Als ich nachmittags mit dem Bus nach Hause fuhr, kreisten meine Gedanken unaufhörlich um das Schwimmteam. War es die richtige Entscheidung gewesen mich anzumelden? Ich war seit Jahren nicht mehr im Team geschwommen und es kam mir vor, als wäre es Jahrzehnte her, dass ich die Schwimmhalle der Schule betreten hatte. Aber ein Gedanke beruhigte mich; Dad würde es so wollen.
Die Türklingel schellte als ich in den Buchladen eintrat. Hier fühlte ich mich so wohl wie nirgendwo anders auf der Welt. Es roch nach Büchern, Keksen und auch etwas muffig und staubig, doch für mich war es die perfekte Kombination! Das Sonnenlicht strahlte durch die großen Fenster in den alten Laden und Staubkörner tanzten in den Lichtstrahlen.
"Hi, Mom!", rief ich in die Stille hinein. Mom war um diese Zeit eigentlich immer im Laden, da dies die Hoch Zeit war, dann kamen am meisten Kunden. "Mom?"
Es rumpelte in der kleinen Kammer hinter der Kasse und dann kam meine Mutter triumphierend mit drei Büchern heraus. "Hallo, Schatz! Wie war die Schule?" Sie legte die Bücher ordentlich neben einander auf den Tresen und klebte die Preiszettel auf. Schnurstracks lief sie zu einem bestimmten Regal und stellte die Bücher hinein. Hier waren sie alle alphabetisch sortiert. "Kannst du mir mal den Staublappen geben?" Ich griff unter die Kasse und reichte ihn ihr. Mom fing an sämtliche Bücher sorgfältig zu entstauben. Dabei summte sie eine mir unbekannte Melodie.
"Gut, ich hab mich für das Schwimmteam eingetragen."
Mein Satz ließ sie aufhören zu summen, den Staublappen ablegen und mich anstarren. "Du hast was? Das ist ja großartig!" Sie rannte zu mir und umarmte mich fest. "Oh, Jacky! Ich bin so stolz auf dich!" Als sie mich losließ und musterte, glaubte ich Tränen in ihren Augen schimmern zu sehen. "Hast du an Dad gedacht?"
Ich nickte. "Ja. Ja, das hab ich. Aber ich habe auch an mich gedacht. Auf Mallorca hat mich... hat mich jemand dazu ermutigt, wieder zu schwimmen."
Mom musste lächeln. "Dein Dad würde sich so freuen!"
"Ich weiß, Mom.", wisperte ich und umarmte sie erneut. "Ich weiß."
Sie löste sich abrupt aus der Umarmung. "Soll ich dir einen Tee machen?"
Etwas überrumpelt murmelte ich nur: "Ja, okay."
Mom lief die Treppe zu unserer Wohnung hinauf und wenig später zischte der Teekessel. Ich ließ mich auf einen der alten Sessel sinken. Hier saß ich gern und grübelte oder las ein Buch. Man fühlte sich wie in eine andere Zeit versetzt. Ich betrachtete meine Hände während ich an Mom dachte. Man sah es ihr nicht an, wenn sie im Buchladen freundlich die Kunden bediente oder mir Essen kochte. Aber wenn man tief in ihre Augen sah und von Dad erzählte, sah man, dass sie seinen Tod noch immer nicht überwunden hatte. Ob ich ihn überwunden hatte? Ich wusste es nicht. Ehrlich gesagt wollte ich seinen Tod auch gar nicht überwinden. Überwinden hieß für mich, nicht mehr daran zu denken und nicht mehr daran zu denken hieß vergessen. Und ich wollte Dad nicht vergessen. Niemals.Die Türglocke klingelte eine Stunde später und ein Kunde trat ein. Mom war in der Zwischenzeit wieder im Laden. Sie stand hinter der Kasse und sortierte die Rechnungen. Ich saß immer noch in meinem weichen, uralten, gelben Sessel. Die Stimme des Kunden klang jung und männlich. Ich hatte sie irgendwo schon einmal gehört, doch ich konnte ihn nicht sehen, da der Sessel auf die Regale ausgerichtet war und nicht auf die Kasse.
"Einmal dieses Buch, bitte." Man hörte, wie er das Buch auf den Tresen legte. Mom nahm es hoch und man hörte, wie sie etwas in die Kasse eintippte. Dann raschelte das Rückgeld und eine Tüte in die das Buchgesteckt wurde. Ich änderte meinen Sitz im Sessel so, dass ich aus dem großen Fenster gucken konnte. So saß ich oft da und beobachtete die Passanten.
"Auf Wiedersehen!", rief Mom. "Komm bald wieder!"
"Bye!" Es ertönten Schritte die sich zur Tür bewegten. Dann fiel die Tür zu. Ein gewöhnlicher Einkauf im Buchladen. Ich sah auf den Gehweg und traute meinen Augen kaum. Wer ging da lang mit der hellgrünen Tüte auf der in großen Buchstaben der Name des Buchladens geschrieben stand? Nein, das konnte nicht sein! Ich sprang hastig auf und sprintete zur Ladentür.
"Jacky!", rief Mom bestürz.
Doch ich rief nur: "Bin gleich wieder da!"
Dann rannte ich die Straße hinunter. "Warte! Warte doch!" Er drehte sich um und ich bleib stehen und sah direkt in die braunen Augen von Shane.
"Hi!" Das war alles was ich sagte. Ich hatte seine Augen so vermisst. Dieses tiefe Braun in dem man sich so gut verlieren konnte. Seine Haare... alles sah so aus wie vorher.
"Hallo!", sagte Shane. Er schien ebenfalls überrascht zu sein mich zu sehen. "Was machst du hier?"
"Ich wohne hier und das ist der Buchladen von mir und meiner Mom. Und du?"
Er lächelte. "Ich bin jetzt auch Einwohner New Yorks. Meine Eltern sind mit mir hier hin gezogen!"
Ich riss erstaunt die Augen auf. "Was?"
"Ja, aber ich wusste nicht, dass du hier wohnst. Na ja, Jacky und ehemalige Jacky West, so sieht man sich wieder. Das Schicksal hat uns wieder zusammengebracht!"
"Aus gutem Grund. Es wollte wohl, dass wir uns noch eine Chance geben.", grinste ich. "Also, wir haben uns ja noch gar nicht richtig kennen gelernt. Ich bin Jacky Bennett." Ich streckte ihm die Hand hin.
Er griff sie lächelnd und schüttelte sie. "Shane Parker. Freut mich dich kennen zu lernen."- Ende -
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Cool kids don't lie
ChickLitAls die siebzehnjährige Jacky sich im Urlaub in den beliebten Shane verliebt, ist es aus. Sie ist unbekannt und schüchtern, er ist beliebt und heiß. Was soll sie tun? Und wie schafft es ihre Cousine Maddie sich jeden Jungen zu angeln? Jacky will si...