Teil 15

274 16 4
                                    

Ich starre ihn an. Er liebt mich. Scheiße. Ich kann ihn doch nicht enttäuschen. Ich kann jetzt doch nicht einfach sagen 'Sorry, aber ich liebe dich nicht.' Nein das geht nicht. Ich muss es ihm schonend beibringen. Anscheinend habe ich Ewigkeiten in meinen Gedanken verbracht, denn Chris sprach mich an. "Alice alles okay? Sag doch was!" Langsam zog ich meine Hand aus seiner. Er sah mir dabei zu und sah mich dann erschrocken und enttäuscht an. "Du liebst mich nicht?" Ich sah Tränen in seinen Augen. "Nein es tut mir leid." Ich blickte in seine Augen und sah Trauer. Langsam sagte er in sich zusammen. "Okay gut zu wissen. Nicht schlimm. Kann man nicht erzwingen. Auch nicht herzaubern. Was soll ich tun. Andy hilf mir. Ich brauche die Liebe einer Frau. ..." Chris murmelte leise vor sich hin. Ich glaube er weiß nicht das ich ihn höre. "Chris gehst du bitte raus", fragte ich leise. "Ich brauche etwas Ruhe." Er sah auf zu mir. "Ja na klar." Er steht auf und geht zur Tür. Noch einmal dreht er sich um, sieht mich mit einem traurigen Blick an und schließt die Tür. Oh man. Ich glaube ich habe gerade meinen besten Freund verloren. Nur, weil ich ihn nicht liebe. Scheiße! Ich spüre wie sich Tränen in meinen Augen sammeln und die ersten meine Wange hinunter laufen. Verdammt! Ich wollte nicht mehr weinen. Ich kann es echt niemandem recht tun. Chris leibt mich, ich ihn aber nicht. Budda hat sich umgebracht, weil er nicht damit klar gekommen ist, dass ich schwanger war. Das kleine Wesen in meinem Bauch hat nie das Licht der Welt erblickt, weil ich zu doof war zu sehen wie es Budda ging. Und Andreas? Der ist hin - und her gerissen, zu wem er jetzt halten soll und wie er mit der ganzen Situation umgehen soll. Schließlich war Budda sein bester Freund aus der Kindheit, Chris ist sein Bruder und ich bin einfach nur eine Freundin von ihm. Apropos Andreas, der kommt gerade in mein Zimmer. Och man, ich will nicht das er mich so verheult sieht. "Hey... ähm... Chris und ich müssen jetzt leider in die Werkstatt. Wo ist Chris überhaupt? Alice, hast du geweint? Was ist los? Warum weinst du? Tut dir was weh? Soll ich einen Arzt holen?" Aufgebracht kommt er näher. Ja, wenn es um weinende Frauen geht, bei denen er keine Ahnung hat wieso sie weinen, dann ist er genauso hilflos wie Chris. Och nö... jetzt denke ich schon wieder an Chris und muss noch mehr heulen. "Ich... ich weiß nicht wo Chris ist", schluchzte ich. Andreas kommt zu mir und nimmt mich in den Arm. "Psssscht. Beruhige dich. Alles ist gut. Was ist den passiert? Magst du mir das verraten?" Besorgnis schwangt in seiner Stimme mit. Ob er sich um Chris oder mich Sorgen macht? Keine Ahnung. Also fange ich an zu erzählen: "Naja, also nachdem du gegangen bist hat Chris mir erzählt, dass er in mich verliebt ist", ich schlucke kräftig, damit ich nicht wieder anfange zu weinen. "Was hast du darauf geantwortet", fragt Andreas mit einem komischen Blick. "Ich war erstmal zu Stein erstarrt. Nach einer Zeit sprach er mich an. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn nicht liebe. Jedenfalls nicht so. Ich meine er ist mein bester Freund, mein Bruder!Genauso wie du verstehst du. Ich liebe euch beide wie einen Bruder. Ihr seit immer für mich da. Ich kann euch alles erzählen. Ich will nicht meinen Bruder verlieren." Während des erzählens wurde ich ruhiger und habe nicht mehr geweint. Doch nun kommt alles wieder hoch und ich heule wieder was das Zeug hält. Andreas nimmt mich wieder in den Arm. "Weißt du, als Chris dich das erste mal gesehen hat mochte er dich schon sehr gerne. Aber als er gemerkt hat, dass du nicht mehr als Freundschaft im Sinn hast, hat er angefangen zu "vergessen" das er dich liebt", er schluckt und bereitet sich auf das vor was er gleich sagen wird. Auch ich schlucke. Hätte ich das gewusst wäre vielleicht alles anders geworden. "Also, als du dann mit Budda zusammen gekommen bist sind all seine Gefühle wieder hochgekommen. Er wurde sauer. Auf Budda, auf dich und auf die ganze Welt. Er hat sich eine Woche lang in seinem Haus verbarrikadiert. Ich habe den anderen erzählt, dass er krank sei. Als Chis dich bzw. Budda angerufen hat, wollte er eigentlich mit dir reden und nicht mit Budda. Aber als du dran gegangen bist hat er Panik bekommen. Und dann hattet ihr den Unfall. Chris ist direkt zu euch gerannt. Naja. Jetzt hast du ihm gesagt, dass du ihn nicht liebst und ehrlich gesagt habe ich Angst,dass er sich etwas antut. Schlaf gut und bis morgen." Fluchtartig verließ Andreas mein Zimmer. Ich rief noch ein: "Danke und Gute Nacht",hinter ihm her. Doch ob er es gehört hat weiß ich nicht. Das was er gerade gesagt hat musste ich erst einmal verdauen. Chris leibt mich vom ersten Tag an. Krass!


Andreas Sicht:

Schnell lief ich aus ihrem Zimmer und machte mich auf den Weg Chris zu suchen. Ich lief durch das ganze Krankenhaus, doch ich fand ihn nicht. Irgendwann landete ich auf dem Dach. Dort stand er. Am Abgrund des Daches und sieht in den Himmel. Oh nein! Er wird sich doch nicht umbringen oder? Das kann er doch nicht machen! Ich brauche ihn, Alice braucht ihn und meine Kids brauchen ihn. Eine Welt ohne Chris kann ich mir nicht vorstellen, erst recht jetzt nicht, wo Budda sich gerade umgebracht hat. Wie ein Stein stand ich hier und konnte mich nicht bewegen. Schließlich verschwand meine Starre und ich lief langsam auf Chris zu. "Chris", rief ich. Naja ich glaube das war nur ein Krächzen, aber er dreht sich trotzdem zu mir um. Er weint.Was anderes habe ich auch nicht erwartet. "Bitte, bring dich nicht um! Ich brauche dich doch! Du kannst doch nicht einfach dein Leben wegwerfen. Ich...", ich wurde von lauten Schluchzern unterbrochen. Ich sah Chris an und bemerkte dann, dass die Schluchzer von mir kommen. "Ich will meinen kleinen Bruder nicht verlieren. Ich..." "Andy!" "...liebe dich doch! Ich will nicht zusehen wie du stirbst! Du..." "Bruder!" "...kannst nicht einfach gehen! Alice braucht dich doch auch. Sie..." "Andreas!" "...sie liebt dich vielleicht nicht, aber du bist ihr so wichtig, dass sie dich als Bruder bezeichnet. Bitte bleib bei mir. Bitte!" "ANDREAS REINELT", schrie Chris mich an und erst jetzt bemerke ich, dass er mich schon oft gerufen hat. "Was", brachte ich hervor. "Umbringen! Sag mal spinnst du? Ich wollte mich nie umbringen! Du weißt doch, dass die Sterne und der Mond mich beruhigen. Komm doch mal her. Ich liebe dich doch auch." Nach seinen Worten sackte ich auf dem Boden zusammen. "Andy", rief Chris und rannte auf mich zu. Ich krallte mich in seinem Shirt fest und heulte wie ich noch nie geheult habe. Auch wenn Chris manchmal vom Kopf ein Teenager sein kann, so ist er in manchen Situationen einfach viel Erwachsener als ich. Oft hat er sich schon zusammengerissen und selten seinen Gefühlen freien lauf gelassen. Ja ich gebe zu die Disssprüche sind schon fies, aber er hat sich noch nie bei mir beschwert, auch wenn ich oft in seinen Augen sehe, dass es ihm reicht. Doch es ist nicht selten, dass ich bei ihm in den Armen liege. Fast nach jedem Telefonat mit meiner Familie. Auch nach der langen Zeit in der ich jetzt schon Erfahrungen damit gemacht habe, ist es jedes mal schwer mich von ihnen zu verabschieden. Langsam kehre ich zurück ins hier und jetzt und blicke nach oben zu meinem kleinen Bruder. "Bitte, mach das nicht noch mal. Ich hatte solche Angst um dich." "Nein, niemals. Vertrau mir."

Ehrlich Brothers - Die überaschende WendungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt