Siebzehn

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Kiss the Rain - Yiruma.

Ich hatte das Lied, das eigentlich als Klavierstück gedacht war, vor einigen Tagen entdeckt und seitdem verließ es meinen Kopf nicht mehr. Ich konnte nicht begreifen, wie ein einziges Lied so viele Emotionen ausdrücken konnte, wie es mich so tief treffen konnte. 

Ich hatte "Kiss the Rain" gehört und sofort zu meiner Geige gegriffen. Innerhalb weniger Stunden hatte ich gelernt es zu spielen und nun glitten meine Finger wie von selbst über die Saiten, der Bogen entlockte ihnen herzzereißende Töne. Als sei ich in Trance spielte und spielte ich und versank dabei voll und ganz in den süßen Tonfolgen. Mein Herz sprach aus der Musik.

Während ich spielte schweiften meine Gedanken zu dem Tag, als Liam und ich geskypt hatten. Alles hatte an diesem Tag begonnen und gleichzeitig hatte es mit ihm geendet. Ich hatte seitdem weder von Liam, noch von irgendeinem anderem Mitglied von One Direction ein Lebenszeichen vernommen. Totale Funkstille.

Es war vor einem Monat gewesen und wir hatten uns blendend verstanden. Ich erinnere mich genau an das warme Gefühl, dass er in mir ausgelöst hatte und genauso gut erinnere ich mich an die unvermittelte Störung, die den Kontakt zwischen Liam und mir beendet hatte.

Plötzlich riss mich ein Pochen aus meinem Spielfluss. Ich hob mitten im Ton meinen Bogen von der Seite, um besser hören zu können und diesmal war ich mir sicher: Es hatte an der Tür geklopft.

Ist ja nicht so, dass es auch eine Klingel gibt, dachte ich als das Klopfen an der Tür lauter wurde. In meinem Hinterkopf ertönte eine lästige Stimme, ein Stimme, die mir zusäuselte, wer da vor der Tür stehen könnte, doch ich tat mein Bestes, um sie zu verdrängen.

Ich lugte durch den Türspion und was ich erblickte, ließ mich nach Luft schnappen.

Natürlich hatte ich mir während des vergangenen Monats schon oft überlegt zur Polizei zu gehen, den Gedanken dann aber immer in letzter Sekunde fallen gelassen, denn die Stimme in meinem Hinterkopf hatte mir zugesäuselt, dass die Polizei alles nur noch verschlimmern würde. 

Vor der Tür stand Julian. Derselbe Julian, dem ich vor einem dreiviertel Jahr komplett zu Füßen gelegen war und derselbe Julian, der mich vor ungefähr eineinhalb Monaten nach einem Date gefragt hatte. Er war an jenem Tag, als ich zum letzten Mal Kontakt zu Liam gehabt hatte in meine Wohnung gestürmt und hatte mir erklärt, warum genau wir beide füreinander bestimmt waren. Natürlich hatte ich ihn abgewiesen, hatte ihn rausgeworfen, doch er ließ nicht locker. Er war seitdem beinahe jeden Tag vor meiner Haustür erschienen, hatte eine rote Rose dabeigehabt, ein weiteres Argument, warum ich ihn daten sollte oder hatte mir mit Gewalt gedroht, ich solle die Tür öffnen.

Ich hatte mir früher immer vorgestellt, wie süß es wäre, wenn ein Junge alle Register zöge, um einen für sich zu gewinnen, aber Julian hatte mir gezeigt, dass auch ein noch so gutaussehender Mann, der sich zu sehr um einen bemüht, beängstigend ist. 

Julian hatte mich -wenn man den Tag, an dem er mich in der Uni angerempelt hatte nicht mitzählte- nicht körperlich belästigt, aber es war einfach gruselig, wenn er ständig an meiner Seite klebte, sobald ich den Campus betrat. Und es wurde nur noch schlimmer, als mir klar wurde, dass er damit nicht gegen das Gesetz verstoß.

Da ich laut Geige gespielt hatte, wusste Julian vermutlich, dass ich zuhause war und trotzdem schlich ich mich von der Tür weg, in der Hoffnung, er könnte denken, ich hätte ihn überhört. 

"Ich weiß, dass du da bist, Lorin, mach auf!", hörte ich ihn rufen.

Na toll, er würde frühestens in einer halben Stunde von vor meiner Tür verschwinden.

London, UK - Niall:

Niall stieg aus dem Jet, gefolgt von Harry, Liam, Zayn und Louis. Kalte Luft füllte seine Lungen und bildete einen krassen Gegensatz  zur warmen, schweren Luft in Florida.

Impossible [Liam Payne]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt