Ben

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Ich ging ein Stück, mittlerweile hatte es angefangen zu Regnen.
Die Wunden an meiner Hände fingen nun doch an zu schmerzen.

Es war meine Schuld, wieso hatte ich nicht aus meinen Fehlern gelernt?
Das ganze Chaos mit Ben damals hätte mich warnen müssen.
Ich hab mit dem Feuer gespielt.
Mir hätte klar sein müssen, dass Amelie irgendwann alles rausfindet.
Mir hätte klar sein müssen, dass ich mich entscheiden muss.
Mir hätte klar sein müssen, dass ich Alex verletzte, egal was ich mache.
Mir hätte klar sein müssen, dass ich irgendwann alles zurück bekomme.

Ich hasste mich gerade selbst.
Kein Wunder, dass es Julian tat.
Aber wieso kapierte er nicht, dass ich nie IHM schaden wollte?  Und das mit dem Video nicht gewesen sein kann?
Oder wollte er einfach nicht wahrhaben, dass seine liebe Freundin sowas machen konnte?

Mich traf nicht die ganze Schuld, ihn und Amelie traf genauso Schuld.
Der einzig Unschuldige war Alex...

Ich schluckte, verzerrte Bilder tauchten in meinem Kopf auf, wie Alex mich auf die Bank drückte und plötzlich anfing mich fest zu halten...

Jedes Mal, wenn ich daran dachte wurde mir schlecht.
Wie konnte Alex sowas nur machen...
Auch das war meine Schuld.

Ohne es zu bemerken hatten mich meine Füße unbewusst vor das Elternhaus Bens getragen, ob er da war? Vielleicht war er ja inzwischen auch weggezogen...

Ich klingelte.

Warum tat ich das?

Ein Schatten erschien hinter der Tür, die Tür öffnete sich.

"November?!"
Ich blickte geradewegs in Bens etwas gealtertes Gesicht.
Er trug nun Bart und etwas längeres Haar...
Nur sein Klamottenstil hatte sich nicht wirklich geändert.
Ich versuchte zu lächeln.

"Was ist mit dir passiert?", sagte er und zog mich an einer Hand rein.
"Ich hol ein Hand-"
Er sah meine blutverschmierten Hände.
"Okay komm einfach mit. Meine Eltern sind nicht da."

Ich nickte und folgte ihm stumm ins Badezimmer.
"Du hast ne Menge zu erzählen...", sagte er und fügte noch hinzu:
"Warte ich hol dir ein T-Shirt.."
"Ist das denn okay?"
"November ich hasse dich nicht.", rief er mir zu.
Ich antwortete mit einem Schweigen.
"Hier nimm das.", sagte er und kam mit einem seiner T-Shirts wieder.
"Wasch das Blut ab. Hier sind Pflaster und Verbände.", er drehte den Wasserhahn auf und holte einen Verbandskasten aus dem Schrank.

"Danke.", brachte ich nur raus und wischte mir mit nassen Händen die Tränen aus den Augen.
Das Wasser brannte in den Schnitten.

Er reichte mir ein Handtuch und trocknete mir die Hände.
Anschließend nahm er ein Pflaster untersuchte meine Hände und verarztete sie.

"Wieso tust du das?"
"Wie schon gesagt, weil ich dich nicht hasse. Du brauchst Hilfe, das sieht man dir an. Außerdem hab ich das Video gesehen..."

Ich fing an zu weinen.
"Ich hab wieder alles falsch gemacht.."
"Sind du und Julian mittlerweile ein Paar?"
"Nein.."
"Aber du wünscht es wäre so."
Ich antwortete nicht.
"Damals als du und Julian eure Affäre hattet.. Da wusste ich, dass ich nie jemals gegen ihn ankommen würde.
Eure Bindung ist einfach viel zu stark... Was ist denn das Problem?"
"Seine Freundin ist schwanger und er liebt sie noch."
"Oh verdammt.", meinte Ben und fasste sich an den Kopf.
"Okay und was ist mit dir?"
"Ich bin mir nicht sicher...", sagte ich zittrig und senkte meinen Blick.
"November du liebst Julian. Da fragst du ernsthaft was du noch machen sollst?"
Ich zögerte bevor ich antwortete:
"Aber, was soll ich gegen Amelie machen? Ich hab es mir doch sowieso bei Julian verscherzt."
"Julian liebt dich."
"Woher weißt du das?"
"Er hat nie damit aufgehört."
Mir stockte der Atem.
"Nachdem du weggezogen bist, war er am Boden zerstört... Dich mit einem anderen zu sehen, wo er doch selbst eine Freundin hat, hat ihn vermutlich total durcheinander gebracht und er weiß selbst nicht was er will."
"Wieso wollte er sie dann heiraten?"
"Du warst weg.."
"Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?"
"Ich kann dir nicht sagen was du tun sollst, aber ich kann dir raten was du tun kannst."
Ich schwieg.
"Du könntest erstmal mit Alex Schluss machen. Du hast mich damals sehr verletzt, tu Alex nicht das gleiche an."
"Du hast vermutlich Recht aber..."
"November an wen denkst du, wenn du schlafen gehst, an wen denkst du wenn du aufstehst?"

"Ich glaube du hast deine Antwort gerade gefunden.", sagte er nach einem kurzen Schweigen.
"Ich muss los, ich hoffe ich kann so schnell wie möglich zurück. Ich hoffe es ist nicht zu spät."
Schnell nahm ich meine klitschnassen Klamotten, legte das Handtuch ab, gab Ben einen Kuss auf die Wange und stürmte davon.
"Danke! Danke für alles!"

Ich musste so schnell wie möglich zurück, hoffentlich tat Julian nichts dummes. Jetzt lag es an ihm, ich würde alles dafür tun um ihn zurück zu bekommen, alles.

"Dad?", rief ich außer Atem und platzte ins Haus.
"Wo warst du Kind und was hast du an?"
"Ich muss so schnell wie möglich zurück. Kann ich das Auto nehmen? Bitte!"
Ich ließ ihn keine Zeit zum Antworten.
"Danke!"
Schnell griff ich nach den Autoschlüsseln machte auf dem Absatz kehrt und rannte zum Auto.

Ich musste mit Alex und Julian reden, dringend.
Die ganze Zeit, war es so offensichtlich was ich hätte tun sollen...

Verdammt wie sehe ich eigentlich aus?
Egal.

Während ich das Auto anspringen ließ, tippte ich eine Nachricht an Alex, dass ich ihn so schnell wie möglich treffen wollte und verabredete mich mit ihm vor dem Universitätsgebäude, wie beim letzten Mal.
Ich konnte das Alex einfach nicht mehr antun.

Meine Entscheidung war gefallen.

Jugendsünden [Fortsetzung Feindschaft+]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt