Zwölf

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"Ein Tisch für Zwei,  bitte", sagte Ella. Der Mann im weißen Hemd wies auf einen Tisch zu unserer linken.

Es war Samstag Abend und Ella und ich hatten uns auf einen Drink in einer Bar verabredet.

Wir nahmen Platz, Ella trug immernoch ihr Dauergrinsen im Gesicht. Wir hatten heute Nachmittag telefoniert und sie hatte stundenlang von Toni geschwärmt. Ich war normalerweise immer sehr skeptisch,  wenn eine meiner Freundinnen einen neuen Typen datete, aber Toni schien ganz nett zu sein. Ich hatte Ella aber bereits gewarnt, dass ich ihn erst kennenlernen musste, bevor ich ihrer frisch geschlüpften Beziehung meinen Segen geben konnte.

"Du bist so verliebt, das gibt's gar nicht", sagte ich lachend, nachdem wir unsere Cocktails bestellt hatten.

"Lass mich doch", erwiderte sie und grinste noch breiter. "Was ist eigentlich mit dir los? Du verhälst dich auch so komisch!"

Ich? Komisch?

"Hä,  stimmt doch gar nicht!", verteidigte ich mich.

Ella warf mir einen ihrer typischen tu-doch-nicht-so-ich-weiß-genau-dass-du-lügst-ich-werde-dich-so-lange-nerven-bis-du-mir-die-Wahrheit-sagst-Blicke zu und ich wusste, dass ich es ihr erzählen musste. Ich würde ihr alles genau schildern, von Mallorca bis nach Düsseldorf.  Ich durchforstete mein Gehirn nach Möglichkeiten es ihr schonend beizubringen, für sie waren Harry, Zayn, Louis, Niall und Liam schließlich immernoch One Direction,  die berühmte Boyband.

"Ist ja schon gut. Also, als ich bei "Wetten dass?" war, da, naja, der Typ, mit dem ich rumlaufen sollte, ist krank geworden. Und dann musste ich einspringen und.. also.."

"Ja?"

Wie sollte man jemandem so etwas schonend beibringen?

"Ich habe One Direction interviewt." 

Ella verdrehte die Augen. "Ja klar, ich hab übrigens gestern einen Kaffee mit der Queen getrunken und danach mit dem Kaiser von China einen gemütlichen Filmeabend gemacht. Ernsthaft, Lorin, was ist los?"

"Nein, wirklich! Ich musste wirklich One Direction interviewen. Ich lüge nicht!"

Ella schaute mich genervt an: "Hast du Bilder? Ich will Beweise."

Da traf mich die Erkenntnis wie ein 200-Millionen-Giga-Volt-Blitz.

Scheiße! Ich hätte gerne eine Ohrfeige in der größe extra-large! Wie kann man nur so dumm sein? Wie kann man One Direction ZWEIMAL treffen, ohne ein EINZIGES FUCKING FOTO zu machen? Ich muss schleunigst zur Polizei und eine Vermissten-Anzeige für mein Gehirn aufstellen lassen! So eine Scheiße! Ich habe DIE Möglichkeit gehabt ein Foto mit ONE DIRECTION zu machen, aber ich bin einfach total bescheuert. 

Dummheit tat weh, sie viel wusste ich nun.

"Ich habe kein Foto, aber ich habe sie wirklich getroffen. Ernsthaft. Deswegen war ich gestern weg, ich war bei ihnen auf dem Konzert!"

Ella war immernoch ein wenig skeptisch, aber nach rund einer viertel Stunde größter Überzeugungsversuche meinerseits -sie hatte es sich nicht nehmen lassen, mich auf meine Mutter und alles was mir heilig war schwören zu lassen- begann sie allmählich mir zu glauben.

"Und jetzt ist Liam weg und ich sehe ihn nie wieder.", stellte ich schließlich fest, nachdem ich ihr alles von Anfang an erzählt hatte. Obwohl ich es nicht beabsichtigt hatte, schwang ein klagender Ton in meinen Worten mit. 

"Ja, schreib ihm doch mal!", sagte Ella, als hätte ich das Selbstverständliche übersehen.

"Aber vielleicht nerve ich ihn... Ich will nicht so aufdringlich sein.. Wir haben uns ja auch erst gestern gesehen.. Oh man Ella, als er mich geküsst hat.. das war so.. Ich hatte das Gefühl ich wäre ihm wichtig! Ich kann das gar nicht beschreiben! Es war so schön." 

Impossible [Liam Payne]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt