Feuerkind

Kapitel 21

Der Korridor war lang und es waren in bestimmten Abständen Türen da.
Sie waren weiß, hatten keine Klinke, sondern nur ein Schloss, eine Klappe und ein kleines Fenster.
Es war totenstill und eiskalt.
Ich schluckte.
Sollte ich umkehren oder weitergehen?
Ich wankte unentschlossen hin und her, bis meine Neugier siegte und ich ein paar Schritte nach vorne ging.
Du kannst du sofort umkehren, wenn etwas ist, sagte ich mir.
Vorsichtig schlich ich durch den Gang.
Da sah ich, dass hinter der Tür, rechts neben mir, Licht leuchtete.
Ich spähte durch das kleine Fenster.
Im ersten Moment fiel mir nichts besonderes auf.
Der Raum war grau und hatte, bis auf das Fenster in der Tür, keine weiteren.
Es standen auch keine Gegenstände dort und es waren auch keine Personen zu sehen.
Der Boden und die Wand waren mit dunklen Farbspritzern übersehen.
Es dauerte einen Moment, bis ich realisierte, dass es Blut war.
Erschrocken wich ich zurück.
Da fiel mir auf, dass in einer Halterung an der Tür ein Zettel lag.
Vorsichtig zog ich ihn heraus.
Er sah aus wie eine art Steckbrief.

Name:     Mira Stenner
Alter:       15
Element: Feuer
Dosis:       38 ml
Status:      Verstorben
Bericht:    Menge von Alter abhängig.                Bei 38 ml war der Versuch   erfolgreich.

Ich spürte wie och zitterte.
Die Jäger führten Experimente an den Elementeträgern durch?
Was für eine Dosis war gemeint?
Was war mit dem Mädchen passiert?
Nur eines stand fest. Die Jäger hatten einen Weg gefunden uns umzubringen.
Ich ließ den Zettel fallen und wich zurück.
Plötzlich sah ich den Kopf, der mich durch das Fenster einen Raum weiter ansah.
Erschrocken schrie ich auf.
Die Person legte den Finger auf die Lippen.
Es war ein Mann, er schien sehr alt zu sein.
Er deutete auf die Luke, die sich von außen öffnen ließ, wahrscheinlich um ihm essen zu geben.
Ich sah ihn misstrauisch an und zog den Zettel aus der Halterung.

Name:      Kalayo Veltan
Alter:       82
Element: Feuer
Dosis:      45 ml
Status:     geschwächt
Bericht:   Versuch verweigert Essen und Trinken. Zwangsmaßnahmen notwendig.

Ich schob den Zettel zurück und öffnete die Luke einen Spalt.
“Red.“ krächzte er mit heiserer Stimme.
“Woher kennen sie meinen Namen?“ fragte ich überrascht.
“Es ist so lange her... Du erinnerst dich nicht mehr daran, aber ich habe dich und deinen Bruder damals aus eurem brennenden Haus gerettet.
Deine Eltern waren Freunde von mir. Es tat weg sie zurück zu lassen, aber sie wollten unbedingt, dass ihr überlebt.“
“Stopp! Das kann gar nicht sein! Ich habe keinen Bruder. Was erzählen die da?“ rief ich und wich vor ihm zurück.
“Doch hast du Red. Du kannst dich nur nicht mehr daran erinnern.
Ich habe dir deine Erinnerungen gekommen, weil deine Eltern wollten, dass du wie ein normaler Mensch leben kannst.
Hör zu! Ich weiß, dass du mir das alles nicht glaubst, aber ich habe keine Zeit die jetzt alles zu erklären. Drei Zellen weiter ist Lian eingesperrt. Du musst ihn dort herausholen, er ist noch nicht so schwach wie ich.
Ihr beide müsst den Anführer der Jäger finden und töten.
Er ist wahrscheinlich ganz oben im Kontrollraum.
Beeil dich!“
Ich blicke ihn etwas überfordert an.
“Nun nach schon, du hast nicht mehr viel Zeit!“
“Soll ich nicht vorher sie...“
“Ich bin zu schwach und wäre euch nur im Weg. Jetzt geh!“
Ich nickte und stolperte zu Lians Zelle.
Er lag auf dem Boden, als ich durch dass Fenster blickte.
Ich öffnete die Luke.
“Lian!“ rief ich und hämmerte gegen die Tür.
Er bewegte sich langsam und hob den Kopf.
“Red?“ fragte er überrascht und sprang auf.
“Wie kann ich dich hier rausholen?“ fragte ich.
“Benutzt nicht deine Kraft. Die Türen sind zu stark dafür.
Am Ende des Ganges ist ein Büro, dort hängen Schlüssel. Hol sie.“
Ich raste los und riss die Bürotür auf.
Wild sah ich mich um und suchte die Schlüssel.
Endlich sah ich sie.
Direkt an der Wand neben mir hingen sie.
Ich schnappte sie und rannte zurück zu Lian.
“Okay gut. Ein Schlüssel hat eine blaue Markierung, das ist er!“ sagte Lian.
Ich nahm ihn und stecke ihn in das Schloss.
Die Tür sprang auf und ich zog Lian in meine Arme.