13. Eine Bitte

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"Woher wusstest du eigentlich, wo ich bin?", informierte sich Darja und folgte dem Blauäugigen mit Händen voller Essen. Ciel schaute zu ihr nach hinten und lächelte. "Ich habe nicht gewusst, wo du bist. Ich habe mir nur Sorgen gemacht und bin auf die Suche gegangen. Und das wohl zu Recht."
Das Duo ging langsam aus dem Dschungel hinaus und näherte sich der Hütte. Dort stellte Darja die Taschen ab und ließ sich erschöpft auf das improvisierte Bett aus Klamotten und Laub fallen. Ciel tat es ihr gleich und legte seinen Kopf auf ihre Schulter, während sie das rauschende Meer beobachteten.

"Was sind wir eigentlich?", fragte die Russin nachdem sie ihre Gedanken etwas sortiert hatte. "Naja ...", begann Ciel, doch wusste darauf keine Antwort. "Ich wäre schon gerne dein ... fester Freund", antwortete er schließlich nach kurzem Überlegen. Seine Stimme zitterte etwas vor Nervosität. "Also, ... sind wir jetzt ein Paar?", wollte sie daraufhin wissen. "Wenn du auch etwas für mich fühlst, wäre das nicht verkehrt", meinte Ciel erwartungsvoll und blickte in ihre grünen Augen. Darja schaute zu Boden und versuchte auf ihre Gefühle zu hören. "Als ... als du mich mit der Schaukel überrascht hast, fühlte es sich so an, als hätte jemand Silvester in meinem Bauch gefeiert. Ich habe mich wirklich über diese Überraschung gefreut. Auch das Schaukeln war sehr angenehm. Für einen kurzen Moment konnte ich aus dieser schrecklichen Situation, in der wir gerade sind, flüchten. Dafür bin ich dir immer noch sehr dankbar. Doch durch deine Berührungen wurde ich auf einmal wieder zurück in die Realität gerissen und bemerkte den Zaun aus Wellen um uns herum. Dazu kommen noch meine Berührungsängste. Auch jetzt, als du deinen Kopf auf meine Schulter gelegt hast, fühlte ich mich unwohl. Ich halte mich aber zurück, weil du mein Freund bist. Mir ist aber aufgefallen, dass es bei dir anders ist, als bei anderen Männern. Wenn ich zurückdenke, war ich in dem Moment, als du mich zurück gerissen hast, einfach noch ein bisschen taub und habe nicht richtig auf mein Gefühl geachtet. Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe. Ich möchte es irgendwie wieder gut machen, aber ich weiß nicht wie." Die Russin seufzte tief nach ihrem Monolog. Sie war erleichtert, diese Worte endlich über ihren Mund gebracht zu haben. "Dascha", fing Ciel an und hörte auf mit dem Laub zu spielen, auf dem er gerade saß. Stattdessen wendete er sich Darja zu. "Du schuldest mir gar nichts. Ja, ich war verletzt, aber jetzt verstehe ich, wieso du so gehandelt hast. Und das mit den Berührungsängsten kriegen wir auch noch hin." Ciel gab seiner Freundin einen leichten Kuss auf die Wange. "Wir fangen einfach ganz klein an." Die Brünette kicherte leise.

"Darf ich dich fragen, seit wann und warum du mich liebst?" Schweigend blickte Ciel in den Sand und dachte über mögliche Antworten nach. "Eigentlich fand ich dich schon von Anfang an sehr anziehend. Auf der Geburtstagsfeier von Layla, bei der wir uns kennenlernten, habe ich dich beobachtet, als du von einem jungen Mann belästigt wurdest und du ihm daraufhin klipp und klar deine Meinung geschildert hast. Der hat echt dumm aus der Wäsche geguckt", lachte Ciel, als er an den verwirrten Blick des Mannes zurückdachte. "Die meisten Frauen hätten um Hilfe gebeten, aber du hast das selber in die Hand genommen. Dann, als ich dich angesprochen habe, war ich natürlich auf der Hut, damit du mich nicht genauso abservierst, wie den Mann davor." Darja fing an zu lachen. "Ja, ich kann mich noch daran erinnern, wie übervorsichtig du gewesen warst. Das war echt amüsant, aber irgendwie auch süß." Der Brite wurde rot bei diesen Worten und fuhr stotternd fort. "Jedenfalls ... hast du mich mit deiner Ausstrahlung sofort in den Bann gezogen. Normalerweise habe ich nie den Drang dazu jemanden kennenzulernen, aber von dir wollte ich alles wissen. Mit dir wollte ich eine tiefe Freundschaft aufbauen. Und du weißt, dass das sehr unüblich für mich ist." Ciel schluckte schwer und hatte Angst vor Darjas Reaktion auf die Worte, die er als nächstes aussprechen wollte. "Irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich in deiner Nähe immer nervös wurde. Ich konnte für einen Moment kaum klar denken. Das hat mich anfangs immer verwirrt, da es ein komplett neues Gefühl für mich war. Erst, als Sebastian angefangen hat seltsame Anspielungen zu machen, habe ich verstanden, was ich für dich fühle." "Wieso hast du mir nie etwas davon erzählt?", fragte die Russin mit hochrotem Kopf verwundert. "Ich ... hatte Angst, dass du mich abweisen würdest und das dann unsere Freundschaft zerstört." Darja nickte verständnisvoll. "Ciel?", fragte sie nach einer kurzen Stille. "Ja, Dascha?" Sie strengte sich an, ihre Ängste zu ignorieren und lehnte sich an sein Ohr. "I- Ich möchte deine Freundin sein", flüsterte sie stotternd und gab ihm einen zaghaften Kuss auf die Wange. Das Kribbeln an seinem Ohr und die weichen Lippen an seiner Wange verpassten dem Briten eine angenehme Gänsehaut.

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"Ich geh mich mal waschen", meinte Darja zu Ciel, der auf dem Bett lag und vor sich hin döste. Die Brünette nahm ihr Handtuch aus dem Koffer und machte sich auf den Weg zum Wasserfall. Dort legte sie ihre Lumpen ab und stellte sich unter das fließende Wasser. Der feste Strahl massierte ihren Nacken und sie entspannte sich allmählich. Sie fing an darüber nachzudenken, was gerade passiert war. Ciel war nun ihr Freund. Ihr erster fester Freund. Darja war ganz aufgeregt, was nun alles passieren würde. Sie spürte erneut das Kribbeln in ihrer Magenregion und ihr Herz hüpfte auf und ab. Wir fangen einfach klein an. Jedenfalls ... hast du mich mt deiner Ausstrahlung sofort in den Bann gezogen. Von dir wollte ich alles wissen. Darja konnte seine Worte einfach nicht mehr vergessen und grinste vor sich hin. Wir fangen einfach klein an. Darüber dachte die Russin am meisten nach. Wollte sie wirklich klein anfangen und sich dann mühsam durch ihre Angst kämpfen? Nein! Sie wollte die Angst so schnell wie möglich los werden, damit sie die Zeit mit Ciel genießen konnte. Mit einer entschlossenen Miene trocknete sie sich ab und wickelte das Handtuch um ihren Körper. In der Hütte sah sie Ciel, wie er entspannt auf dem Bett lag und ein Nickerchen hielt. Bei seinem Anblick verschwand langsam die Entschlossenheit und wurde durch Angst ersetzt. Darja bemühte sich sie zu ignorieren und wühlte leise in ihrem Koffer herum, damit sie den Briten nicht aufweckte. Sie holte das Kleid, welches Layla für sie genäht hatte, heraus und zog es an. Es passte perfekt. Der Ausschnitt zeigte etwas zu viel, doch für diese Gelegenheit war das passend. Sie kämmte ihre noch feuchten Haare mühsam, bevor sie sich neben Ciel legte, die Arme hinter ihrem Kopf verschränkte und den Satz ständig im Kopf wiederholte. Dabei achtete sie auf die Wortwahl und die Betonung. Die Russin war noch nie so nervös wie jetzt. Als der Blauhaarige nach einer Weile langsam wach wurde, setzte sie sich auf und richtete ihren Ausschnitt, sodass er einem sofort ins Auge fiel. "Wow ... Dascha ... Das ist ... Wow." Der Brite bemühte sich angestrengt, sich zu beherrschen und wagte es nicht, auf ihr Dekolleté zu schauen. "Ciel, ich ... habe eine Bitte an dich", murmelte Darja zögerlich und mit zitternder Stimme. Ciel sah sie fragend an, als sie ihre Hände auf seine Wangen legte. "Bitte ... Bitte schlaf mit mir."

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