-Das Gespräch-

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Am nächsten Morgen wachte ich selig und glücklich auf. Die Erinnerungen an gestern Nacht schwirrten immer noch in meinem Kopf herum. Die West's waren schon auf und wenn ich es richtig hörte, waren sie in der Küche. Ich stand auf, schlüpfte in Top und Shorts und ging ebenfalls in die Küche.

Nach dem Frühstück gingen Jessica und Daniel zum Strand. Madison wollte sich mit Sam treffen. Ich fackelte nicht lang und schlüpfte in meine Schwimmsachen und nahm mein Handtuch. Wenig später tauchte ich in den Pool ein. Das Wasser schlug über meinem Kopf zusammen und ich schwamm mit kräftigen Zügen durch das Becken. Vielleicht sollte ich wirklich mal intensiver über das Schwimmteam nachdenken... Ich wendete gerade am hinteren Teil des Beckens, da fiel mir ein gebräunter braunhaariger Junge auf. Es war Shane! Ich hob die Hand und ließ sie jedoch gleich wieder sinken, als ich Maddie neben ihm sah. Was machte sie da mit Shane? Von wegen Date mit Sam... Ich runzelte die Stirn und verweilte am Beckenrand. Madison legte eine Hand auf seine Brust und sagte lächelnd etwas zu ihm. Sie flirtete ihn unverkennbar an! Ich ballte Unterwasser die Fäuste. Wie konnte sie nur?! Shane zog ihre Hand weg und sagte mit ernstem Gesichtsausdruck etwas zu ihr. Ihre Mine verfinsterte sich. Scheinbar ließ er sie abblitzen. Ich konnte nicht vermeiden, dass sich ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete. Maddie zuckte schließlich die Schultern, lächelte süßsäuerlich und machte kehrt. Shane schien mich nicht zu sehen und ging zum Restaurant. Vermutlich, um zu frühstücken. Ich überlegte kurz, ob ich ihm nachgehen sollte, entschied mich dann aber dagegen. Ich wäre sowieso völlig deplatziert in meinem Bikini gewesen. Locker schwamm ich meine Bahnen zu Ende.

Beim gemeinsamen Mittagessen mit den West's sagte ich nichts. Ich war enttäuscht von Maddie. Sie wusste genau, das ich in ihn verliebt war. Und trotzdem musste sie sich an ihn ranmachen, nur, um ihn zu den fünfhundert anderen zählen zu können, die sie schon gehabt hatte! Zum Glück hatte Shane sie abblitzen lassen... Ich hielt nach ihm Ausschau, doch sah ihn nicht.  Als ich schließlich einen Schluck Tee trinken wollte, lag unter meiner Teetasse ein Zettel. Ich stellte hastig die Teetasse auf die weiße Tischdecke und klaubte mit fahrigen Fingern den Zettel von der Untertasse. Ich ließ ihn in meiner Hosentasche verschwinde. Hier, mit Maddie neben mir, war es zu riskant ihn zu lesen. Nur, wie kam der dorthin? War die Nachricht vom Kellner? Oder vom Koch? Andere Leute hatten die Tasse doch nicht zu Gesicht bekommen, oder?

Nach dem Essen setzte ich mich wieder auf die Treppenstufen, auf denen ich Shane das erste Mal gesehen hatte. Ich holte den Zettel aus meiner Hosentasche und faltete das kleine weiße Etwas auseinander. Mit Kugelschreiber stand dort geschrieben:
Hi Jacky,
treffen wir uns nach dem Essen um halb drei am Pool? Ich würde gerne mit dir reden.
- Shane

Ich wusste nicht, wie ich über diese Nachricht denken sollte. Sollte ich mich freuen, weil es ja irgendwie romantisch war oder misstrauisch sein, weil er Ich würde gerne mit dir reden. geschrieben hatte? Über was wollte er reden? Über mein Leben? Ich beschloss nicht weiter darüber nachzudenken und ging die paar Meter zum Pool. Shane saß am Beckenrand und hielt seine Beine ins Wasser. Ich tippte ihm leicht auf die Schulter und setzte mich zu ihm. "Hi!"
Er sah zu mir. "Hallo."
"Du... ähm... wolltest mit mir reden?", begann ich unsicher.
Er nickte leicht. "Ja, ich habe eben etwas Unschönes erfahren, worüber ich mit jemandem reden muss."
Ich schluckte. Hatte er herausgefunden dass ich die ganze Zeit gelogen hatte? Liebte er mich nicht? Mochte er Maddie lieber? Doch ich sagte bloß: "Okay."
"Meine Eltern haben mir eben gesagt, dass wir umziehen." Er senkte den Kopf.
"Oh." Oh? Mann, Jacky! Dein Freund hat ein ernsthaftes Problem und dir fällt nichts besseres ein, als Oh? "Wann denn?"
"Nach dem Urlaub. Ich muss alles zurücklassen... Die Highschool, meine Freunde, das Team..." Ich glaubte, Tränen in seinen Augen glitzern sehen zu können. Wow, der Umzug schien ihm ja echt an die Nieren zu gehen!
"Und du hast es eben erst... bemerkt?", fragte ich vorsichtig.
"Ja.", knurrte er. "Meine Eltern wollten es mir erst dann sagen, wenn ich entspannt bin und das Schuljahr abgeschlossen habe. Sie dachten, es sei besser so, wenn ich einfach verschwinde und alles zurücklasse."
"Das heißt, du kannst dich nicht mal mehr von deinen Freunden verabschieden?"
Er schüttelte den Kopf. "Nein."
Ich schwieg. Das war hart. Ich stellte mir vor, ich müsste Gracie verlassen und dass ohne mich von ihr verabschiedet zu haben! Ich seufzte. "Eltern können ungerecht sein."
"Ja, sie denken, ihre Entscheidungen wären die einzig Wahren..." Shane ballte die Fäuste.
"Hey, ich bin mir sicher du findest schnell neue Freunde!", versuchte ich ihn zu beruhigen. Er tat mir unheimlich leid und ich wusste, dass meine Worte ihm auch nicht wirklich halfen. Sie waren nur Lückenfüller. Wörter, die man sagt, um überhaupt etwas zu sagen.
"Sollen wir schwimmen?", fragte er plötzlich.
Ich lächelte. Das war doch schon einmal ein Anfang! "Klar!"
Wir schwammen um die Wette, plantschten und kraulten locker nebeneinander her. Die bleichen oder solariumgebräunten Tanten sahen uns zu. Oder ich täuschte mich und ihre übergroßen Sonnenbrillenaugen sahen knapp über uns hinweg. Kurz glaubte ich auch Maddie am Rand zusehen, doch als ich genauer hinsah, war da niemand.
"Deine Schwester ist ganz schön flirtsüchtig!", stellte Shane fest, als wir uns am Beckenrand ausruhten. Die Sonne schien uns auf die Köpfe und wärmte meine Haut.
"Ja, das ist sie." Ich legte einen Hauch Melancholie in meine Stimme - So klang es glaubwürdiger.
"Sie hat mich heute morgen angebaggert.", murmelte er. Und ich war sehr froh, dass er es mir erzählte. Irgendwie schien mir das ein gutes Zeichen zu sein.
"Wirklich?" Ich runzelte konzentriert meine Stirn und tat überrascht. Obwohl ich es ja eigentlich schon längst wusste.
"Ja, aber ich habe sie abblitzen lassen. Weiß sie denn nicht das du mit mir...?"
Ich wurde rot. "Ähm, na ja... Nicht so direkt..."
"Vielleicht solltest du ihr das mal sagen. Dann können wir uns so peinliche Momente sparen!" Er zwinkerte mir zu.
Ich lächelte mehr schlecht als recht. "Ja. Ich werde sie gleich beim Abendbrot darauf hinweisen."

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