Blutige Rubine

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Schwarz deckte die Nacht den Wald zu. Leise vernahm er das Heulen eines Wolfes, voller Schmerz und Sehnsucht zum strahlenden Mond. Ein Klang von einer solchen Schönheit und Traurigkeit. Crabanion seufzte tief und wandte sich weg vom riesigen Fenster hin zu den Männern, die versammelt am Tisch saßen.
Das Licht mehrere fackelnder Kerzen tauchte den edlen Raum in ein goldenes Licht und ließ die Weingläsern der Herren schimmern wie blutige Rubine.
Blutige Rubine…wie jene Rubine, die Glawariel einmal schenken wollte. Er wusste noch, wie er ihr das Collier umlegen wollte. Doch sie hatte lächelnd seine Hand festgehalten.
„Schenk sie mir, wenn unser Kind geboren ist,“, hatte sie geflüstert. Crabanion erinnerte sich schmunzelnd, wie er erstarrt war, die Augen so weit aufgerissen, das sein kleiner Stern zu lachen begonnen hatte. Der Prinz erinnerte sich, wie sehr ihre Augen geleuchtet hatten, als er ihr versprochen hatte, sie zu beschützen. Ihr Kind zu beschützen. Gedankenverloren griff zu dem Collier, was er in eine Brusttasche, nahe seinem Herzen, trug. Er strich über die kantigen Steine, welche rot im Licht des Mondes glänzten. Sie hatte nur wenige seiner Geschenke angenommen. Nur ein smaragdgrünes Armband hatte sie zugelassen. Vermutlich lag es mit ihr unter der Erde.
Ein saure Fontäne von Trauer und Wut zugleich schoss in ihm hoch. Er ballte die Hand zur Faust und spürte, wie sich die kantigen roten Steine in seine Hand gruben. Ich habe euch nicht beschützen können. Aber ich werde euch rächen.
„Herr, werdet Ihr uns heute noch aufklären, warum Ihr uns in Eure Gemächer bestellt habt?“
Crabanion drehte sich um. Die Herren, die sich seiner Einladung wegen auf dem Tisch versammelt hatten, waren alle hohen Generäle der Armee, die eigene Truppen besaßen. Hohe Generäle, die für ihre eigenen Machtspiele und Intrigen bekannt waren. Männer, mit denen er normalerweise nicht verkehrte, da er ihre Gier und ihre Selbstsucht verabscheute. Aber, so musste er sich bitter eingestehen, brauchte er sie. Jene, die sich schon bereit erklärt hatten, mit ihm zu reiten, waren bei weitem nicht genug, um das Reich der Moreldar in die Knie zu zwingen.
Würden allerdings diese Generäle zustimmen…
Crabanion lehnte sich gegen die Wand und erwiderte die neugierigen Blicke der Adeligen.
Da saßen sie, alle miteinander an einem Tisch. Duathagun, der kluge Ausländer und Glawarfain, der blonde Hüne. Mereion, der Reiche und Glormir, der Krieger. Morrohir und Haered, Dunion und Avad. Und in ihrer Mitte, wie konnte es schon anders sein, sein eigener Bruder, Asgarion, der jüngste Bastardsohn Thranduils. Wie das Licht eines Blitzes leuchtete sein Haar im Kerzenschein. Seine Augen, voll von Hass und widerwilliger Neugier, durchbohrten in wie Dolche. Er war bekannt als einer der grausamsten Krieger des Reiches, im ewigen Zorn, kein Recht auf die Thronfolge zu haben. Neben ihm, seine Lieblingsfürsten, Ablad und Armun.
Und er, der Bastardprinz. Crabanion  musste sich ein bitteres Lachen verkneifen. Die korruptesten und machtgierigsten Hunde des Reichen, friedlich miteinander vereint an einem Tisch. Man mochte es nicht glauben.
Er begann:
„Sicherlich habt Ihr schon von der Aufhebung der Kampfhandlungen gegen unseren Erzfeind gehört, eine Tatsache, die mir aufrichtig Sorgen bereitet“, Crabanion machte eine kurze Pause, „Wir alle wissen, dass die Moreldar, die uns schon vor Jahrhunderten listig und feige Teile unseres Landes nahmen, niemals wahrlich Frieden haben wollen. Sie werden unsere Großzügigkeit und Friedensfertigkeit ausnützen. Während wir mit den Feinden der Menschen beschäftigt sind, werden sie fleißig weiter an unseren Grenzen brandschatzen und eure Lehen verwüsten.“
Unter den Männern der Armee erhob sich ein leises Flüstern. Keinen von diesen Männer scherte das Volk in dieser Sache, aber wenn‘s an die Abgaben ging…
Lauter fuhr er fort: „Ihr habt gehört, was sie in Meril en Taur angerichtet haben. Sie haben kleine Kinder, unsere Nachkommen, aus den Armen ihrer Mütter gerissen, unsere hilflosen, jungen Mädchen geschändet. Sie haben unsere Brüder im Kampf auf Bäume gehängt wie Diebe und haben unser Land verwüstet. Lassen wir uns das gefallen? Wir, das gefürchteste Elbenvolk von Mittelerde? Vermutlich lachen sie über uns.“
Einige der Generäle warfen ihm nachdenkliche Blicke zu. Nein, verlacht wurden sie nicht gerne.
Doch einer unter ihnen, ein großer, starker Mann mit schwarzem Haar und vernarbte Wange, Mereion, warf kritisch ein: „Unser König sagte uns, die Moreldar seien es nicht gewesen.“
Crabanion antwortete: „Unseres großen Königs Herz ist gnädig. Er meinte nicht, das ein Volk, mit dem wir Frieden schlossen, sich so grausam gegen uns wenden würde.“
Der dunkle Mann knurrte: „Ich weiß nicht, ob Ihr mich richtig versteht, aber ich will Beweise sehen.“
Nun, normalerweise schert dich das nicht, Mereion, du falscher Hund, ,dachte er wütend, der du ein ganzes Menschendorf hingerichtet hast, weil es angeblich deine Grenze überschritten hat.
Crabanion hob die gefundene Schrift vom Fensterbrett. Wieder und wieder hatte er versucht, sie durch den lasgalischen Dialekt zu verstehen. Dass der moreldirische doch so anders war, hätte er nicht gedacht.
„Hier“, er warf das Stück zu dem vernarbten General, „für die Misstrauischen unter euch.“
Der Mann hob das Schriftstück mit gerunzelter Stirn auf und betrachtete es. Für einige Herzschläge trat Stille ein.
Dann sprach der Hauptmann kalt: „Ja, es ist ihr Siegel…seid Ihr Euch wirklich sicher, das sie es waren?“
Der scheinheilig Frage berührte ihn wider Willen. Was ist, wenn sie es wirklich nicht gewesen waren? Wenn er Unschuldige für einen ungerechten Krieg opfern würde? Er schüttelte sich kurz und warf die Zweifel ab. Natürlich waren sie es gewesen, wer den sonst?
Hoffend, dass man sein Zögern nicht gesehen hatte, antwortete er standfest: „Ja, ich versichere es euch.“
Sein Bruder, Asgarion bedachte ihn mit einem scharfsinnigen Blick: „Und nun, hoher Prinz, bittet Ihr uns, mit unseren Truppen nicht nach Angmar zu ziehen, wie es befohlen war, sondern mit Euch ins Reich der Moreldar. Ihr verlangt viel. Was springt da raus?“
Die eisblauen Augen funkelten höhnisch. Nie hatte er es verkraftet, der am wenigsten geliebte Sohn ihrer beider Vater zu sein.
Crabanion fasste ihn fest ins Auge: „In Angmar trefft Ihr ein paar arme Orks, die es auf die Menschen abgesehen haben. Sagt mir, wie lange beschützen wir jetzt schon die Menschen? Sind wir uns ehrlich, sie sterben sowieso. Ob heute, ob morgen, wen kümmert es? In ihren kurzen Leben tun sie nichts anderes als streiten und unnötige Kriege zu führen. Warum beschützen wir sie den beständig, ziehen sogar ihren Schutz unserem eigenen und den unserer Landsleute vor?“
Das überzeugte sie nicht, dass wusste er ohne in ihre Gesichter zu blicken. So wollten Beute sehen.
Crabanion warf ihnen einen glühenden Blick: „Kämpft gegen Angmar und rettet ein paar undankbare Menschen, wenn ihr wollt. Kehrt mit leeren Händen heim. Oder…“, er warf ihnen ein kleines Lächeln zu, „kämpft mit mir gegen unsere wahren Feinde, rettet eure Familie, eure Frauen, Töchter und Söhne und erbt die reichen Fürstentümer der Ratsherren der Moreldar.“ Er sah deutlich, wie sich einige vorlehnten. Sinnierend fuhr er fort: „Länder von Reichtum, Ernte und starkem Volk. Nehmt es euch. Nehmt euch, was euch zusteht. Nehmt euch ihr Land, ihre Reichtümer, ihre Frauen und all ihr Hab und Gut.“
Die unverhohlene Gier spiegelte sich in den Gesichtern der Männer. Noch bevor sie ihr Wort gaben, wusste Crabanion, das sie zustimmten

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 22, 2018 ⏰

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