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Doch bei den Zebras klappte heute einfach alles. Mal wieder glänzte Niklas mit einer Parade und spielte den langen Pass auf Steffen,der den Tempogegenstoß lief. Wiederholt hatte dieser Ablauf heute schon zumErfolg geführt. Es war unglaublich laut in der Halle. Jeder einzelne klatschte und feuerte die Mannschaft unten auf dem Feld an. Andy Schmid war dicht hinter meinem Bruder, als dieser zum Tor lief. In dem Moment, in dem Steffen absprang,warf Schmid sich auf den Ball. Er bekam ihn aber nicht zu fassen und fiel direkt in den durch die Luft schwebenden Steffen. Dieser verlor die Kontrolle über sich und den Ball. Als er landete, stieß er mit dem Kopf gegen den Pfosten und blieb danach mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen. Ich schrie auf. Sekundenspäter war es totenstill in der Halle. Andy Schmid war mittlerweile wieder aufgestanden und bekam die berechtigte rote Karte. Von Pfiffen begleitet ging er in Richtung Katakomben. Doch es wurde schnell wieder leise, als man das Geschehen auf dem Spielfeld bemerkte. Noch immer lag Steffen eigenartig zusammengekrümmt neben dem Pfosten. Die beiden Mannschaftsärzte knieten neben ihm. Ich war aufgesprungen und bekam total große Angst um ihn. Diese Angst wurde nicht unbedingt kleiner, als der Hallensprecher den 1. Rang im Block F aufforderte, die Sanitäter mit der Trage durchzulassen. Shirin drückte mich  sanft zurück in den Sitz. „Warum steht er denn nicht auf?", fragte ich ängstlich. Ich sah, dass Filip neben den Ärzten kniete. Die Sanitäter forderten ihn jedoch auf, aufzustehen und Platz zu machen. Es dauerte lange, bis sie meinen Bruder endlich auf die Trage legen konnten. „Wahrscheinlich hat erstarke Schmerzen!", sagte Shirin und legte mir einen Arm um die Schulter. Ich hatte Mühe meine Tränen zurückzuhalten. Unten hatten die Sanitäter die Trage angehoben und wechselten noch einige Worte mit den Trainern und den Ärzten. Filip stand in der Nähe und konnte wahrscheinlich jedes Wort verstehen. Die Sanis waren verschwunden. Langsam nahmen die Fans die Stimmung wieder auf. Es waren noch gut 15 Minuten zu spielen und noch führte Kiel mit 25:22. Ich konnte mich aber nicht mehr konzentrieren. Also nahm ich meine Jacke von der Lehne und stand auf. „Wo willst du hin?", Shirin klang erstaunt. „Ich nehme vom Spiel eh nichts mehr wahr. Ich geh schon mal raus." „Mach keinen Scheiß, Lara!" „Mach ich nicht! Versprochen!" Ich ging. Der Flur, wo man Verpflegung oder Fanausrüstung kaufen konnte, war wie leer gefegt. Alle waren drin und sahen sich das Spitzenspiel an. Als ich die Tür, die zum Parkplatz führte, öffnen wollte, trat einer der Security-Männer vor mich. „Wo willst du denn jetzt hin,junge Dame?", fragte er. „Lassen Sie mich bitte durch. Ich bin Lara Weinhold, die Schwester von Steffen Weinhold. Mein Bruder hat sich eben schwer verletztund ist jetzt auf dem Weg ins Krankenhaus. Ich weiß nicht, was er hat, aber ich möchte einfach raus hier!" Der Mann verlangte noch meinen Ausweis, dann öffnete er die Tür.

Es reicht eine HalbzeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt