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Völlig aus der Fassung gebracht blickte ich ihm hinterher. Er rannte in das Waldstück und sein lautes Kreischen wurde von den Bäumen verschluckt.

Ich schüttelte langsam den Kopf, als mich plötzlich ein unbeschreibliches Reuegefühl überkam!

Pattons!

Er war schon seit Stunden in diesem Wald und wartete auf mich, da ich ihm versprochen hatte, bald mit ein paar Ersthelfern zurückkehren, um ihn in das Lager zurückzutragen.

Sofort sprang auch ich vom Lagerfeuer auf und rannte Liam hinterher in den Wald, in welchem Pattons schon sein letztes Abendmahl zelebrierte, fürchtete ich.

Während ich so sprintete, malte ich mir die schlimmsten Horrorszenarien aus, was mit Patti dort im Wald passiert sein könnte.

Er hätte von einem Tier angegriffen werden können.

Er hätte sich verirren können, während er verzweifelt um Hilfe schrie und nach mir Ausschau hielt.

Er hätte an einem Herzinfarkt sterben können.

Er hätte auch einfach aus lauter Angst an multiplen Organversagen umkommen können.

Und warum? Weil ich nicht in der Lage war, im zu helfen! Weil ich es nicht einmal schaffte, mir etwas für fünf Minuten zu merken! Weil ich mich verantwortungslos verhalten habe und lieber mit den anderen V-Rittern am Lagerfeuer redete.

Je weiter ich in den Wald lief, desto mehr Hassgefühle entwickelte ich für mich selbst, da ich erwartete, bald nur noch Patti's Leiche zu finden.

Es war stockdunkel, also verlor auch ich die Orientierung und Donald fand ich schon überhaupt nicht, wodurch ich nur noch verzweifelter und wütender wurde.

"Donald! Wo bist du?", brüllte ich in das schwarze Nichts und hoffte eigentlich auf keine Antwort mehr, da es schon seit gut 2 Stunden Nacht war und er diesen Zeitraum unmöglich erleben konnte.

"Anne, komm hier her!", es war Liam!

Meine Sinnesorgane arbeiteten sofort zusammen in einem Team, wodurch mein Gehörsinn meinem Sehsinn klar machte, wo sich Liam befinden musste.

Somit folgte ich seiner Stimme und erkannte seine Silhouette.

Liam hatte sich auf den Boden gekniet und rüttelte an einem mir noch nicht erkenntlichen Objekt.

"Pattons! Wachen Sie auf!", befahl Liam und ich kam ihm schnell zur Seite.

Ich legte eine Hand auf Liams Arm und fragte "Ist er tot?", doch der Sanitäter des V-Trupps schlug mir mit einem "Fass mich nicht an!" die Hand weg.

Kurz blickte er mich angeekelt an und wand sich wieder seinem Vorgesetzten zu.

Ich konnte nicht lange über Liams Missmut nachdenken, da mich nun nur Patti beschäftigte. Ich lehnte meine Stirn an seine und flüsterte immer wieder weinend: "Donald, wach doch auf! Es tut mir so schrecklich Leid!"

Liam entfernte sich ein paar Meter von uns, um zu gewährleisten, dass Pattons und ich diesen intimen Moment ungestört teilen konnten.

Ich strich ihm über sein gelbes Haar, als er plötzlich ein ohrenbetäubendes Grunzen von sich gab.

So süß...

"Oh, Patti! Du lebst!", freudestrahlend blickte ich in seine milchigen Augen.

Pattons blinzelte oft und sah mir verwirrt in die Augen. Sein Blick wechselte von mir und der Dunkelheit des Waldes hin und her.

"Hhg...", er schloss die Augen für eine Sekunde und machte sie dann theatralisch wieder auf "Höhhh...".

"Wer bist du?", fragte er mich und brach damit mein Herz in siebendtauseneinhundertachtunddreißig Stücke. Er konnte sich also nicht mehr an mich erinnern.

"Ei... ei äm se Änn!", schluchzte ich verzweifelt und hoffte, ihn somit in alten Erinnerungen an eine gute, frühere Zeit voller Freude mit mir schwelgen zu lassen.

Kurz riss er die Augen auf und entdeckte dann Liam.

"Liam! Wie gut, dass du da bist! Bring mich bitte schnell nach Hause, es ist so dunkel." Pattons wischte sich eine Träne aus dem Auge und hielt Liam seine Arme entgegen.

Er hob ihn hoch und merkte bald, dass auch seine Kraftreserven für einen solchen Personentransport nicht mehr ausreichen würden.

"Hilf mir, aber fass mich ja nicht an, du Jungfräulein!", pampte er mir entgegen, aber ich half ihm dennoch, denn Patti musste so schnell wie möglich nach Hause.

Pattons stand neben Liam und hatte einen Arm um seinen Ritter geschlungen. Ich trat an die andere Seite, sodass mein Donald in unserer Mitte war. Auch um meinen Hals legte er einen Arm und Liam und ich hoben jeweils ein Bein von ihm an seiner Kniebeuge nach oben.

So traten wir den Heimweg an, welcher bis auf Pattis Schmerzensschreie, wenn Liam und ich uns zu weit auseinander bewegten, wodurch es an seinem Schritt spannte, ohne Komplikationen verlief.

"Endlich geschafft..", pustete Liam, als wir unseren Truppenanführer, der bereits schlief, in sein Zelt legten.

"Ich gehe jetzt, denn meine Aufgabe ist getan und ich werde nur so viel Zeit wie nötig mit unpenetrierten Menschen wie dir verbringen."

Traurig nickte ich, als er mich mit Pattons alleine ließ.

Und in dieser Nacht fasste ich einen folgenreichen Entschluss: Ich, Annemarie Dorner, würde so bald wie möglich meine Unschuld und Reinheit an die schlafende Schönheit neben mir verlieren...

MY OWN VIBRATOR (überarbeitet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt