* Kapitel 1 ✓ ✓

289 32 26
                                    

6 Jahre später ...

Ich band mir mein störrisches Haar zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen und drehte mich anschließend herum. Schnell packte ich mir meine Sporttasche und warf sie über meine Schulter. „Bereit Talya?", ertönte die Stimme meiner besten Freundin.Ihre Stimme hörte sich wie die eines Engels an. Vielleicht war sie ja auch einer.

Aber durchaus lag es auch nur daran, dass sie Sängerin war.

Sie steckte ihren Kopf zur Tür herein und schenkte mir ein breites Lächeln. Ihre vollen Lippen verzogen sich dabei, sodass ihre Mundwinkel bis zu ihren Ohren reichten.

„Du bist manchmal schrecklich ungeduldig Anna!", erwiderte ich augenverdrehend.

Sie schwang ihren eigenen blonden Pferdeschwanz hin und her, als sie den Kopf schüttelte. „Sonst tritt dir doch keiner in den Hintern!"

Da hatte sie wohl recht.

Leider hatte ich die Angewohnheit alles in die Länge ziehen zu müssen, was mich oft in unangenehme Situationen brachte und auch dazu öfter mal zu spät zu kommen. Schnellen Schrittes ging ich auf die Tür zu und schloss diese hinter mir.

„Ich denke ich bin soweit!"

„Du machst aus jedem Training ein Erlebnis", meinte Anna und kniff mir in die Wangen. Leider hatte ich mein Babyspeck nie abtrainieren können.

Dafür sahen unsere Körper umso besser aus. Schon seit wir acht Jahre alt waren, trainierten wir hart. Wir hatten zwar weibliche Kurven, aber auch Muskeln. Kein Gramm an Fett war bei uns anzutreffen.

Gemeinsam streiften wir durch die Flure der Academy.

„Wie viel Zeit haben wir noch zu Beginn?", erkundigte ich mich bei meiner besten Freundin und schaute über ihre Schulter. Sie tippte an ihrem Handy herum, weswegen ich versuchte die Uhrzeit auszumachen.

Empört presste sie es sich an die Brust. „Genug, du Spannerin!"

Anna war ein Stück kleiner als ich, weswegen ich leicht auf ihr Display schauen konnte ohne mir große Mühe geben zu müssen. „Du musst es ja wissen, Miss Überpünktlich", gab ich brummend zurück.

„Ich will eben keinen schlechten Eindruck bei den Lehrern hinterlassen!", gab sie genauso störrisch zurück, ohne von ihrem Handy aufzusehen oder gar aufhören zu tippen.

Zu gerne hätte ich ebenfalls ein richtiges Handy, ein Smartphone um genau zu sein. Aber mein Vater hatte es mir verboten. Das einzige Kommunikationsmittel meinerseits war ein altes Telekom Handy welches nur SMS verschicken und Anrufe tätigen konnte. Nichts sonderlich Spektakuläres.

Deswegen beneidete ich Anna in einigen Augenblicken.

Aber manchmal fand ich es auch einfach nur nervig, wie ihr Blick ständig an diesem Stück Plastik hing und mich deswegen nicht beachtete.

Außerdem wurde man dadurch unvorsichtig. So wie in dem Augenblick als wir um die Ecke bogen.

Hätte ich meine Freundin nicht bei den Schultern gepackt und zur Seite gedreht, wäre sie direkt in einen anderen Schüler gekracht. Überrascht blickte sie auf. „Habe ich was verpasst?"

Ich schüttelte nur fassungslos den Kopf und deutete nach vorne.

Schmunzelnd steckte sie endlich ihr Handy weg und steckte stattdessen ihre Finger unter den Gürtel ihrer eigenen Sporttasche.

„Manchmal ziehst du echt ein Gesicht Ty", meinte sie kichernd. Ich zuckte lediglich mit den Schultern. Mochte vielleicht sein, dass ich ab und zu einfach zu ernst war. Aber es war eine Eigenschaft die mir mein Vater eingetrichtert hatte.

Pearl Academy - Die Schatten unserer selbst #Lichteraward2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt