Achtzehn

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Mit einem erleichterten Seufzer ließ ich mich auf mein Bett sinken und schloss die Augen. Julian war verschwunden -endlich!- und ich genoss die Stille, von der ich nun wusste, dass sie absolut war.

Die Melodie von 'Maybe', einem weiteren Klavierstück von Yiruma, summend, erhob ich mich nach einigen Minuten träge von der violetten Bettdecke, um Duschen zu gehen. Der vertraute Geruch des Shampoos und das warme Wasser auf meiner Haut entspannten meine Sinne und spülten das letzte Bisschen Stress fort.

Als ich aus der Dusche stieg, ignorierte ich den Spiegel gegenüber von mir, denn meine Stimmung war zu gut, um sie von dem Anblick meiner Figur zerstören zu lassen. Ich war nicht wirklich dick, das wusste ich, aber dennoch war ich alles andere, als zufrieden mit meinen Kurven.

Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass es halb 11 Uhr Abends war und ich beschloss, schlafen zu gehen.

Fünf Minuten später,  nachdem ich mir, wie es die abendliche Routine verlangte, die Augenbrauen gezupft hatte, war ich in meine weiche Bettdecke gehüllt. Bevor ich endgültig ins Land der Träume glitt, warf ich noch einen letzten Blick auf mein Handy:

Nessie: Kommst du morgen in die frühe Vorlesung?

Nessie: ???

Nessie: Bin mit Ella weg, mein Akku ist fast leer...

Schnell schrieb ich Nessie, dass ich in die Vorlesung kommen würde und legte mein Handy zurück auf mein Nachttisch. Das Display leuchtete auf und ich nahm an, dass Nessies Akku doch noch durchgehalten hatte,  als mein Blick über einen allzu vertrauten Namen huschte:

Liam: Hey :) I haven't heard anything from you for a long time, how are you?

Ich schnappte nach Luft, diese Nachricht war vollkommen unerwartet gekommen. Natürlich hatte ich oft an Liam gedacht, aber dennoch hatte ich die Hoffnung aufgegeben, wieder mit ihm in Kontakt zu kommen. Meine Gedanken drifteten zu dem Tag, als ich ihn in Düsseldorf besucht hatte, wir hatten auf dem roten Sofa im Backstage-Bereich herumgealbert und er hatte mich später in seinem Hotelzimmer auf die Wange geküsst. Obwohl ich diesen Moment gedanklich schon undenkbar oft hatte Revue passieren lassen, ließ er mich immernoch die merkwürdige Leichtigkeit in meinem Bauch spüren.

Ich: Yes, it has been a long time.. I'm fine, thanks. How are you? How are the lads?

Plötzlich waren da wieder all diese Gefühle, die mich schon vor einem Monat verrückt gemacht hatten und ich wusste nicht, was ich mit ihnen anstellen sollte.

Liam: I'm fine too, we've got a free weekend without any annoying metings so the lads and I are just chillin' out a bit. What's going on in Frankfurt?

Langsam begann ich zu glauben, dass ich etwas besonderes war, nicht nur irgendein Mädchen, sondern ein Mädchen,  das Liam zu seinem Konzert einlud, mit dem er skypte und dass er selbst nach einem Monat ohne Kontakt anschrieb.

Ich: Not much to be honest. My best friend wants to get engaged but I try to persuade her of not doing it because she has only known him for about 2 months! But apart from that it's just university.. nothing new.. So where are you guys right now?

Es tat unendlich gut, mit Liam zu schreiben. Ich hatte das Gefühl,  als würde ich mit einem verloren geglaubten besten Freund reden.

Liam: Wow she'd better not get engaged that early.. We're in London, we spent most of our time in London when we're  not on tour.

Ich: Oh, by the way, how was the tour?

Liam: Great, we were playing in gigantic halls and there was like half of the American pupolation there. It was also really stressfull but it was totally worth it.

Ich: Sounds good. So what will you do during your free weekend?

Liam: What will you do?

Liams Frage brachte mich ein wenig aus dem Gleichgewicht. Annie und Nessie hatten mich gefragt, ob ich zusammen mit ihnen, Tim,  Sam und ein paar Anderen Freitag Nacht in einen Club wollte, aber ich hatte noch nicht endgültig zugesagt. Abgesehen davon, hatte ich mir vorgenommen, am Wochenende zu enstpannen und viel Zeit draußen zu verbringen, da sich der Frühling mit schönem Wetter und viel Sonnenschein ankündigen würde.

Ich: Some friends are going to a club at Friday night but I'm not sure if I come with them yet... and apart from that... maybe I'll just go outside a bit or something like that but I'll decide spontaneuosly ;)

Gestochen scharf sah ich Liam vor meinem inneren Auge und hörte wieder, wie er mich damals geneckt hatte, weil ich spontaneuosly nach Düsseldorf gefahren war, ohne zu schauen, wann ein Zug zurück fuhr und in seinem Hotelzimmer gestrandet war.

Liam: Haha still acting spontaneuosly, aren't you? I should have known that :D

Liam hatte offensichtlich, genau wie ich, an Düsseldorf gedacht. Ich grinste in mein Handy, wie eine Bekloppte und dankte allen Göttern, dass Liam mir während ich alleine war geschrieben hatte und somit niemand sehen konnte, wie närrisch ich mich aufführte.

Ich: Yes ;)

Liam: Hm I actually did something without reflecting too... All spontaneuosly...

Ich: You did? I'm proud of you! Tell me about it! :D

Liam: Promise,  that you won't freak out...

Ich: Promise.

Ich wartete auf eine Antwort,  doch Liam schrieb mir nicht, vermutlich war irgendetwas dazwischen gekommen. Also schälte ich mich aus meiner inzwischen mollig warmen Bettdecke und tapste in die Küche,  um ein Glas Leitungswasser zu trinken. Das kühle Wasser beruhigte mich ein wenig und doch konnte ich nicht anders, als mich zu fragen, wie es sein konnte, dass man für jemanden, den man erst zweimal in seinem Leben gesehen hatte, so viel empfand.

London, UK - Liam:

Niall: Have you already done it??? You have to do it!!

Liam schüttelte lächelnd den Kopf, als er die Nachrichten seines Freundes las. Im Grunde genommen, war es Liams Idee gewesen, aber er hatte nicht wirklich vor gehabt, sie umzusetzen. Niall wiederum, war Feuer und Flamme für den Vorschlag gewesen und hatte Liam nicht ruhen lassen, bevor er ihn nicht verwirklicht hatte

Liam: I did it. And I'm just about to tell her that I did. Don't tell the others (they'll laugh at me) but I don't think that I've ever been that nervous in my entire life...

Und tatsächlich wurde es Liam bei dem Gedanken,  wie Lorin reagieren könnte,  flau im Magen. Er atmete tief durch und versuchte die richtigen Worte zu finden:

Ich: I booked a flight...

Lorin antwortete nicht sofort, und Liam wurde von Minute zu Minute nervöser.  Er versuchte sich einzureden, dass nichts passieren würde, aber die Vorstellung,  dass Lorin ihn abweisen würde, erdrückte ihn.

Frankfurt,  Deutschland - Lorin:

Als ich mich wieder in mein Bett kuschelte sah ich, dass Liam bereits geschrieben hatte.

Liam: I booked a flight...

Wo er wohl hinflog? In die Karibik? Auf die Bahamas? Sehnsucht durchströmte meinen Körper bei dem Gedanken an die endlosen Weiten des türkisenen Ozeans und die von Palmen umsäumten, weißen Sandstrände und ich verstand, warum ich hatte versprechen müssen, nicht auszurasten. Liam hatte wahrscheinlich Angst gehabt, ich würde Fernweh bekommen. 

Ich: Where will you go?

Liam: Remember how you promised not to freak ou?

Ich: Yes.. it was about 2 minutes ago;)

Liam: Well, the flight goes to Frankfurt. I thought it would be good if I saw you again but if you have plans for the weekend I can still cancel the flight...

Langsam drangen die Worte, die ich las, zu mir durch und ich begann zu realisieren, was das Geschriebene bedeutete. Es musste ein schlechter Witz sein. Liam Payne konnte nicht einfach so nach Frankfurt fliegen.

Impossible [Liam Payne]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt