◆[P R I M A D O N N A]◆

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Die Vergangenheit kann nicht geheilt werden.

|Queen Elizabeth I.|

Die Kulisse öffnete sich.
Der Hintergrund trat in das Blickfeld vieler Zuschauer, bis die makellose Scheibe durch einzelne kleine Regentropfen verunreinigt wurde. Die Sicht verschwamm im dreiviertel Takt eines Metronoms, gewann mit jedem Atemzug an Unschärfe und behinderte somit eine Detailanalyse, die den Vorgang zur Erkenntnis gewährte. Folglich wurde damit dem menschlichen Sehsinn ein Strich durch die Rechnung gemacht, das Gesehene als unzuverlässig abgeschrieben.

Doch während der Knopf zu diesem essentiellen Sinn abgeschaltet wurde, sendete dieser ein Startsignal an den Hörsinn der Gesellschaft und in dem Moment geschah es. Ein Unwetter wurde mit einem lauten Macht illustrierenden Grollen in dramaturgischer Fassung angekündigt und Regen begann in gleichmäßigen Strömen die Stadt zu überfluten. Fast schon zaghaft sanft prallten die einzelnen Tropfen auf den Boden herab und kamen dabei erstmals mit der Menschenwelt in Berührung.

Indessen die Einwohner von London den Eindruck erweckten, als würden sie jeden Moment unter dem Gewicht der Regentropfen erdrückt werden -weshalb sie sich hektisch in ihren Regenschirmen verkapselten und sich einen Zufluchtsort suchten, um diesem Schwall an Wasser schnellstmöglich zu entkommen- weinte der Himmel weiterhin.

Endlose Tränen flossen die Dächer runter und reinigten dabei die schrecklichen Taten der Menschen, die mit jedem harten Aufprall auf den Straßen, mit ihren jeweiligen Sünden konfrontiert wurden. Anstatt aber, dass die Menschen sich anhand dieses verzwickten Konflikts dem Kompromis mit den Tropfen hingaben und sich von ihren Sünden befreiten, zogen sie es vor sich zu verstecken. Sie präferierten die Flucht. Denn die Sünde glich für sie nicht mehr einem ominösen Pakt mit dem Teufel, sondern es symbolisierte eine glorreiche Ehrentat. Es war eine Siegerehrung, eine Macht illusierende Krönung, die sie mit ausgestreckter Brust stolz darlegten.

Über diesen Anblick erschüttert, zogen sie dabei nur noch mehr den Ärger der Richter des Paradieses auf sich, die von oben herab auf sie nieder blickten und ihr Urteil fällten.

Und genau dieses Urteil spiegelte sich in den feinsten Wasserstrahlen wider, die im Zuge ihrer Ratlosigkeit der Menschenheit den Kampf ansagten. Der Himmel grollte auf, der hypnotische Klang der einzelnen Wasserspritzer fusionierte zu ungleichmäßigen oval förmigen Figuren, derweilen einzelne Blütenblätter diesem Widerstand nur angestrengt den Kopf hinhielten. Äste, die von dicken Bäumen gehalten wurden, knackten. Baumrinden zogen sich wie angespannte Gesichtszüge zusammen und die Stadt wurde mit einem Mal durch das starke Unwetter komplett verwüstet, was zur Folge hatte, dass das ganze System der Stadt aus den Fugen geriet. Autos kamen nicht mehr voran, Buse fuhren nicht und die Nachrichtensender verloren immer wieder das Signal, wodurch der reibungslose Kontakt zur Außenwelt einen Riss erlitt.

Ein heftiger Sturm, der zuletzt in diesem Ausmaß vor Jahren erlebt wurde, trieb am heutigen Tage wieder sein Unwesen. Wer hatte den Zorn des Himmels dieses Mal auf sich gezogen? Wer hatte die Welt so sehr aus dem Gleichgewicht gebracht?, stellten sich die Menschen folgende Fragen und lauerten wachsam herum, jederzeit bereit, ihre Rüstungen anzuziehen und sich diesem Kampf hinzugeben. Denn nur das konnte der wahre Grund dafür sein, weshalb es so aggressiv strömte.

Davon gingen sie zumindest aus, wussten sie doch in Wirklichkeit nicht, dass sie mit ihrer Vermutung völlig im Dunkeln tappten.

Denn in dieser merkwürdigen Lage gab es genau eine Sache, die die Menschen nicht erkannt hatten, derweilen sie den Sturm aus ihren Fenstern, aus ihren schutzvollen Gemächern, betrachteten.

His At NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt