-Nasses Vergnügen-

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Am Abend war ich so nervös wie schon lange nicht mehr. Wahrscheinlich war ich selbst bei einer Matheklausur entspannter gewesen. Ich studierte mein Outfit ungefähr zum hundertsten Mal im Spiegel. Ich trug ein einfaches weißes Sommerkleid. Nichts besonderes, aber ich trug nicht oft Kleider, darum konnte man dieses Outfit für mich schon als Herausforderung sehen.

Ich verließ das Haus leise durch die Vordertür. Es war kurz vor halb elf und mein Herz schlug mir bis zum Hals als ich den Steinweg zum Pool entlang ging. Die Hotelanlage lag ungewohnt verlassen da, was wohl auch an dem Diskoabend im Festsaal des Hotels lag. Die meisten Gäste hielten sich dort auf und tanzten bis in die Nacht, doch das war nicht eh so mein Ding. Mr und Mrs West waren ebenfalls dort und Madison... Die war in ihrem Zimmer zusammen mit Sam. Scheinbar dachte sie niemand würde es bemerken, doch das ständige Kichern war unüberhörbar.
Die Oberfläche des Pools glitzerte und das Wasser war unglaublich. Shane saß am Beckenrand, neben ihm eine Decke mit Snacks. Ich riss die Augen auf. Ein "Wow!", entwischte mir.
Shane drehte sich zu mir um, scheinbar hatte er mich noch nicht bemerkt. "Hi!", lächelte er. "Gefällt es dir?"
Ich nickte gerührt. So etwas hatte noch nie jemand für mich gemacht! "Es ist wunderschön."
Er deutete neben sich. "Setz dich!"
Ich gehorchte und ließ meine nackten Beins in den Pool gleiten.
"Erst schwimmen oder erst essen?" Er zwinkerte mir zu und mir wurde ganz warm. Ich biss mir auf die Unterlippe. Es war so ungewohnt. Das alles hier. Aber es war unglaublich schön!
"Mir egal." Ich lächelte.
"Wollen wir erst essen?"
"Ja.", hauchte ich. Er hatte Sandwiches, Trauben, kleine Törtchen und Cola vorbereitet. "Woher hast du das alles?"
"Das bleibt mein Geheimnis!" Er grinste und schob sich eine Traube in den Mund. "Es ist ein schöner Abend, oder? Hör nur, die Grillen!" Er sah in den Himmel. Wir lauschten eine Weile den zirpenden Grillen. Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper und seufzte leise. Ich war einfach nur glücklich!
"Magst du deine Schwester?", fragte er plötzlich und musterte mich mit ernstem Gesichtsausdruck. Seine Frage holte mich in die Gegenwart zurück. Ach ja, meine Schwester...
"Ja, sie ist nett.", murmelte ich. Es klang nicht sehr überzeugend.
"Komm, sag die Wahrheit!", forderte er mich sanft auf. "Hier sind wir doch allein!"
Ich versuchte zu lächeln, versagte aber kläglich. "Ich... äh..." Ich blickte auf meine Hände. "Sie ist anders als ich. Uns beiden wird die Zukunft praktisch aufgedrängt. Unser Leben ist vorgeplant. Sie kann damit nicht gut umgehen..."
Er sah mir in die Augen was mich leicht verunsicherte. "Und du schon?"
Ich nickte langsam. "Ja. Sie... ähm, muss sich davon ablenken und... sie will eigentlich gar nicht dieses Leben. Noch nicht zumindest."
Er schwieg eine Zeit lang. "Hast du eigentlich schon über das Schwimmteam nachgedacht?"
Ich unterdrückte ein Seufzen. Das Schwimmteam erinnerte mich immer an Dad. Ich wollte diese Gedanken verdrängen! Nichts mehr damit zutun haben. "Nein, noch nicht."
Er musste gemerkt haben, dass ich darauf noch nicht gut zu sprechen war und fragte: "Wollen wir schwimmen gehen?"
Ich nickte, erleichtert, dass er das Thema gewechselt hatte. Dann zog ich mir mein Kleid über den Kopf. Natürlich nicht ohne einen roten Kipf zu bekommen. Immerhin hatte ich mich zuvor nie vor Jungs ausgezogen. Shane stieg bereits ins Wasser und tauchte kurz unter. Als er wieder auftauchte lachte er. "Komm rein, Jacky! Es ist wunderbar!"
Ich lächelte schüchtern und kletterte über die Leiter ins kühle Nass. Das Wasser wurde von Lampen an der Innenwand des Pools beleuchtet, wodurch es glitzerte und geheimnisvoll aussah. "Bist du sicher das wir hier ganz alleine sein dürfen?"
"Klar!", rief er. Dann schwamm er zu mir und unsere Gesichter waren sich auf einmal ganz nah. "Ich mag dich sehr, Jacky Bennett."
Ich verlor mich in seinen braunen Augen. "Ich... dich auch."
Er lächelte. "Hast du was dagegen wenn ich dich durchs Wasser trage?"
Ehe ich mich versah, hielt er mich auch schon in den Armen und trug mich auf Händen durchs Wasser. Mein Körper fühlte sich schwerelos an und mein Kopf lag im Wasser gebettet. Ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Seine Augen funkelten und sahen mir die ganze Zeit an. Die Sterne über uns leuchteten und spannten sich über uns wie eine Zeltdecke. Als er mich wieder hoch nahm, waren sich unsere Gesichter ganz nah. Ich wartete was passieren würde. Wollte er mich nun küssen? "Ich sollte zurück gehen bevor meine Eltern zurück kommen.", hörte ich mich sagen. Mist! Warum tust du das, Jacky?! Ich wusste, dass es vernünftig war, aber es war der perfekte Abend. Ich mochte ihn, er mochte mich. Aber tat er das wirklich? Mochte er Jacky Bennett oder mochte er Jacky West? Ich drehte mich um und schwamm zum Rand. Ich zog mein Kleid über und sah entschuldigend zu Shane. "Danke für den schönen Abend! Gute Nacht!"
"Gute Nacht, Jacky!", murmelte er und seine Stimme klang traurig.
Schweren Herzens drehte ich mich um und lief den Weg zur Wohnung zurück. Auf halben Weg bleib ich stehen. Dann ging alles ganz schnell. Ich wirbelte herum, rannte den Weg zurück, lief zu Shane, der gerade das Picknick wegräumte, fiel ihm um den Hals und... küsste ihn. Trotz meiner stürmischen Rückkehr war es ein sehr sanfter Kuss. Ein sehr sanfter erster Kuss. Ja, ich war siebzehn und hatte nie jemanden geküsst. Bis heute. Shane Parker.
Als wir uns voneinander lösten sah er mich lächelnd und leicht durch den Wind an. "Wow!"
Ich lächelte zerknirscht. "Tut mir leid, es kam einfach so über..." Ich verstummte.
"Oh, Jacky!", lachte er los. "Du bist das einzigste Mädchen das ich kenne, das sich für so einen Kuss entschuldigt!"

Cool kids don't lieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt