Es kann nichts Gutes ohne Böses geben.
|altes russisches Sprichwort|
Schmerz.
Ein tief sitzender intensiver Schmerz war es, der mich als erstes von einem Zustand der Unzurechnungsfähigkeit befreite und mich von meinem Unterbewusstsein geleitet immer weiter zur Wachsamkeit zu führen bestrebte.
Obwohl ich gerade von nichts anderem als von einem höllischen Pochen am Hinterkopf eingenommen wurde und das Gefühl hatte, als würde mir jeden Augenblick der Kopf explodieren, schlichen sich letztlich doch noch kleine Erinnerungsfetzen an die Oberfläche meines langsam wieder erlangten Bewusstseins. Und während ich dabei die Dunkelheit vor mir sah, fragte ich mich, was um alles in der Welt passiert war.
S.C.T.
Die Initialen schossen wie ein markerschütternder Donnerschlag auf mich ein, ehe gewisse Assoziationen sich zu Bildern zusammenfanden.
Drei Buchstaben, es waren genau drei Buchstaben gewesen, die meine Flucht hervorgerufen hatten. Wie in einem Schnelldurchlauf erschien zeitgleich das Gesicht des junge Mannes vor mir, der mich mit Silvana in die Enge getrieben hatte.
Geheimnisse müssen Geheimnisse bleiben.
Seine letzten Worte, die er voller Hohn und Ignoranz kurz vor meinem Filmriss von sich gegeben hatte, verursachten eine unangenehme Gänsehaut auf meinem Körper.
Meine Atmung derweilen verlief flacher und mein Hals schnürte sich zusammen, als ich mich fragte, woher er mich kannte. Woher kannten beide mich und was hatten sie gegen mich in der Hand, dass sie meinten, mein ganzes Leben, meine Freiheit in ihre eigenen Hände nehmen zu können ? Wer gab ihnen das Recht zu ?
Das Pochen an meinem Kopf wurde radikaler je schwerer meine Gedanken wiegten. Am liebsten hätte ich meine Hand gehoben und mir an den Hinterkopf gefasst, womit ich wiederum zu bekennen geben würde, dass ich wieder zu mir gekommen war.
Aus diesem Grund zügelte ich meinen inneren Willen und versuchte mich mit geschlossenen Augen zunächst einmal zu wappnen und meine Gedanken zu ordnen. Auch wenn sie gerade eher rar und völlig aus der Bahn geworfen waren, war es doch von Bedeutung einen kühnen Kopf zu bewahren. Sonst würde es nicht mehr lange dauern bis der Wahnsinn mir eine Fahrkarte zu meiner Niederlage ausstellen würde.
Einen neutralen Gesichtsausdruck wahrend, konzentrierte ich mich auf eine gleichmäßige Atmung, damit die Tarnung, dass ich noch schlief, aufrecht erhalten blieb, anschließend ich mich meinen Sinnen anvertraute. Ich spürte unter mir etwas Weiches. Einen beinahe zu zarten Stoff, als würde sich ein Decke an mich schmiegen. Lag ich auf einer Matraze ?
Ehe ich mich aber näher auf diesen Aspekt konzentrieren konnte, beunruhigte mich auf der anderen Seite dann doch die aktuell herrschende Stille. Wo waren sie hin? Wo befand ich mich ? Hatten sie mich in Ruhe gelassen ?
Mit der aufkeimenden Hoffnung tat ich genau das, wovor ich mich zuvor strengstens ermahnt hatte. Ich öffnete die Augen und als mein Blick sich auf die Decke über mir richtete, hörte ich auch schon von der rechten Seite aus eine weiblichen Stimme, die wie aus einem Kanonenschuss herausgeleitet, auf mein Verhalten reagierte.
Erschrocken von der Unterbrechung der Stille und der Tatsache, dass ich nun auf frischer Tat ertappt wurde, zuckte ich am ganzen Körper heftigst zusammen.
«Sie ist wach», hörte ich die Stimme sagen.
Das stetiges Pochen meines Hinterkopfes nahm Besitz von mir, sodass ich mich in der liegenden Position nicht einmal mehr mit dem Kopf zur Seite drehen konnte, um der Person ins Gesicht zu blicken. Doch wie ich danach feststellen musste, brauchte ich dies auch gar nicht zu tun, denn es ertönte plötzlich auf der linken Seite ein lautes Poltern, welches mich wiederum dazu aufraffen ließ meine Augen nach links zu befördern. In dem Moment erkannte ich, dass der junge Mann, der mir zuvor den Weg versperrt hatte, von der Fensterbank herunter sprang, auf der er vor wenigen Sekunden noch gesessen hatte, fest auf beiden Beinen aufkam und seine Augen auf mich richtete. Er trug immer noch dieselbe Kleidung, in der ich ihn in Erinnerung hatte. Ein Blick nach draußen aus dem Fenster hinter ihm, zeigte hingegen das Heranbrechen der Abenddämmerung an und ich fragte mich mit Bestürzung, wie viel Zeit verstrichen war und wie lange ich schon außer Gefecht sein musste, wenn der Tag sich bereits dem Ende zugeneigt hatte.

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His At Night
Mystery / ThrillerD A R K R O M A N C E «Möchtest du, dass es aufhört ? Dass dieses Spiel ein für allemal endet ?» durchbrach seine raue, messerscharfe Stimme, die endlos anhaltende Stille. Sie nickte, wohl wissend, dass sie durch diese kleine Geste ihr Todesurteil...