Blau wie das Meer

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Rot leuchteten die Wiesen in den letzten Strahlen der sterbenden Sonne, dunkel glühten die Tannen, die um das Schlachtfeld standen. Still war es, als hätten die Vögel im Angesicht der verstümmelten Diener des Bösen ihr Lied vergessen.
Rauch, gleich den Seelen der elbischen Toten in ihrem Tanz in die Ewigkeit, stieg in den Himmel, ein letzter Zeuge von dem dunklen Feuer der Orks, dass durch die Wälder von Imladris gewütet hatte. Leichen lagen in dem langem Gras, großteils widerliche, abstoßende Körper, durchbohrt von edel geformten Pfeilen, Pfeile aus Imladris und Loriens, von dem Tawarwaith und den Moreldar.
Die Wälder rundherum waren überfüllt mit Soldaten, die ihre toten Brüder in Würde vom Feld trugen, und Helfern aus Bruchtal, die verletzten Männern aufhalfen und sie durch das kleinere Waldstück in die Gärten trugen, wo die Heiler sich der Verwundeten annahmen. Die Heiler…auch Merewyn würde unter ihnen sein.

Legolas ließ einen letzten Blick über das Schlachtfeld schweifen, bevor er sich Maelion, einem Soldaten aus Düsterwald wieder zuwandte. Der dunkelhaarige Elb lag regungslos im langen Gras. Sein graues Gewand war voll von Dreck und in sein helles Gesicht hingen wirre Strähnen seines dunklen Haars. Ein dunkler Pfeil, schwarzgefiedert und voll widerlichem Dreck steckte im blutigen Bein des Soldaten. Legolas ließ sich, als er ihn erblickte, sofort ins trockene, von Laub bedecktem, Gras fallen und kontrollierte die Atmung seines langjährigen Freundes. Schwach und keuchend war sie und schon flackerten die Lider des Elben.
„…Legolas?“ Legolas hob den Blick von der Brust des Elben zu seinem Gesicht. Zitternd hoben sich die Lieder des Kriegers und fassten seinen Führer ins Gesicht. Er murmelte schwach: „Haben wir gewonnen?“ Legolas legte seinem Freund die Hand an die Brust, als e sich erheben und wollte und antwortete mit einem kappen „Ja“. Legolas packte den Peil sorgfältig am Schaft und riss ihn gerade aus dem Bein. Maelion stieß einen kurzen, gepeinigten Schrei auf und ließ daraufhin seinen Kopf müde ins Gras zurücksinken.
„Maelion“, flüsterte Legolas sanft, „ich muss dich ins Lager tragen.“ Schwach öffneten sich die Lippen des Elben und er fragte leise: „War der Pfeil vergiftet?“ Legolas seufzte: „Ja, dass war er. Wir müssen ins Krankenlager, komm schon.“ Ohne sich die Angst wegen der Ausbreitung des Giftes anmerken zu lassen, packte er den Arm seines Freundes.
Der dunkelhaarige Elb biss die Zähne zusammen, als Legolas ihn wortlos auf die Beine zog und doch konnte er einen leisen Aufschrei nicht unterdrücken. Er versuchte, auf das Bein aufzutreten. Legolas musterte ihn stumm und sprach ungeduldig: „Ich muss dich stützen, sieh es ein.“
Der sonst starke, aber nun vom Blutverlust gekennzeichnete und zitternde Elb zögerte einen Moment, aber sah Legolas fest an und erwiderte ohne jede Überzeugungskraft: „Ich kann alleine gehen, Herr.“ Legolas kannte diesen lästigen Elben, der zu seinen besten Freunden zählte, schon seit vielen Jahren und bis jetzt hatte es bei jeder erdenklichen Schlacht die gleiche endlose Diskussion gegeben.
Er antwortete nicht ohne die Spur eines Schmunzeln: „Da wären schon wieder, mellon nin. Meinst du nicht, es sein besser, sich gleich stützen zu lassen, als sich nach fünf Schritten beweisen lassen zu müssen, dass du nicht gehen kann mit einem Pfeil im Bein?“ In Maelions schmerzverzerrte Miene mischte sich Ergebenheit: „Bring mich einfach nur zu den verdammten Heilern, Legolas, und wenn du mich unbedingt tragen willst.“
„Na, geht doch.“ Legolas packte den Arm seines Freundes und hob ihn auf halb auf seine Schultern. Knirschend brachen Äste unter den Füßen der beiden Elben, als sie sich auf den Waldweg begaben. Schreie von schwer verletzen Elben lagen in der Luft, so wie Gesprächsfetzen und Siegeslieder. Da dort beseitigten Diener und Hofdamen Bruchtals das Blut und die Leichen. Waffen, egal ob von Feind oder Freund, wurden eingesammelt und erstere verbrannt. Stumm wurde die Ordnung wiederhergestellt.
„Legolas?“ Legolas wandte sich von seinen Beobachtungen zu seinem Freund, der von Schritt zu Schritt langsamer wurde. „Was ist jetzt mir ihr ? Wir reisen in zwei Tagen ab, mellon nin.“ Legolas hob die Augenbrauen. Er wusste ganz genau, wenn der Elb meinte. „Mit wem?“, fragte er, hoffend, um das Thema herumzukommen.
„Halte mich nicht für blöd“, die Augen Maelions verloren auch mit dem Schleier von Schmerz, der um sie lag, nicht von ihrer Eindringlichkeit, „wir wissen beide, um wen es geht.“Legolas kniff die Lippen zusammen und sparte sich eine Antwort.
Schon seit einigen Tagen hatten er und Merewyn nicht mehr miteinander geredet.
„Seit wann habt ihr nicht mehr miteinander geredet?“ Die Hoffnung, dass Maelion den Mund hielt, wenn es besser für ihn war, war natürlich vergeblich gewesen. „Seit der Benachrichtigung wegen Meril en Taur?“ Maelion packte seinen Arm fester. Legolas seufzte und antwortete: „Nein, seit dem Vorfall vor ein paar Tagen. Warum, Maelion, glaube ich Moragars Behauptung wegen Meril en Taur? Merewyn hat geschworen, dass ihr Bruder das Schwert meines Bruders vor ein paar Monaten verloren hat. Sie lügt nicht.“ Maelion neigte nachdenklich den Kopf. Er bohrte nach: „Nun, wenn euch das nicht abhält, was tut es dann? Normalerweise hält dich nichts auf dieser armseligen Welt davon ab, deinen Kopf durchzusetzen.“
Legolas seufzte tief und gab schließlich zu: „Die letzten Tage habe ich Merewyn nur in der Begleitung ihres wunderbaren Bruders gesehen.“ Maelion kicherte leise: „ Herr Moragar hält dich von etwas ab?“ Legolas warf seinem Freund einen verärgerten Blick zu und gab zu: „Es geht nicht um mich oder um ihn, du Narr. Ich will nicht, dass ihr etwas passiert.“

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