Drei

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Er war nicht mal der gutaussehendste von ihnen. Zayn war viel hübscher. Und Harry auch. Niall und Louis waren mindestens genau so attraktiv, wie er. Aber das war mir in diesem Moment wirklich egal. Ich wollte einfach nur, dass Liam Payne irgendeine Reaktion auf meine Frage zeigte. Ich wollte in seinem Gedächtnis nicht als irgendein junges Mädchen hängen bleiben, das nervige Fragen stellte und ihn nicht in Ruhe ließ. Ich zwang mich meine Hände ruhig in meinem Schoß zu halten und nicht an Herrn Kaders Mappe herumzufummeln. Immer wenn ich aufgeregt war, brauchten meine Hände irgendetwas, an dem sie sich festhalten konnten.

"Sorry? You've been talking to me?", sagte Liam mit einem verwirrten Blick.

Okay, peinlicher ging es wirklich nicht. Ich war bei meinen Freunden bekannt dafür, mich selber in äußerst unangenehme Situationen zu manövrieren und obendrein auch noch ein ausgesprochen schusseliger Mensch zu sein, aber das gerade toppte einfach alles. Ich, Studentin, 18 Jahre alt, benahm mich wie ein 12-jähriges Mädchen. Ich versuchte Kontakt zu einem Popstar aufzubauen, der nicht einmal bemerkte, dass ich mit ihm redete. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken und nie wieder aufgetaucht.

"Sorry I was just lost in thought. Well, I haven't seen much of Mallorca yet. I guess it's a nice island though. Are you from here?"

Er schaute mir direkt in die Augen und lächelte freundlich. So als sei er jemand, den ich gerade im Schreibwarenhandel von nebenan getroffen hatte und der mir eine ganz normale Frage stellte. Unter ganz normalen Bürgern. Und die kurzen, hochgestylten Haare standen ihm echt gut. Und das Braun seiner Augen erst Recht...

Okay vergiss für einen Moment seine Augen und konzentrier' dich darauf, was er gesagt hat!

Liam Payne hatte mich soeben gefragt, ob ich Mallorquiner war. Er hatte mir eine Frage gestellt! Ich wollte anfangen zu schreien, Luftsprünge zu machen und mich in seine Arme zu werfen. Aber ich war 18 und ich war reif. Das ging nicht.

"No, sadly I'm not. I'm from Germany." Wow, ich erzählte Liam echt spektakuläre Dinge. Das war ein hammer Gespräch. Er fand es bestimmt ungemein spannend. I'm from Germany.

"Oh I tried to learn some German for the show", sagte Liam. "But I'm afraid it isn't very good", fügte er mit einem Grinsen hinzu. Er war attraktiv. Und dieses Lächeln war so unglaublich warm. Zum Glück hatte ich auf einen Kaffee verzichtet, denn andernfalls hätten ihn meine zitternden Hände bereits auf den Parkett verschüttet. Wie auch immmer, man könnte tatsächlich meinen ihm gefalle es, sich mit mir zu unterhalten. Aber ich war mir immernoch nicht sicher, ob es echt war oder nur eine Show, um das Image der lieben, aufgeschlossenen, bodenständigen Boyband aufrecht zu erhalten. Der pessimistische Teil meiner Selbst tippte auf Letzteres.

"I could teach you some if you'd like me to", sagte ich mit einem Lächeln. Ich musste mich stark zusammenreißen, um es nicht in ein dämliches Grinsen ausarten zu lassen. Wo waren nur meine ganzen Gehirnzellen hin? Warum machte mich seine Anwesenheit zu solch einem weltfremden Vollidioten?

"Well I know: Hallo, wie geht's dir and auf Wiedersehen.."

Sein Akzent war der Wahnsinn. Und die Art, wie sich seine Augenbrauen über der Stirn zusammenzogen, als er sich um eine korrekte Aussprache bemühte war schlichtweg liebenswert.

"And I know: Du bist wunderschön" fügte er hinzu.

Er hatte einfach irgendwelche Sätze auswendig gelernt. Sie waren nicht auf mich bezogen. Höchstwahrscheinlich wusste er nicht einmal, was er gerade gesagt hatte. Aber trotz allem hatte er mir tief in die Augen geschaut, während die Worte seine Lippen verließen und ich kam nicht umhin es als Kompliment aufzunehmen. Gott, ich hatte zu viele Liebesromane gelesen. Eindeutig. Meine romantische Weltanschauung war erbärmlich.

Impossible [Liam Payne]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt