Kapitel 5- Hunger

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Ich hatte nicht mitbekommen, dass Hubert mich irgendwann wieder ins Bett gebracht hatte. Was ich mitbekam, waren Krämpfe, Kopfschmerzen und Schüttelfrost. Doch das Schwächegefühl ließ das alles nicht an die Oberfläche gelangen. Manchmal spürte ich auch Hubert's Umarmungen, wie jetzt gerade auch. Ich öffnete die Augen. Fühlte mich immer noch schlapp, ich fröstelte leicht und der Vampir in meinem Arm war das genaue Gegenteil von einer Wärmflasche! Hubert schlief wieder einmal fest, doch dieses Mal konnte ich mich locker aus seinem Arm winden. Der Wecker zeigte sechs Uhr abends und ich wunderte mich, dass Hubert noch nicht wach war. Dann fiel mir ein, das er wohl erst vor Kurzem eingeschlafen sein muss. Ich hörte ein lautes Miauen und Scharren. Hubert hatte meine Katzen in sein Haus geholt und alle Türen und Fenster geschlossen, und meine Süßen waren es ja gewohnt, rein- und raus zu laufen, wie es ihnen behagte! Ich stand auf, es ging besser, als gedacht. Mein Körper fühlte sich immer noch schwer an und ich schlurfte ins Bad. Schaute in den Spiegel. Mein Gesicht war eingefallen, ich hatte tiefe Ringe unter den Augen. Brr. Plötzlich verspürte ich Durst. Unheimlichen Durst. Hubert hatte vorsichtshalber die Kühlbox mit Blutkonserven neben das Bett gestellt, doch wenn ich nur daran dachte, wurde mir übel. Nein,mich dürstete nach etwas Anderem. Vielleicht einen heißen Tee? Ich ging nach oben und suchte als Erstes die laute Fellnase, um dem Geheule ein Ende zu machen. Draußen war es noch hell und ich zögerte, die Terrassentür zu öffnen. Würde die Sonne mich jetzt schon verbrennen? Ich öffnete die Tür einen Spalt, der Strahl, der nun herein drang, traf meine nackten Füße. Ich trug immer noch das schöne Abendkleid, es klebte an mir, weil ich so verschwitzt war. Meine Zehen begannen, zu brennen und ich wich schnell zurück. Vier meiner Katzen und Hubert's Zwei nutzen die Chance und schossen in die Freiheit, dabei öffneten sie die Tür noch weiter. Mein Durst war langsam unerträglich geworden und ich wollte die Tür gerade schließen, da hörte ich einen Wagen vorfahren. Ich rannte nach vorne zur Haustür, schaute auf den Monitor, der das Geschehen auf der Auffahrt anzeigte. Ein Taxi war vorgefahren und mein Herz blieb stehen. Nun ja, eigentlich schlug es kaum noch... Ich stöhnte, als ich Tom aussteigen sah. Warum war er hier, vor Hubert's Haus? Ich beobachtete, dass Tom auf sein iPhone schaute. Er hielt es ans Ohr und blickte sich suchend um.

Nun, ich hatte vergessen, Tom und Chris wieder abzusagen, besser gesagt, hatte überhaupt verdrängt, dass sie kommen würden! Ich war so mit Hubert, meinem Roman und der bevorstehenden Verwandlung beschäftigt gewesen, dass ich es nicht mal geschafft...

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Nun, ich hatte vergessen, Tom und Chris wieder abzusagen, besser gesagt, hatte überhaupt verdrängt, dass sie kommen würden! Ich war so mit Hubert, meinem Roman und der bevorstehenden Verwandlung beschäftigt gewesen, dass ich es nicht mal geschafft hatte, regelmäßig auf mein iPhone  zu schauen, das jetzt bei der Polizei lag. Anscheinend ging dort niemand ran, denn Tom legte genervt wieder auf und kam auf die Haustür zu. Und plötzlich war es da, das, was Hubert mit Hungerschmerz meinte. Ich krümmte mich und stieß einen Schrei aus. Es klingelte. Und wieder. Ich robbte zum Summer und drückte darauf, denn in mir gab es nur noch Hunger. Kein Gefühl mehr für Freund oder Feind, und als ich Tom's Stimme hörte, knurrte mein Magen laut. Das Knurren stieg durch meine Speiseröhre nach oben, aus meinem Mund kam ein unmenschliches Geräusch, vor dem ich mich selbst erschrak. Ich blickte auf und sah zuerst den Taxifahrer, der Tom's Gepäck vor die Tür stellte. Er verabschiedete sich und Tom winkte ihm. Dann kam Tom herein und begrüßte mich lächelnd. 

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