◆[I N F E R N O]◆

4.4K 230 149
                                    

Der gesunde Mensch quält andere nicht. Für gewöhnlich sind es die Gequälten, die wieder andere quälen.

|Carl Jung|

Dunkelheit verschluckte die Silhouette des gut gebauten jungen Mannes, als dieser sich in einem kleinen Raum befand, der absolut lichtdicht war und im Inneren lediglich von einer künstlichen feuerroten Spezialbeleuchtung erhellt wurde. Beim Anblick dieser sich bemerkbar machenden sündhaften Farbe im Raum hatte sich ein zynisches Grinsen auf seine Lippen breit gemacht, da es für ihn kein offensichtlicheres Zeichen dafür geben konnte, dass sich der Satan höchstpersönlich nach seiner Gesellschaft in der Hölle sehnte.

Hoch konzentriert stand er vor einem antiken fast schon in sich zusammenfallenden Holztisch und blickte auf das Zusammenspiel essenzieller Chemikalien nieder, die bei diesem Prozess die Entwicklung latenter Bilder zu sichtbaren Bildern verstärken sollte.

Das Papier vor ihm, welches in der Flüssigkeit hin und her schwappte und sukzessiv an Form und Gestalt annahm, wurde just seinerseits mit einer Zange aufgefangen und an einen Seilband direkt über seinem Kopf aufgehangen. Diesen Ablauf vollführte er einige Male bis der dunkle Raum,-in dem sich nur die Bestandteile für die Bearbeitung von lichtempfindlichen Materialien vorfanden-, von haufenweise Bilder überall eingenommen wurde. In jeder Ecke, jedem ach so kleinen Winkel sah er nur sie.

Mit einem Eindruck erweckenden Oberkörper bestattet, stand er mit nackter Brust da. Des Weiteren hing eine schmuddelige Jeans an seinen muskulösen Hüften, die einen leichten Blick über den Hosenbund auf seine V-Muskeln gewährte.

Seine Haare, die von der Hitze dieses Raumes nass an seiner Stirn klebten, verliehen dem finster dreinblickenden Mann, der sich schweigend in die Mitte des Raumes gestellt und das Aufgehängte, mit dem Augen in Beschlag genommen hatten, zunehmend an Gefährlichkeit und Gerissenheit. Eine innere Anspannung, die nach außen hin getragen wurde, riss ihn regelrecht auseinander und er war dem, ohne da effektiv eingreifen zu können, maßlos ergeben.

Feste Schritte hallten an den massiven Wänden wieder, als die große Statur des Mannes einige Schritte nach hinten machte und sein Werk begutachtete. Die Schwarz-Weiß Fotografien, die in diesem spärlichen rötlichen Licht einen dreckigen, dunklen Ton einnahmen, unterstrichen bei jedem einzelnen Bild den starken Kontrast, den ihre dunklen Haare und Augen im Gegensatz zu dem Rot darstellten. Sie hoben sich ab und fusionierten nicht miteinander.

Der Mann spannte die Kiefer an, sodass sein Kinn einen deutlichen härteren Schein in diesem Licht abbildete als sonst. Dann ließ er angespannt einzelne seiner Finger, ohne dabei jegliche Mimik in seinem Gesicht aufzuzeigen, nacheinander knacken.

Er fokussierte sich weiterhin auf die Bilder und ignorierte dabei die brennende Hitze, die sich auf seinem nackten Oberkörper enstanden war.  Lauter kleinere Schweißtropfen, die seinen Körper hinunter zu seinem Hosenbund herab fielen, machten diese kenntlich. Sein Atem verlief leise, kaum hörbar und seine Brust hob und senkte sich so schwer, dass ein jeder der die Szene von außen betrachtete davon ausgehen würde, dass er einer Strafe zum Sklaven ergeben war. Sein Körper war dermaßen angespannt, dass man meinen könnte, er wäre wie der griechischen Gott Altas dem Tataros entkommen, nur um dann der größten Bürde von allem ausgeliefert zu sein.

Das Einzige was trotzdem das Vorhandensein seines Willen und seiner Lebendigkeit darlegte, waren der messerscharfe Blick und die wie Onyx glänzenden Augen, die sich in dieser Dunkelheit ein weiteres Mal der Verdammnis ergaben.

His At NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt