verheiraten oder würde es zulassen, würde ihrem Gemahl nach unserem Gesetz ihr Platz in der Thronfolge zustehen. Das wäre in unserem Fall der Platz nach dir, mein Sohn. Nun, willst du, dass ein Fremder oder möglicherweise ein Feind sie heiratet, dir und mir ein Messer in den Rücken sticht und König wird? Nun, wenn er mit deiner Schwester verheiratet ist, ist dies zwar unehrenvoll, aber in den Gesetzen spricht nichts dagegen.“ Moragar runzelte die Stirn und entgegnete: „Meine Schwester würde sich nie auf einen nichtmoreldirischen Mann einlassen.“ Duatharan nahm seinen Kelch wieder auf und entgegnete spöttelnd: „Du weißt nicht alles.“ Moragar hob die Augenbrauen. Was sollte sein Vaterüber Merewyn wissen, was er nicht wusste?
Nun wandte sich der König ihm zu: „Mein Freund Morhervest wird deine Schwester von jedem Mann, der ihr nicht gut tut, fernhalten. Er wird sie beschützen können und mein treuer Berater ist mir auch in der Thronfolge höchst erfreulich. Meine Entscheidung steht fest. Geh jetzt.“
Moragar ballte verzweifelt die Fäuste, doch wagte er es nicht, sich seinem Vater noch einmal zu widersetzen. So drehte er sich schweigend um und verließ die Gemächer seines Vaters. Zornig schlug er mit der Faust gegen die Wand. Ein scharfer Schmerz schoss durch sein Handgelenk und aus lauter Frust schlug er gleich nochmal zu. Ach, bei den Valar, warum taten sie das seiner kleinen Schwester an? Er lehnte sich gegen die Wand und rieb sich die Schläfen.
Er kannte Morhervest seit seiner frühsten Jugend. Er selbst hatte gesehen, wie er mit seiner ersten Ehefrau umgegangen war. Und er selbst, das wusste Moragar genau, konnte Merewyn kein bisschen helfen. Im Gesetz der Moreldar stand wortwörtlich, dass ein Mann mit seiner Frau tun und lassen konnte, was er wollte.
„ Melethron, was ist den mit dir los?“ Moragar schaute auf. Naurwen kam aus einem der Nebengänge zu ihm. Ihr rotes Haar schimmerte in der Sonne, dass durch die Fenster hereinfiel, ebenso wie ihre helle Haut. Das Kleid aus blauem Samt betonte ihre sanften Kurven und ließ die blauen Augen noch mehr strahlen. Besorgt sah sie zu ihm auf. Er seufzte und fragte: „Woher weißt du überhaupt, dass ich hier bin.“ Sie lächelte leicht: „Ich habe laute Stimmen gehört und  auf dich und deinen Vater geschlossen.“ Ihr Gesicht wurde streng und sie rügte ihn: „Lenk nicht vom Thema, was immer dein Vater mit dir besprochen hat, es gefällt dir nicht, das sehe ich von weitem.“ Moragar stieß sich von der Wand ab, legte einen Arm um ihre schmale Taille seiner Gefährtin und entfernte sich mit ihr von des Königs Gemächern. Nebenbei erklärte er: „Merewyn kommt ja in das heiratsfähige Alter.“ Naurwen sah zu ihm auf: „Ja, und weiter?“ „Morhervest ließ gestern einen merkwürdigen Kommentar mir gegenüber fallen, der mir ein bisschen zu sehr in diese Richtung ging und so fragte ich heute meinen Vater, ob er etwaige Heiratspläne für meine Schwester hätte.“ Das schöne Gesicht seiner Gefährtin verzog sich in Sorge und sie fragte leise: „Und? Hat er welche?“ Moragar antworte mit zusammengebissenen Zähnen: „Ja. Sie soll Morhervest heiraten.“ Er spürte, wie seine Gefährtin neben ihm erstarrte. Sie blieb ruckartig stehen und sah mit großen Augen zu ihm auf: „Ach ihr lieben Ainur!“ Sie lehnte sich an die Wand. Moragar tat es weh, zu sehen, wie sehr sie das traf. Aber Naurwen und seine Schwester hatten sich immer sehr gut verstanden und waren gut befreundet.
„Hast du mit ihm geredet?“ Naurwen sah ihn mit flehenden Augen an. „Ja, melamin , er meint, dies sei das Klügste.“ „Weiß sie es schon?“ Moragar hielt kurz inne und erinnerte sich an die Anspielung seiner Vaters. Du weißt nicht alles. Was soll das heißen? Hatte Merewyn etwas mit einem Mann, mit dem sie nicht haben sollte und er wusste es nicht?
„Meleth nin?“ Naurwen berührte ihm am Arm. Er strich ihr über die Wange und fragte: „Ja habe ich. Naurwen, versprich mir eines: Sag meiner Schwester nichts von dieser Verlobung.“ Der Kopf seiner Gemahlin schoss in die Höhe und sie warf ihm entgegen: „Das werde ich ganz sicher nicht. Sie hat ein Recht darauf. Warum nicht?“ Was immer seine Schwester trieb, er würde es herausfinden, das schwor sich. Wenn sie irgend so ein Waldelb als Bettwärmer benutzte…
Moragar erwiderte ausdrücklich: „Es könnte sie…in die falschen Arme treiben.“



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