U-egla

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Crabanion leerte zornig noch einen Kelch, während er sich die schmerzenden Schläfen rieb.
Rote Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne fielen durch die ausschweifenden Fenster im Gemach des ‚Bastardprinzen‘. Bastardprinz…, so hatte ihn Moragar bei der gestrigen Verhandlung genannt, die wie die letzten nur zu Streit zwischen den zwei Völkern geführt hatte. Ein Beiname, der auf grausame Weise die Wahrheit sprach.
Leise, melancholische Gesänge der Vogel verabschiedeten den Tag. Er leerte noch ein Kelch und füllte wie gezwungen den nächsten.
Bei den Valar, wenn er weitertrank, was er nur zu gerne tun würde, würde er es morgen beim Rat bereuen. Mit der Schlägerei mit einem Moreldir vor ein paar Tagen hatte er genug Narr aus sich gemacht, betrunken zum Rat erscheinen würde dem den Rest geben. Er ballte die Hand zur Faust.
Warum? Warum dieses Dorf? Diese Grausamkeit, die sein Vater freundlicherweise so ausführlich im Brief beschrieben hatte. War sie auch tot? Es war zu vermuten, welcher Valar war ihm gegenüber schon gnädig genug gewesen, um die von ihm Geliebten zu beschützen.
Mit dem nächsten Kelch sprangen seine inzwischen vernebelten Gedanken zu ihren ärgsten Feinden hier. Sie. Sie waren schuld an allem. Sie schworen, es nicht gewesen sein, obwohl alles, wirklich alles daraufhin deutete. Wenn schon das nicht genug war, dann das Schwert. Das Schwert seines Bruders, das Moragar all die Jahre getragen hatte, eine Demütigung seines Bruders und seines Volkes. Wie sollte es in das Dorf seiner Geliebten kommen, wenn nicht die Moreldar angegriffen hatten?
Moragar schwor, es bei einem Kampf gegen raubenende Elben vor ein paar Monaten verloren hatte. Lügner. Crabanion füllte den nächsten Kelch und setze seine Lippen daran. Vernebelt kam ihm sein Ärger auf seinen Bruder in den Sinn. Legolas glaubte Moragar, vermutete, dass der Angriff von jemand anderem kam. Er zürnte Moragar nur wegen dem verdammten Schwert. Gerade Legolas, der den Moreldar normalerweise die ganze Schlechtigkeit der Welt anhängen würde.
Es klopft. Na, wenn man von ihm sprach… „Herein“, rief er und versuchte, sich ordentlich hinzusetzen.
„Hast du dich schon wieder volllaufen lassen?“ Der spöttelnden Ton seines Bruders, der sich auf einen Stuhl ihm gegenüber fallen lassen hatte und sich gerade einen Kelch eingoß, ärgerte ihn, doch war zu müde, als irgendetwas dazu zu sagen. Irgendwo in seinem vernebeltem Kopf wurde ihm klar, dass es eine schlechte Idee gewesen war, den stärksten Wein aufzumachen.
„Crabanion? Was geht vonstatten mit dir?“ Er spürte den irritierten Blick auf sich. „Is-Ist es etwas Neues, dass ich trinke?“ „Aber nicht bei anstehenden Ratsversammlungen, wo es unsere Aufgabe ist, das Beste für unser Volk herauszuschlagen. Wo wir schon bei Schlagen sind“, der Ton seines Bruders wurde aufgebrachter, den er im Moment nur durch seine Arme hörte, auf die er seinen Kopf gebettet hatte, „musstest du dich mit diesem Idioten prügeln?“ „Was interessiert es dich, mit wem ich mich prügle?“ „Normalerweise interessiert es mich herzlich wenig, das kannst du mir glauben.“
Legolas trat ihn unter dem Tisch und er hob den Kopf. Ein verschwommenes Bild vom Gesicht seines Bruder erschien vor seinem Gesicht. Dieser wirkte wütend und dennoch meinte Crabanions Verstand ein kleinen Funken Sorge in den Augen des Thronfolgers zu sehen.
„Was ist los mir dir?“ Er spürte die Arme, ihn hochhoben. Der Prinz wollte sich wehren, doch im betrunkenen Zustand war er schwächer wie sein jüngerer Bruder, der nur wegen seiner ehelichen Herkunft Thronfolger war.
Crabanion spürte etwas Weiches an seinem Kopf. Der Polster des riesigen Bettes. Er meinte, seinen Bruder seufzen zu hören. Plötzlich stieg in der angenehmen Leere Scham auf. In jener Leere in der zuvor sie gewesen war…

Legolas sah besorgt auf seinen Bruder nieder, der still und regungslos im Bett lag und inzwischen keinen Laut mehr von sich gab. Bleich war er und still in den letzten Tagen. Er trank, sonst tat er nichts mehr. Genau genommen seit jenem Tag vor einem halben Mond, an dem er Bote seines Vaters mit der Schreckensbotschaft gekommen war. Legolas ließ sich an die Bettkante sinken. Natürlich war ein solch grausamer Angriff auf ein Dorf bedauernswert und Legolas selbst hatte sich geschworen, jenen grausamen Wesen, die Kinder und Frauen ermordeten, die Rache des Waldlandreiches zu lehren. Doch war dies wirklich das, was seinem Bruder so sehr zusetzte?
Nach einer Weile in Stille an der Seite Crabanions wollte Legolas sich von der Bettkante stoßen, als ein leises Wort aus dem Mund seines bedauernswerten Bruders erklang.
„Glawariel, mir nin,u-egla nin.“

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