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Es war verdammt kalt. Ich ging auf den Parkplatz und lehnte mich an Filips Auto. Dann zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche. Meine Finger zitterten vor Kälte, aber auch vor Angst und Anspannung, als ich Filip schrieb, dass ich nicht runter kommen würde. Ich wusste, dass er es verstehen würde, nur hoffte ich, dass er nicht allzu lange Bilder machte. Mir wurde immer kälter. Verzweifelt musste ich immer wieder an die Szene denken, in der Steffen sich verletzt hatte. Mir kamen wieder die Tränen. Diesmal hielt ich sie nicht zurück. Es tat gut zu weinen. Ich wusste nicht, wie lange ich schon da stand, als Filip endlich aus der Halle kam. Mittlerweile war ich komplett durchgefroren. Filip lief die letzten Meter zu mir und nahm mich in den Arm. Ich zitterte immer noch, also gab er mir seine Jacke und öffnete mir die Autotür. Ich wollte so viel sagen, aber ich hatte einen riesigen Kloß im Hals. Also antwortete ich möglichst kurz auf Filips Fragen. Immer wieder blickte ich auf mein Handy, in der Hoffnung, dass Steffen mittlerweile seine Mailbox abgehört hatte. Ich hatte ihm eine Nachricht hinterlassen: „Hey Steffen, wie geht's dir? Melde dich bitte, sobald du das hier hörst! Wenn du länger im Krankenhaus bleiben musst, mach dir keine Sorgen, ich komm schon klar. Hab dich lieb, großer Bruder!" Ich hatte mir große Mühe gegeben, nicht zu weinen während ich das sagte, aber es hatte nicht so ganz geklappt.


+++Filips Sicht (während des Spiels)+++

„Fuck, fuck, fuck!", sagte ich zu mir selber. Das hatte nicht gut ausgesehen, wie Raffi da hingefallen war. Warum konnte Andy auch nicht seine Finger von ihm lassen? Ich lief zu Raffi. Er lag zusammengekrümmt auf dem Boden und hatte ein schmerzverzehrtes Gesicht. Ich kniete mich neben ihn. „Ich hab so krasse Schmerzen, Filip", sagte er als er mich erblickte, „mein linkes Knie fühlt sich komplett im Arsch an und mein Kopf dröhnt. Au!", schrie er als Frank versuchte, sein Bein zu bewegen. „Scheiße Raffi! Das hört sich nicht gut an!" „Ich weiß. Ich hab so Angst. Nicht nur um mein Bein, sondern auch, dass Lara das nicht verkraftet..." „Mach dir keine Sorgen! Ich kümmere mich um sie!" Die Sanitäter kamen und drängten Frank, Detlev und mich beiseite. „Halt die Ohren steif!", konnte ich gerade noch so sagen. „Danke Bro!" Zusammen mit den beiden Ärzten ging ich zurück zur Bank. Rune warf mir einen fragenden Blick zu und ich schüttelte unmerklich den Kopf. Dann hörte ich, wie Frank mit Alfred sprach: „Das sieht nicht gut aus! Er klagt über Knieschmerzen und sein Kopf scheint auch was abgekriegt zu haben." Erst jetzt bemerkte ich, wie still die Halle geworden war. Das kam selten vor. Ich sah, wie die Sanitäter Raffi auf die Trage legten und hochhoben. Sie gingen in unsere Richtung. Sobald sie losgelaufen waren, hatte Raffi die Arme auf sein Gesicht gelegt und das rechte Bein angewinkelt. „Wir nehmen ihn erstmal mit ins Mare, aber so wie es im Moment aussieht, wird es lange dauern, bis er wieder fit ist. Wir konnten zwar noch nichts Genaues feststellen, aber es könnte ein Kreuzbandriss sein!", sagte einer von beiden. Ich betete, dass Raffi das nicht gehört hatte. Die Sanitäter gingen zum Ausgang. Ich hatte nicht mitbekommen, dass Andy rot bekommen hatte und war etwas überrascht, als die Löwen in Unterzahl spielten. Geschockt von dem Vorfall wurden wir unkonzentriert und machten unnötige Fehler. Die Löwen kamen auf 26:25 ran. Alfred sah das und nahm eine Auszeit. „So Jungs, auch wenn es schwer fällt, reißt euch zusammen! Gewinnt das Spiel jetzt für Raffi!" Und tatsächlich. Danach wurde es besser und wir gewannen mit 37:32. Nachdem wir uns bei den Fans bedankt hatten, gingen wir schnell in die Kabine. Keiner sagte etwas, denn alle waren in Gedanken bei Raffi. Ich zog mein Handy aus der Tasche. Lara hatte mir geschrieben: 'Komme nicht mehr runter...' Ich seufzte. Dann wechselte ich mein Trikot und ging wieder in die Halle um Bilder zu machen. Es waren zum Glück nicht mehr viele Fans da und so war ich relativ schnell durch. Mit Duschen beeilte ich mich auch und zog mich eilig an. „Fährst du zu Raffi?", fragte Rune und hielt mir eine fertiggepackte Tasche hin. „Erstmal gucke ich, wie es Lara geht. Danach denke ich schon!" Ich nahm ihm Raffis Tasche ab. „Grüß ihn von uns!", kam es von Niclas. „Jo, mach ich! Tschüss!" Ich wusste nicht, wo Lara war, also beschloss ich, erst die Taschen ins Auto zu bringen. Als ich auf den Parkplatz trat, sah ich jemanden an meinem Auto lehnen. Ich beschleunigte meinen Gang. Da stand Lara. Sie wirkte so hilflos. Als ich bei ihr ankam, nahm ich sie sofort in den Arm. Sie musste total durchgefroren sein, denn sie zitterte am ganzen Körper. Ich zog meine Jacke aus. „Hier! Zieh die an! Du erfrierst ja!" Es war stockdunkel, trotzdem sah ich, dass sie geweint hatte. Sie tat mir so leid. „Komm steig ein! Wie lange stehst du schon hier draußen?", fragte ich sie und hielt ihr die Tür auf. „Bin kurz nachdem die Sanitäter gegangen sind, raus. Ich habs drin nicht mehr ausgehalten. Wie habt ihr gespielt? Sorry, dass ich nicht zu Ende geguckt habe." „Wir haben gewonnen, aber das ist jetzt erstmal unwichtig! Direkt ins Mare oder erst noch zu euch?" „Muss Steffen länger bleiben?" „Ich vermute es..." Ich sah, wie Lara leicht zusammensackte. „Hey", ich legte ihr eine Hand auf die Schulter, „wir schaffen das zusammen!" Sie nickte leicht. „Erst zu uns", sagte sie leise und schaute schon wieder auf ihr Handy. „Raffis Handy ist in seiner Tasche und die ist hinten im Kofferraum!", meinte ich zu ihr. Daraufhin steckte sie ihr Handy wieder weg. Die restliche Fahrt war sie extrem schweigsam. Bei ihr zuhause zog Lara sich schnell um und packte eine Tasche mit den wichtigsten Sachen für Raffi.

Es reicht eine HalbzeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt