TdV-16 Vor dem Schloss / Finale erster Akt

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VAMPIRE:

Seid bereit!
Endlich einmal ein Besuch mit Lebenssaft, zwei Herren des Niveau.
Seid bereit!
Sonst trotten nur Bauern her mit Dreck am Hals und dumm wie Bohnenstroh.
Seid bereit!
Endlich eine schicke, entzückende, bedrückende Perversität.
Seid bereit!
In kurzer Zeit gibt's was zu beißen für den Zahn der Zeit.

GRAF VON KROLOCK:

Wohl der Nacht, die mir die Freude macht Besucher herzuführn.
Meine Herrn, ich sehe Gäste gern, sie müssen sich nicht ziern.

Die Furcht ist mein Mantel, die Nacht mein Revier.
Ich bin Graf von Krolock, dieses Schloss gehört mir.

Wohl der Nacht, die uns bewahrt davor das Hässliche zu sehn.
Sie rührt sacht an dunkle Träume und lässt Totes auferstehn.
Folgt mir nach in meine Dunkelheit, um nie mehr fort zu gehn.
Denn wer sich aus freien Stücken zu mir gesellt, soll Antwort erhalten auf Fragen die er nicht stellt.
Ich weihe euch ein ins Mysterium meiner Welt.

Müde von der Einsamkeit ersehne ich Besuch.
Zukunft ist Vergangenheit und Gegenwart ist Fluch.
Endlos ist das Meer der Zeit, doch man kann nur am Ufer leben.
Von der Krankheit der Traurigkeit kann es keine Erlösung geben.
Ah-ha-ha-ha...

ABRONSIUS:

Ah-ha-ha-ha, eh...
Nichts für Ungut, Exzellenz.
Wir sind rein zufällig hier vorbei gekommen und wollten eh nur einen kleinen Blick auf ihr prächtiges Anwesen werfen.
Spätes 13. Jahrhundert, wenn ich nicht irre?

GRAF VON KROLOCK:

Ah, ich sehe, ein Mann von Bildung.
Mit wem habe ich das Vergnügen?

ABRONSIUS:

Pardon, Professor Abronsius, aus Königsberg.

GRAF VON KROLOCK:

Der Professor Abronsius?

ABRONSIUS:

Sie haben von mir gehört?

GRAF VON KROLOCK:

Ich las ihr Buch "Die Fledermaus".
Genial!
Ich war gefangen.

ABRONSIUS:

Das freut mich, denn bei mir zu Haus werd ich meist übergangen.

Logik, Logik!
Wer würdigt schon die Logik?

GRAF VON KROLOCK:

Sie müssen mir ihr Buch signiern und lange, lange bleiben.

ABRONSIUS:

Ja, gern!

Ich kann ja auch hier studiern und Forschungen betreiben.

GRAF VON KROLOCK:

Wer ist dieser Jüngling?
Gewiss ein Student.

ABRONSIUS:

Alfred, er assistiert mir.

GRAF VON KROLOCK:

Brav Alfred, Kompliment!
Dies ist mein Sohn Herbert!
Er freut sich bestimmt.
Ihr werdet bald Freunde sein.

HERBERT:

Endlich jemand, der mir die Langeweile nimmt!

GRAF VON KROLOCK:

Bitte, meine Herren, treten Sie ein.
Fühlen sie sich ganz wie Zuhause.
Koukol!!!
Koukol wird sie auf ihr Zimmer führen.
Muschtniki!

ABRONSIUS:

Oh, pardon, Exzellenz!
Ich vergaß ganz wie spät es schon ist.
Sie müssen müde sein?

GRAF VON KROLOCK:

Ich bin ein Nachtvogel.
Tagsüber, nicht zu gebrauchen.
Alfred!
Vermisst du nicht etwas?

ALFRED:

Mein Schwamm!

GRAF VON KROLOCK:

Wer jung ist, wie du, und interessiert.
Braucht keinen senilen Narrn der ihn kommandiert und überhaupt nicht versteht, was dich fasziniert.

Ich weiß, was du fühlst und denkst.
Ich kann dein Sehnen spürn.
Wenn du mir dein Vertrauen schenkst, dann werde ich dich führ'n.

Vertrau mir!
Im Traumland der Nacht herrsche ich als Magier, der Wunder möglich macht.

Sink mit mir ins Meer der Zeit.
Lern von mir, was es heißt zu leben.
Spür das Glück der Traurigkeit.
Fühl die Wohllust, dich aufzugeben.

Such mit mir den schwarzen Gral.
Ich lehr dich, was es heißt zu lieben.
Lös die Fesseln der Moral.
Folge deinen verborgenen Trieben.

Denn liebst du dieses Leben, wird deine Liebe Leben sein und dich befrei'n!

Musical - Songtexte IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt