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+++Filips Sicht+++

Ich war froh, dass Raffi mir Mut zugesprochen hatte und es nicht total bescheuert fand, dass ich mich in Lara verliebt hatte. Ein letztes Mal warf ich einen Blick aus dem Fenster. Lara hatte mittlerweile begonnen, sich warmzumachen. Sie trug ein schwarzes Trikot mit der Nummer 39. Ich vermutete, dass es ihr Aufwärmtrikot von Mönkeberg war. Von Raffi wusste ich, dass Lara am 03.09. Geburtstag hatte, deswegen die 39. Es war schon irgendwie cool, dass wir die gleiche Nummer hatten. Ich atmete tief durch und wandte den Blick ab. Dann ging ich zurück in die Halle, blieb aber im Türrahmen stehen. Von dort beobachtete ich sie ein bisschen. Lara hatte mich noch nicht bemerkt, so vertieft war sie in ihr Training. Nach einer Zeit setzte ich mich an die Kante in die Nähe ihrer Tasche. Lara hatte die Warmlaufphase beendet und kam auf mich zu. Okay, wahrscheinlich wollte sie zu ihrer Tasche. Ich erhob mich. Auf einmal blieb Lara stehen. „Na", sagte ich verlegen. Ich hätte jetzt gerne Hosentaschen gehabt, in die ich meine Hände stecken könnte, doch ich trug immer noch Sportsachen. „Hey", antwortete sie leicht außer Atem. Es entstand eine kurze Pause, in der niemand etwas sagte. „Was machst du denn noch hier? Ist euer Training nicht schon längst vorbei?", fragte sie schließlich. „Doch schon, aber ich hab auf dem Weg nach draußen noch Licht hier gesehen und habe mich gewundert, weil die Jungs alle schon weg sind. Aber was machst du hier?" „Training ist bei uns mal wieder ausgefallen und ich wollte trotzdem trainieren. Steffen meinte mal, dass eure Halle immer offen ist und auch Alfred hatte mir schon oft angeboten, hier zu trainieren." „Achso klar. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich mit dir zusammen trainiere?", fragte ich nervös.


+++Laras Sicht+++

„Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich mit dir zusammen trainiere?", fragte er. Ich sah, wie nervös er war. Das brachte mich ein bisschen aus der Bahn, aber ich fing mich schnell wieder. „Klar! Wenn du noch nicht genug hast, ich mein, immerhin hattest du heute schon Training", antwortete ich schnell. „Ich muss ja nicht alles mitmachen!", erwiderte er lächelnd. Ich fragte mich, ob mein Bruder schon mit Filip gesprochen hatte, verdrängte diesen Gedanken aber schnell. Immerhin wollte ich trainieren und so wie es im Moment aussah, würde ich das mit demjenigen tun, für den ich schon länger mehr als nur Freundschaft empfand. Nachdem ich einige Dehnübungen absolviert hatte, fingen wir langsam an uns einzupassen. Oder besser, mich einzupassen, denn Filip hatte heute ja schon viele Pässe gespielt. Danach schlug er vor, ein bisschen Eins-gegen-Eins zu machen. Ich zögerte kurz, denn mir war klar, dass er viel besser war als ich. Als ich dann doch zustimmte, konnte ich die Zweifel schnell beiseiteschieben, denn Filip spielte so, dass ich locker mithalten konnte. Nach einiger Zeit legten wir eine kurze Trinkpause ein. „Kommst du Freitag eigentlich auch?", fragte er beiläufig. „Ich versuche es. Hab vorher noch eine Lesung an der Uni und weiß nicht, ob ich es rechtzeitig schaffe" „Wann bist du denn fertig? Ich könnte dich sonst abholen!" „Aber du musst dich doch aufwärmen... Ich nehme den Bus, das ist einfacher!", erwiderte ich. „Ach komm, sag mir doch erstmal, wann du fertig bist. Dann entscheide ich, ob ich das schaffe oder nicht!" Er war so süß! „Die Lesung endet um 17.45, dann bin ich um 18.00 draußen!" „Wir müssen um 18.45 an der Halle sein. Das schaff ich locker! Hast du dann schon was gegessen?" „Ne, das würde ich dann in der Halle machen! Lieb von dir, dass du mich abholst!" „Ist doch klar! Das ist mir lieber, als wenn du mit diesem vollgestopften Bus fahren musst!" Ich konnte gar nicht mehr aufhören, zu lächeln. Wir arbeiteten uns noch durch verschiedene Übungen und beendeten das Training mit einer Art 7-Meter-Werfen. Vollkommen zufrieden gingen wir dann duschen. Auf dem Gang verabschiedeten wir uns voneinander. Als wir uns umarmten, zitterte ich vor Glück. Da Filip von Alfred den Auftrag bekommen hatte, abzuschließen, beeilte ich mich fertig zu werden. Trotzdem stand er schon draußen, als ich fertig war. Geduldig blickte er mir entgegen. „Ciao Lara, wir sehen uns spätestens Freitag! Bin um kurz vor sechs vor der Uni! Schreib mir, wenn etwas dazwischen kommt!" „Klar mach ich! Bis dann!" Ich stieg in meinen kleinen Golf und fuhr nach Hause. Dort wartete Steffen schon auf mich.


+++Raffis Sicht+++

Ich hörte wie unten eine Autotür klappte und lief die Treppe hinunter. Das konnte nur Lara sein. Ich setzte mich aufs Sofa. Wenig später kam sie rein. „Hey! Wie wars?", fragte ich neugierig. „Gut!", sagte sie. Ihre Augen strahlten. „Aha?" „Jap! Filip holt mich Freitag von der Uni ab. Dann schaffe ich das rechtzeitig zu eurem Spiel!" „Sehr cool! Hat er mit dir trainiert?" „Ja, hat voll Spaß gemacht!" „Das freut mich. Ich hab dein Essen im Ofen gelassen, das müsste noch warm sein!" „Du bist ein Schatz! Danke! Gegen wen spielt ihr Freitag nochmal?" Während sie das sagte, füllte sie sich einen Teller mit Nudelauflauf. „Löwen", erwiderte ich. „Uh, das wird hart! Aber ihr schafft das!" „Klar, schließlich bist du mit da!" „Haha", sie versuchte ernst zu bleiben, konnte sich das Lachen dann aber doch nicht verkneifen. Auf dem Weg zum Esstisch tanzte sie. Ich hatte meine Schwester lange nicht mehr so glücklich und gelöst erlebt wie heute Abend. Ich setzte mich zu ihr. Gemeinsam besprachen wir, was wir den Rest des Abends machen wollten und einigten uns auf einen gemütlichen DVD-Abend. Doch bereits in der Mitte des ersten Films schlief Lara neben mir ein. Als der Film zu Ende war und sie nicht wieder aufgewacht war, trug ich sie nach oben, legte sie in ihr Bett und deckte sie zu. „Schlaf gut, Schwesterherz", flüsterte ich, bevor ich ging. Anschließend räumte ich das Wohnzimmer auf und ging dann auch ins Bett.

Es reicht eine HalbzeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt