◆H i s a t n i g h t◆

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Der Himmel verfärbte sich und die dunklen Farbtupfer der Finsternis umkapselten das makellose Porträt der Welt. Ein abstraktes Kunstwerk entstand, hinter dessen Fassade jeder Betrachter blicken wollte und trotz dessen niemand wirklich wissen konnte, was sich dahinter verbarg. Verloren waren die Menschen in dieser Finsternis, verloren und doch der Realität näher gebracht, als jemals zuvor. Sie erkannten nämlich, dass sie alleine waren, denn selbst der Schatten jedes einzelnen Menschen verkroch sich vor der Wahrheit und überließ sie dem Alleinsein, der absoluten Finsternis.

Der Himmel schloss in der Nacht die hoch herausragenden Tore des Paradieses zu und warf die Menschheit unbeeindruckt in die lodernden Flammen der Hölle. Denn die Nacht verschluckte die äußere, perfekt wirkende Fassade und hervor traten die verlorenen, weinenden Seelen, die nackt dastanden.

Ein lautes Donnern erklang, ein strahlend leuchtender Blitzstrahl fiel auf die Erde. Das Urteil war gefällt und jeder von ihnen war nachts ihrem eigenen Schicksal ergeben. Ihres hingegen nicht. Ihr Schicksal lag in blutüberschwemmten, mörderischen Händen und ihr reines Herz in seiner verseuchten Brust.

Mit diesem Gedanken öffnete sie ihre schokobraunen Augen und versuchte sich an Ort und Zeit wieder einzufinden. Auf dem Bett zusammengekauert, blickte sie sich im dunklen Zimmer um. Ihr Körper zitterte, doch ihre Seele brannte innerlich und die Angst gewann die absolute Macht über all ihre Sinne. Denn sie wusste, dass sie sich nun der Wahrheit zu stellen hatte.

Fast bewegungslos stand er zum selben Zeitpunkt nur wenige Schritte von ihr entfernt. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt, während er aus dem weit ausgestreckten Glasfenster in die Dunkelheit hinabblickte, wohl wissend dass die Menschen das nächtliche Leben genossen, sich amüsierten und doch unwissend darüber waren, dass über ihnen in der luxuriösen Penthouse Suite ein rachsüchtiger junger Mann sein Unwesen trieb, der sie alle mit nur einer Entscheidung in das Verderben ziehen konnte.

Ein boshaftes, aber dennoch emotionsloses Lächeln verfestigte sich auf seinen Zügen, obwohl das markante attraktive Gesicht des hochgewachsenen jungen Mannes halb im Schatten verborgen lag.

Mit einer Leichtigkeit griff er grazil nach der Zigarettenpackung auf der Vitrine vor ihm und fischte sich anschließend eine Zigarette aus dieser heraus, die er sich zwischen seine vollen Lippen klemmte. Sie brachte keinen Ton raus, sondern schob sich ungeschickt einige lange Haarsträhnen hinters Ohr, während sie ihn unverwandt anblickte. Sie konnte nicht anders... jede Faser ihres Körpers, ihrer Seele, alles, schrie nach ihm. Sie fühlte sich wie eine Marionette, die von allen Seiten aus gezogen wurde und somit keinen eigenen Willen mehr vorweisen konnte. Sie hatte keine Macht mehr über sich selbst. Sie war ihm maßlos ausgeliefert.

Als plötzlich ein Lichtstrahl aufblizte und sie in der Dunkelheit, das Feuer unter seinem Gesicht aufflammen sah, welcher die Zigarette gierig in sich einsog, wirkte er noch bedrohlicher als zuvor schon angenommen. Und wie erstarrt bemerkte sie zusätzlich, dass er seine hasserfüllten Augen nun direkt auf sie gerichtet hatte. Sich nichts anmerken zu lassen bestrebt, hielt sie seinen Blick stand. Doch als sie vor Nervosität zu schlucken begann, fühlte es sich so an, als würde sie jedes Mal lauter kleine Glasscheiben runter schlucken. Mit einer leichten Handbewegung bedeutete er ihr auf die gegenüberliegende Wand zu blicken und obwohl das Zimmer von einem dunklen Schleier umworben war, konnte sie die Umrisse der unzähligen Fotos erkennen und sie wusste auch, wer auf all diesen abgebildet war. Sie.

Sie, wie sie lachte, wie sie resigniert dastand, wie sie morgens die Uni betrat oder sie, wenn sie auf den Bus wartete. Überall war ihr Gesicht abgebildet. All die Monate über hatte sie nicht bemerkt, dass sie nur eine kleine unwichtige Figur auf einem großen Schachbrettfeld gewesen war... sie war nur ein Mittel zum Zweck gewesen.

His At NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt