11. Kapitel ~Mithras Geschichte~

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"Ach komm schon ich will als erstes!"

"Nein ich bin dran!"

"Auf keinen Fall!"

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.

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"Was schreit ihr denn so?" fragte ich aus dem Schlaf gerissen und blinzelte etwas verwirrt. "Die streiten sich darüber wer dich zuerst unterrichten darf." antwortete mir die tiefe Stimme Mithras, worauf ich eine angenehme Vibration an meinem Rücken spürte...moment! "Hab ich etwa die ganze Zeit auf dir geschlafen? Tut mir leid!" rief ich panisch und sprang auf, als hätte ich plötzlich einen Schwarm Hummeln im Arsch. Er lachte. "Keine Sorge, Kleine. Ich hab genug geschlafen." Ich seufzte resigniert und ließ mich wieder auf meinen Allerwertesten fallen. "Willst du dich mit mir anlegen? Sie will doch niemals im Leben zuerst Feuer beherrschen und dann Erde!" - "Wieso denn nicht?! Feuer ist von allen Elementen immer noch das beste!" fauchten sich die beiden hinter mir lautstark an, weshalb ich seufzend auf sie zuging. Ich wollte um ehrlich zu sein keins von beiden zuerst lernen..."Hey ihr beiden...hört bitte auf zu streiten. Ich werde keins der beiden Elemente zuerst lernen." erklärte ich vorsichtig und legte ihnen beruhigend eine Hand auf die Schulter, weshalb sie mich fragend anblickten. "Aber wieso denn nicht?" Ich sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an. "Ich würde gern mit dem Wasser beginnen." antwortete ich, als würde das alles erklären und zeigte auf Mithra der hinter mich getreten war. "Und Mithra wird mich unterweisen."

Allgemeines Knurren, das ich gekonnt ignorierte. Ich meine, ich liebte das Wasser schon immer...ob es nun das Wasser des Himmels war, welches jede meiner Tränen weggewaschen hatte oder das Wasser der Seen, Flüsse und Meere, das mich immer wieder reingewaschen hatte, egal wie tief ich in Depressionen versunken war. Ja...das Wasser war in meinen Augen das Element, das zu mir passte, auch wenn meine Mutter immer gesagt hatte, zu mir würde eher die Erde passen..."Woher willst du wissen das ich dieses Element beherrsche?" fragte Mithra scheinheilig und legte den Kopf schief. "Die Tempelmalereien..." - "Tempel...malereien?" - "Ja, Tempelmalereien. In euren Inschriften waren Panther und Leoparden abgebildet, die alle verschiedene Elemente gebändigt haben. Zwei Leoparden Feuer und Erde und zwei schwarze Panther Wasser und Wind. Und da ihr beiden anscheinend über die Erde und das Feuer verfügt, schließe ich daraus das die Auswahl der Farben bei der Malerei eine große Rolle gespielt hat. Heißt also im Klartext: Mithra und der Anführer sind die einzigen Wasser und Windbändiger unter euch und ihr anderen seid alle Feuer und Erdbändiger. Und wenn ihr mir jetzt an den Kopf werfen wollt, dass ich ja aber nicht wissen kann, das Mithra das Wasser beherrscht, habe ich auch dafür eine Erklärung..."

Sie sahen mich ziemlich sprachlos an, ehe sie sich fingen und mich aufforderten weiterzureden. "...Instinkt." Unisono flogen sie um. "INSTINKT?!" - "Ja...irgendwie kam mir Mithra die ganze Zeit, selbst als er zu seiner...Hinrichtung hier her geführt wurde, vor wie ein ruhiges und tiefes Gewässer, Azra hingegen schien mir eher wie aufbrausender Wind zu sein...ergo Mithra=Wasser. Außerdem war er der Einzige der von Anfang an nicht so gezwungen mit mir gered-..."


Als mir ein wirklich...unschöner Gedanke durch den Kopf schoss, drehte ich mich sprachlos zu Mithra um, der scheinbar schon wusste was in meinem Kopf vorging und sich abgewandt hatte. Als ich das sah bestätigte sich meine schreckliche Vermutung, weshalb ich eine ernste Miene aufsetzte und weg ging. "Mithra komm mit...bitte." bat ich ohne zurückzublicken, und hörte nach einer Zeit das vertraute Kratzen seiner Krallen auf dem Boden. So wie wir weit genug von den anderen weg waren, blieb ich stehen und drehte mich fassungslos zu ihm um. "Du...hast es absichtlich getan?" fragte ich tonlos und sah ihn eindringlich an. Er senkte nur seinen Kopf und antwortete nicht, während mir wieder einmal Tränen der Wut und des Unglaubens in die Augen stiegen. "Du...hast von Anfang an gewusst wer ich war und trotzdem hast du mich...so behandelt?" brachte ich tränenerstickt heraus und ging auf ihn zu. "Du...wolltest sterben?!" flüsterte ich und blieb direkt vor ihm stehen.

"Du verstehst das nicht..." sagte er ebenso leise wie ich, worauf ich schnaubte. "Was soll ich nicht verstehen? Den Grund warum ein einzigartiges und starkes Wesen wie du sich für den Tod entschieden hat?"

Nach meinen Worten herrschte Stille, in der er sich auf den Boden fallen ließ und ich mich im Schneidersitz vor ihn setzte. Nach einer Weile fing er dann an zu erzählen. "Es war vor etwa 8 Jahren...da war Shima zum letzten Mal hier. Früher, musst du wissen, waren der Anführer und ich nicht die einzigen schwarzen Panther hier. Meine Eltern und auch mein Bruder und meine Schwester...sie wurden alle direkt vor meinen Augen von ihr hingerichtet...weil sie ihr anscheinend nicht genug Respekt gezollt hatten und sich ihrer Meinung nach rebellisch gezeigt hatten. Doch...das einzige was sie damals tun wollten war mich zu schützen und...deshalb mussten sie sterben. Ich-...all die Jahre hatte ich Schuldgefühle, die mich beinahe aufzufressen schienen...und als ich dich sah, wie du einsam im Wald lagst. Bewusstlos...da sah ich meine Chance endlich diese Schuld zu begleichen..." erzählte er, worauf ich entsetzt nach Luft schnappte. Meine...Mutter? Wie konnte ich nur nicht merken das sie solch schreckliche Taten vollbrachte?

Augenblicklich überkam mich ein Gefühl der Reue, die ich eigentlich überhaupt nicht empfinden musste, doch ich konnte es nicht verhindern. Also legte ich meine Arme um seinen kräftigen Hals und umarmte ihn. "Es tut mir so leid Mithra...ich wusste nicht das sie so etwas getan hat, wenn ich es damals nur hätte verhindern können, hätte ich es getan. Doch...das macht deine Familie nicht wieder lebendig. Ich...ich weiß nicht wie es sich anfühlen muss, wenn einem vor seinen Augen die wichtigsten Personen in seinem Leben genommen werden und das von einer anderen Person...wegen solch einem dummen Grund, doch...ich kann dir versprechen, das egal was du auch tust, selbst wenn du meinst das es die Schuld begleicht, dich auf die Selbe Art und Weise umbringen zu lassen...es wird sie weder lebendig machen, noch wirst du jemandem damit einen Gefallen tun. Du wirst nur noch mehr Leidende hinterlassen, die alle um dich trauern. Ich denke deine Familie wusste ganz genau was sie damals tat, aber sie haben es sicher nicht getan, damit du das Leben vergeudest, was sie dir mit ihrem geschenkt haben. Es waren sicher schlimme Zeiten für dich, ganz alleine und auf dich gestellt klar zu kommen...doch jetzt bist du nicht mehr alleine Mithra. Wenn es dir zu sehr wehtut mich anzusehen, dann kann ich auch das verstehen, aber wenn du es zulässt bin ich jetzt da. Ich verspreche dir, dass ich nicht mehr von deiner Seite weichen werde, doch wenn es dein Wille ist, dann werde ich dich in Ruhe lassen. Ich will nur das du eins nie vergisst: Egal wie leer, allein und einsam du dich auch fühlen magst, irgendwo auf dieser Welt gibt es Wesen die dich lieben und die traurig wären, wenn du nicht da wärst." sagte ich warm und befeuchtete sein Fell mit meinen Tränen. Er tat mir so unendlich leid, vielleicht weil ich genau wusste wie er sich fühlte oder weil er einfach so schreckliches durchleben musste...ich wusste es nicht genau... "Solche Worte kann nur jemand aussprechen der dasselbe Leid teilt." sagte Mithra und legte mir eine Pfote auf den Rücken, während er seinen massigen Kopf auf meiner Schulter bettete.

So verharrten wir einige Momente, doch ich musste mich irgendwann wieder von ihm lösen, als ich sah wie einige andere Leoparden auf uns zugerannt kamen. Schnell wischte ich mir über die Augen und blickte sie dann fragend an. Inzwischen hatten sie vor uns gehalten und starrten Mithra an. Dieser blickte auf den Boden vor sich. "Ist das wirklich war?" fragten sie fassungslos und sahen zwischen uns beiden hin und her. Aha, sie hatten also gelauscht.

Das einzige das Mithra tat, war zu nicken und schon im nächsten Moment hingen sie alle zusammen, in der Mitte Mithra und rollten sich auf der Erde rum. "Tu sowas niemals wieder Mithra! Wir könnten nicht verkraften wenn du auch noch gehst." heulten sie und zerdrückten den armen schwarzen Panther fast, der hilflos zu mir aufsah. Als ich diese großen flehenden Augen erblickte konnte ich nicht anders als in lautes Gelächter auszubrechen und mich auf dem Boden zu kugeln. Sowas sah an auch nicht alle Tage!

Destiny- The Last Member [Naruto Fanfiktion]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt