Kapitel 3

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Was zur Hölle war hier los? Luzi lehnte mit den Rücken an der Wand, die Füße auf meinen Stuhl und ihre Augen waren geschlossen. Vermutlich schlief sie, war so wohl auch besser für alle Beteiligten. Ich? Ich redete angeregt mit Simon. Meine anfänglichen Hemmungen hatten sich verflüchtigt. Über was wir sprachen? Da mir langweilig war, fing ich, ohne es zu merken, an Stressed Out zu summen und schließlich sang ich es auch irgendwann. Wie ihr seht war mir wirklich sehr langweilig. „Magst du Twenty One Pilots?", fragte er. Leicht irritiert antwortete ich: „Ähm... wie kommst du jetzt darauf." Nun war er es, der verwirrt war: „Du hast doch eben Stressed Out gesungen, oder?" „Warte, ich habe gesungen? Upps... Also um auf deine ursprüngliche Frage zurückzukommen, ja."

„Warum magst du sie?"

„Weil sie wissen, was es heißt Schmerz auszuhalten, kein Licht mehr zu sehen und was es heißt andern etwas vorzumachen. Ihre Texte haben eine Bedeutung. Sie passen ziemlich gut auf mich. Das Leben meint es nicht mit jedem gut, manche fallen so oft auf die Knie, bis sie nicht mehr aufstehen können. Bis man keinen Grund mehr hat um erneut aufzustehen."

„Ja, damit hast du Recht. Es gibt Zeiten in denen man nichts mehr fühlt. Es machteinem nichts mehr aus. Es gibt nichts mehr was einem Verletzten kann. Würde man es nicht besser wissen, würden man sagen, dass man längst gestorben wäre."

„Erst wenn man von ganz oben gefallen ist, weiß man was es heißt zu leben. Danach muss man eine Entscheidung treffen, bleibt man unten liegen oderklettert man erneut hoch."

„Aber wieder hochzukommen ist nie leicht. Wenn man niemanden hat, der einem hilft. Jemand dem man vertrauen; Jemand, der einem keine Steine in den Weglegt."

„Man kann nichtleben ohne jemanden, der einem zeigt wie man lebt. Jemand, der versteht. Versteht, dass das Leben einem miesen rechten Hacken hat und trotzdem schätzt zu leben."

„Ich vermisse die Zeit, in der alles noch in Ordnung war. Die Zeit, als ich noch nicht wusste wie verdammt Scheiße mein Leben sein wird."
„Die Zeitverändert einem, früher habe ich gerne neue Leute kennengelernt, aber jetzt..."

„Veränderung muss nichts Negatives sein."

Darauf musste ich grinsen, was ich nicht besonders Häufig tue bzw. war mein Lächeln oft nicht echt. Doch das fällt so gut wie niemand auf, außer den Personen, die mich wirklich wirklich sehr gut kannten. „Warum lachst du? Was ist so lustig?"

„Nichts", jetzt musste ich noch mehr lachen, „Das ist normalerweise nicht die Antwort, die ich bekomme. Meistens werde ich eher gefragt, warum ich oder was mich geändert hat. Dabei ist diese Frage selbsterklärend und nervig."

„Man muss sie selbst oft genug gestellt bekommen haben, damit man weiß wie schrecklich diese Frage ist. Da sie die Erinnerung an etwas wachruft, das man schon fast verdrängt hatte."

Was zur Hölle tue ich hier? Ich hatte so ziemlich alles getan was ich nicht wollt. Erstens, ich hatte mich nicht auf den Unterricht konzentriert; Zweitens, war ich Simon wieder begegnet; Drittens, hatte ich mich mit ihm angefreundet; Und zu Letzt, ich hatte mich in ihn verliebt. Als mir, das klar wurde, hörte ich schlagartig auf zu grinsen und unterdrücke den Drang mich auf der Stelle zu vergraben. Wieso musste so ein Mist immer mir passieren? Aus irgendeinem Grund dachte ich er würde mir das Herz brechen. Aber vielleicht war, dass auch nur paranoide. Schließlich wurde ich von der Schulklingel gerettet, welche signalisierte das Pause war und welche mir schon oft meine Würde gerettet hatte.

„Hey, Simon oder? Mein Freund hat sich gefragt ob du heute schon etwas vorhat, aber hat sich nicht getraut dich anzusprechen", ich könnte Luzi schonwieder umbringen. Ich hatte mich NICHT gefragt ob er heute schon etwas vorhat. „Ignoriere sie einfach, sie weiß nicht wovon sie spricht", ich hielt ihr den Mund zu. „Ähm... okay", Simon sah dezent verstört aus. „Luzi ist nur der Meinung, ich bräuchte mehr Freund, da sie alleine nichtausreichen würde", versuchte ich diese Situation weniger peinlich zu machen, was aber das Gegenteil bewirkte. „Also... Ähm... Aua", meine beste Freundin unterbrach mich, indem sie mir in die Hand biss. „Was mein Muta meint, dass ich mir Sorgen um ihn mache, dass er nach seinem Absturz kein Anschluss mehr findet und dass er deswegen wieder Abstürzt", aus ihrem Mund klang es noch weniger hilfreich. „Muta, der weiße fette Kater aus Königreich der Katzen?", er sah jetztkomplett verstört aus. Aber war Muta wirklich das einzige, was er aus diesem Satz entnommen hatte. „Frag lieber nicht, sie liebt es Dingen Spitznamen zugeben", erklärte ich. So hieß meine Kater nicht mehr Josh, sondern Miss Kunibert Müpfchen. „Na gut, hast du auch einen eigenartigen Spitznamen?", diese Frage richtet sich an Luzi. „Ja, aber den wirst du so schnell nicht erfahren", spielerisch wickelte sie ihre Haare um einen Finger. Simon hob eine Augenbraue: „Vielleicht verrate ich, dann deinen Muta ob ich Zeit habe." Meine Augen verdrehten sich ganz von alleine, Luzi liebte es mich vor andern zu blamieren. „Nein, der Einsatz ist mir zu hoch", schlug sie diesen Vorschlag ab, „alleine schon dadurch, weil du vielleicht gesagt hast." „Okay, dann wird mir es eben Muta verraten, wenn wir heute ähm... Keine Ahnung was machen", antwortet er. Wäre es jemand auffallen, wenn ich mich jetzt einfach Vergraben gehe? Irgendwie war es auch eigenartig, dass er noch nichtlängst verstört weggegangen war. Was hättet ihr in dieser Situation gemacht? Zwei höchst wahrscheinlich geistesgestörte Personen auf einem zukommen und dich mit Insidern und persönlichen Informationen zuballern. Als ich gerade meinen Mund öffnete um etwas zu sagen, funkte Luzi mir dazwischen: „Wie wäre es mit einem romantischen Essen bei Kerzenschein und danach einen romantischen Spaziergang im Mondschein, das perfekte erste Date. Wie schnell sie doch groß werden." Eine theatralische Handgeste ihrer Seitens. „Ja, jetzt gehe ich mich mit meiner Katze, meinem Laptop, einer Tiefkühltruhe und einem Backofen, irgendwo vergraben, wo es Wlan und Strom gibt. Lebt wohl meine Freunde", darauf wollte ich mit dem kleinen Rest Würde, welchen ich noch hatte, verschwinden. „Schatzi, wo willst du, denn hin?", rief sie mir hinterher. Ohne mich umzudrehen antwortete ich: „Habe ich doch gesagt." „Jetzt warte doch mal", befahl sie mir, „Warum musst du immer wegrennen?" Vielleicht hatte sie Recht damit, dass ich nicht mein ganzes Leben lang wegrennen konnte. Also begab ich mich zurück zu dem kleinen Miststück. „Sollte sie noch etwas sagen, ignoriere sie bitte einfach. In 90% aller Fälle weiß sie nicht wovon sie spricht", bat ich ihn um Verständnis. „Bin sowieso nicht so der Fan von so romantischen Zeug und für mich ist es nicht der richtige Zeitpunkt um mich mit jemand neues zu treffen", während er sprach, wurde ich knallrot. „Autsch", kommentierte Luzi seinen Satz, „Maybe one day you will find your Tuxedo Mask, Bunny." Langsam zählte ich von 10 herunter zu 1 um mich zu beruhigen, damit ich sie nicht vor meinen Mitschülern erwürge. „Alles okay?" „Dem geht es gut. Er hofft gerade nur das ein intergalaktischer Krieg ausbricht, wobei ichzufälligerweise und unbeabsichtigt von Mirmir zerquetscht werde", antwortete sie auf Simons Frage ohne einen Moment zu überlegen. „Eventuell könntest du mir all diese Insiderbei einem Kaffee erklären, was hältst du davon?", Moment mal er wollte immer noch etwas mit mir zu tun haben? Warum zur Hölle? Wer jemand auf mich so zu gekommen, ich wäre schreiend weggerannt. Immerhin hatte mein kleines Miststück versucht sich von ihrer besten Nerdseite zu zeigen. „Also Kaffee klingt gut, aber unser Insidererklären", ich verzog angewidert mein Gesicht, „Ich glaube du wurdest für einen Tag schon genug verstört." „Was willst du damit sagen?", beleidigt schlug sie mir ihre Haare ins Gesicht. Tief einatmen und wieder ausatmen: „Noch einmal, Charlie!" „Was ist dann?", aus reine Provokation schlug sie mir ihr erneut die Haare ins Gesicht. „So das reicht jetzt junges Fräulein" „Ich unterbreche deine Erziehungsmaßnahmen nur ungern, aber ich muss langsam los. Wann treffen wir uns und wo?", meldete sich Simon auch mal wieder zu Wort. „Ach so ähm... so um 4 Uhr bei Zuckerstück? Es ist eigentlich ziemlich leicht zu finden, doch wenn du es nichtfindest rufe mich einfach an", ich kramte einen zerknüllten Zettle aus den unendlichen tiefen meines Schulranzens, auf den ich schnellmeine Nummer gekritzelt hatte. „Okay, bis später", darauf schloss er seinen Spind und wir führten unsere Wege in entgegengesetzte Richtung fort. Bis mir auffiel, dass Luzi uns immer weiter rein in die Schule führte statt heraus. Sie hatte einen hervorragenden Orientierungssinn wie immer. Und, nein in meiner Stimme schwingt kein Sarkasmus mit.


|| All I Need Is You || (boy x boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt