-Begegnung am Pool-

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Am nächsten Morgen wachte ich schon um sechs Uhr morgens auf. Der Himmel war blau und es versprach ein wunderschöner und heißer Tag zu werden. Die West's würden sowieso erst gegen halb zehn aufwachen. Ich beschloss daher zum Pool zu gehen, da um diese Zeit sicher niemand im Wasser war (was ja eigentlich eh kaum der Fall war) und ich so in Ruhe schwimmen konnte. Ich schlüpfte in meinen schwarzen Bikini und zog mir ein Top und eine Hotpant darüber. Schnell griff ich mir noch ein Handtuch und den Appartementschlüssel und verließ die Wohnung. Die Luft war schon jetzt mindestens zwanzig Grad warm und die Vögel zwitscherten fröhlich. Ich hatte gestern Nacht noch kurz mit Gracie gechattet. Sie war gestern beim Hollywoodsign gewesen und hatte mir ein paar Fotos geschickt. Wie gerne wäre ich mit ihr und ihren Eltern mitgeflogen anstatt mit meiner reizenden Cousine, meiner Tante und meinem Onkel hier festzusitzen. Und das auch noch für fünf Wochen! Abgesehen von meiner Bekanntschaft mit Shane, war es hier nicht so mein Ding. Umgeben von den Reichen und Schönen fühlt man sich als unbeliebtes, schüchternes, ärmliches Mädchen nicht gerade so wohl. Natürlich war Gracie völlig ausgerastet, als ich ihr von Shane erzählt hatte. Sie meinte, es sei die Chance für einen romantischen Sommerflirt. Sommerflirt, pah! Ich und Jungs waren normalerweise wie Salz und Zucker, Pech und Schwefel... Was weiß ich. Auf jeden Fall nicht selbstverständlich und normal! Jedenfalls hatte ich beschlossen, mir für diesen Urlaub nichts vorzunehmen, mein ganzes Leben war schon so gut wie geplant. Highschool, College, Job, Familie, Rente, Tod. Warum sollte ich dann auch noch meinen Sommer planen?! Vielleicht war Shane ja auch bloß so zu mir gekommen. Möglicherweise wollte er ja nichts ernstes von mir.

Als ich beim Pool ankam suchte ich mir eine Liege und streifte Shorts und Top ab. Anschließend sprang ich mit Kopfsprung ins kühle Nass. Das Wasser umgab mich weich und kalt, während ich hindurch glitt und mich einfach nur frei fühlte. Als ich wieder auftauchte, stand ungefähr in zwei Metern Entfernung Shane vor mir. Er schwamm auf der Stelle und grinste mich an. Wie hatte ich ihn nicht bemerken können? "Hi! Auch so ein Frühaufsteher wie ich?"
Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu schalten. Dann nickte ich. Ich war nicht so der offene, gesprächige Typ, dafür war ich zu schüchtern, was mich oft selbst ärgerte.
"Guter Köpper eben!", lobte er mich und wuschelte sich durch seine nassen Strähnen. Trotz des kalten Wassers wurde mir warm, bei seinem Kompliment. Meine Wangen glühten. "Du redest nicht viel, hab ich recht?" Er lächelte mich an. Nicht spöttisch oder kritisierend. Es war einfach nur eine Feststellung. Ich konnte gerade noch verhindern, dass ich den Kopf schüttelte. Du musst etwas sagen! "Nein."
Er tauchte kurz unter und kam prustend wieder an die Oberfläche. "Lust auf ein Wettschwimmen?" Er stupste mich sanft in die Seite.
Daraufhin zuckte ich leicht zurück. Es hatte nicht weh getan oder so. Ich war so etwas nur überhaupt nicht gewohnt... Ich hoffte, er hatte es nicht bemerkt wie ich gezuckt hatte. Er war so locker bei anderen! Obwohl wir uns praktisch nicht kannten. Wie machte er das nur? Wieso konnte ich das nicht? "Okay."
"Cool." Wir schwammen zum Beckenrand und stellten die Füße an die Innenseite des Pools. Shane sah mich an. "Drei, zwei, eins!"
Wir kraulten was das Zeug hielt. Ich musste mich echt anstrengen, um nicht komplett von ihm abgehängt zu werden. Er war verdammt schnell und hatte einen gleichmäßigen Rhythmus. Shane schlug schließlich als Erster am gegenüber liegenden Beckenrand an und ich etwa drei Sekunden später. Mir die Augen vom Chlor reibend tauchte ich auf und legte meine Unterarme auf den Beckenrand. "Respekt!", japste ich. "Du bist ganz schön schnell!"
Er zuckte die Schultern. "Geht so." Es schien ihn verlegen zu machen, dass ich ihn so lobte. "Du warst aber auch nicht schlecht."
Ich errötete leicht, auch wenn es klar war, das er um Längen besser war als ich. "Danke. Bist du zufällig im Schwimmteam?"
Er fuhr sich durch die nassen Haare. "Ja. Seit vier Jahren. Wieso fragst du?"
"Weil du gut bist."
Er lächelte. "Und du? Bist du im Schwimmteam?"
Ich schüttelte den Kopf. Ich war in der Highschool in keinem Team. Sport war einfach nicht so mein Ding. Früher in der Middleschool war ich im Schwimmteam gewesen, aber das war lange her. Mein Dad hatte das Schwimmteam geleitet bevor er starb. Er war mein Trainer und ich wollte nicht schwimmen, wenn er mich nicht mehr trainieren konnte. Doch das sagte ich alles nicht, sonder nur: "War ich früher mal."
"Du solltest wieder hingehen. Du bist wirklich gut!"
Ich schaute verlegen auf die weißen Kacheln am Beckenrand. "Ich weiß nicht."
"Du solltest dir auf jeden Fall überlegen. Ich wollte auch erst nicht ins Schwimmteam, lieber zum Football, aber dann hat mein Dad mich einfach angemeldet. Erst war ich fürchterlich wütend auf ihn und wir haben uns tagelang gestritten. Meine Mom war schon kurz davor mich wieder abzumelden, aber dann ging ich zum ersten Mal zum Training. Es war toll! Na ja, jetzt bin ich Dad sogar irgendwie dankbar, dass er mich gegen meinen Willen angemeldet hat..."
Ich sah ihn an. Es erstaunte mich, wie er so offen etwas von sich preisgab. Er schien mir zu vertrauen. Das ich ihm nicht meine Schwimmgeschichte erzählt hatte, ließ mich schlecht fühlen. "Danke, dass du es mir erzählt hast."
Erstaunt sah er mich an. Vermutlich rechnete er nicht damit, dass sich jemand deshalb bedankte. "Kein Problem."
Die ersten käsebleichen oder solariumgebräunten Frauen kamen zum Pool, um sich in der Morgensonne zu räkeln. Ich stemmte mich am Rand hoch und setzte mich so, dass meine Beine im Wasser baumelten. Shane machte es mir nach.
"Bist du mit deiner Familie hier?", fragte er plötzlich. "Ich hab sie beim Abendessen gestern gesehen."
Was sollte ich sagen? Die Wahrheit? Dass das nur meine Tante, Cousine und mein Onkel waren und meine Mutter mir diesen Urlaub niemals ermöglichen könnte? Was würde er darauf antworten? Würde er nicht mehr mit mir sprechen, weil ich... nun ja... arm war? Er war stinkreich und ich? "Ja.", sagte ich schließlich und ärgerte mich für meine Lüge. Ich konnte sie jedoch nicht mehr zurück nehmen. Er nickte nur. Auf einmal winkte eine der Frauen auf den Liegen ihm zu. Ich erkannte sie an dem goldgelben Bikini. Es war seine Mom.
"Ich schätze, ich sollte zu ihr gehen..."
"Ja. Ich muss auch zurück zu... meiner Familie." Es fühlte sich so falsch an, aber es war der einzige Weg, wie ich noch Zeit mit ihm verbringen konnte.
"Dann bis bald!" Er erhob sich und ging zu seiner Mutter. Ich wollte ebenfalls zur Wohnung gehen, doch als ich an der Treppe vorbei ging, an der wo ich gestern gesessen hatte, sah ich Madison. Sie saß auf der Treppe und grinste mir zu. Sie hatte alles gesehen... "Guten Morgen!"

Cool kids don't lieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt