18. Sebastian?

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Ciel erschrak, als plötzlich ein lauter Schrei aus dem Dorf erklang. „Verdammt", nörgelte er. Ursprünglich wollte der Brite darauf warten, dass sich die Inselbewohner beruhigten, damit er sich ins Dorf schleichen konnte, doch es lief nicht wie geplant.

Vorsichtig lugte er aus dem Gebüsch hervor, um nachzusehen, was gerade passierte. Jedoch versteckte er sich gleich wieder, als einige Ureinwohner ihm panisch entgegenrannten. Der Blauäugige wartete, bis alle an ihm vorbeigerast waren und schaute sich danach verwundert um. Die lodernden Flammen, die im Dorf zu erkennen waren, erklärten den ganzen Tumult. Angsterfüllt riss er seine Augen auf und hielt sofort Ausschau nach Darja, welche immer noch mit dem Häuptling in der Hütte festsaß.

Die Russin nutzte diese Situation um zu fliehen, aber Elliott dachte nicht einmal daran, seine angebliche Herion zurückzulassen. Er packte sie an den Hüften, um sie sich schließlich über die Schulter zu werfen und die Eingangstür mit einem kräftigen Tritt aufzustoßen. Dann begann er zu laufen.

Der Brand breitete sich währenddessen im ganzen Dorf aus und zog einige Einwohner in den Tod. Es würde nicht lange dauern, bis das Feuer die komplette Insel abbrannte. Die Lage war aussichtslos. Jeder, der sich auf der Insel befand, würde früher oder später von den Flammen verschlungen werden.

Doch für den Engländer war sterben keine Option. Er hatte bereits einen Plan, wie er problemlos die Insel verlassen könne, aber er würde nicht gehen, bis er Darja wieder bei sich hatte. Als er den Häuptling mit seiner Freundin auf der Schulter entdeckte, läuteten bei ihm die Alarmglocken.

Ohne lange darüber nachzudenken und über die möglichen, fatalen Folgen zu philosophieren, wenn er seine Fähigkeiten zu hoch eingeschätzt hatte, erklomm er den nächstbesten Baum. Von dort aus hatte er eine perfekte Sicht auf den Häuptling und Darja. Jetzt suchte er nach der ätzenden Liane, die ihm dauernd ins Gesicht hing, als er sich versteckt hatte. Der Blauäugige schluckte nun, da er das Grünzeug erblickt hatte. War das wirklich eine gute Idee gewesen? Würde er sich überhaupt festhalten können? Würde er im richtigen Moment abspringen?

Ciel schüttelte sich all die Fragen aus dem Kopf. Er musste sich konzentrieren. Erneut visierte er den Dicken an und wartete auf den richtigen Zeitpunkt. Das einzige was zählte, war, sich nicht von den Gedanken verunsichern zu lassen und Darja endlich aus den Klauen des Häuptlings zu befreien. Wenn er jetzt zögerte, würde das ein böses Ende haben.

Nun war er da. Der richtige Moment. Ciel atmete noch einmal tief durch und nahm all seinen Mut und seine Kräfte zusammen, bevor er wenige Schritte auf dem robusten Ast lief und mit wackeligen Beinen und einem kraftvollen Schrei absprang. Seine Hände brannten, als er die Liane in den Griff bekam, aber etwas nach unten rutschte. Mit etwas zu wenig Schwung, als erwünscht, flog er direkt in Richtung des Häuptlings und konnte nach wenigen Metern den erleichterten Gesichtsausdruck Darjas erkennen. Glücklicherweise reichte der Schwung aus, denn Ciel erreichte den Dicken und traf ihn mit dem Fuß am Hinterkopf, wodurch der getroffene zu Boden fiel und vorerst außer Gefecht gesetzt wurde.

Darja hatte sich während dem Fall aus seinem Griff befreit und sprang nun zur Seite, um nicht auch von dem Briten getroffen zu werden.

"Ciel! Du musst loslassen!", schrie die Russin, doch die letzten Worte kamen nicht mehr bei ihm an. Er war schon zu weit zurückgeschwungen. Erst als Darja mit dem Finger einen Punkt hinter ihm andeutete, schaute er nach hinten und sein Griff an der Liane verstärkte sich. Er schwang geradewegs ins Feuer. Mit zusammengekniffenen Augen umklammerte er das Grünzeug noch fester und wartete darauf, dass sein Körper in Flammen aufgeht. Doch es geschah nichts. Kurz bevor er den Brand erreichen konnte, flog er wieder zurück zu Darja.

"Lass los! Du musst loslassen!", wiederholte sie, als der Brite wieder in ihrer Nähe war. Ciel wollte nicht loslassen, es war ihm viel zu schnell. Aber er musste. Das Feuer breitete sich wie in Lichtgeschwindigkeit aus. Das nächste Mal wird er wohl als ein verkohltes Chicken Nugget bei der Brünette ankommen. Also löste er den Griff und stürtzte in die Tiefe.

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