Ich sah ihr nach, wie sie die Treppenstufen zu ihrer Haustür hinaufstieg. Sie war verletzt. Ich habe sie verletzt. Ein letztes Mal drehte sie sich in meine Richtung um, und schluckte schwer. Sie versuchte sichtlich die Tränen zurückzuhalten, jedoch vergeblich. Die ersten Tränen liefen bereits ihre Wangen herunter. Ihre sonst so glänzenden braunen Augen sahen ausdruckslos und kalt aus. Das alles wegen mir.
Es war alles meine Schuld. Ich fühle mich so schuldig, und doch bin ich wütend. Wütend auf mich, dass ich ihr das angetan habe. Wütend auf mich, weil ich ihr Vertrauen gebrochen habe. Wütend auf mich, dass ich gedacht habe, sie würde mir verzeihen. Bei ihrem Anblick zerbricht mir das Herz. Wenn sie nur wüsste, wie gerne ich ihr jetzt folgen würde und mich um sie kümmern würde. 'Ich brauche Zeit' hatte sie gesagt, bevor sie aus meinem Auto stieg, und mich zurückließ.
Es war soweit. Ich kämpfte nun auch mit den Tränen. Meine Wut gewann jedoch überhand, meine Wut auf mich. Ich schlug mit der Faust auf mein Lenkrad und schrie laut 'FUCK'. Mir war gerade so egal, wie das für die ältere Dame auf der anderen Straßenseite aussehen musste, die das ganze schaulustig beobachtete. Mir war gerade alles egal. Alles was ich jetzt wollte, war eine zweite Chance von dem Mädchen, dass ich über alles liebe. So schwer es mir auch fällt, ich muss ihr Zeit und Freiraum geben. Denn das braucht sie jetzt.
Ich ließ den Motor an und fuhr los. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es nicht allzu spät war. Ich brauchte jetzt Ablenkung. Ich beschloss zu Marco zu fahren, da er am nächsten Wohnte. Ich brauchte jemanden zum Reden. Ob sie jemanden angerufen hatte? Sitzt sie alleine Zuhause?
Es war schwer sich auf den Verkehr zu konzentrieren, und keinen Unfall zu bauen. Vor meinem Geistlichen Auge tauchten immer wieder die Bilder der letzten Minuten auf. Ihr tränenüberströmtes Gesicht, dessen Anblick mein Herz zerriss. Ihre zarten kleinen Hände, die zitternd den Schlüssel im Türschloss ihrer Haustür umdrehten.Ich stellte den Motor ab und stieg aus meinem Auto aus. Was wenn Marco nicht alleine ist? Wo soll ich dann hin? Wie sehe ich überhaupt aus? Sind meine Augen sehr rot? Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Scarlett die Tür öffnete. Ihr Strahlen verschwand als sie mich sah. ,,Roman.", war alles was sie herausbekam. Meine Frage wie schlimm ich aussehe hatte sich soeben geklärt. Ich hätte die einzelnen Tränen auf der Fahrt zurückhalten sollen. Sie nahm mich in den Arm und gab ein leises: ,,Marco ist im Wohnzimmer" von sich. Ich nickte ihr dankend zu und folgte ihr. Ich kam mir so erbärmlich vor. Abends mit Tränen in den Augen vor der Freundin meines besten Freundes zu stehen. Was muss sie bloß denken.
Marco saß mit dem Rücken zur Tür gekehrt auf der großen Couch, die im Wohnzimmer stand, und hatte seinen Blick auf den Fernseher gerichtet. Er drehte sich um. Sein Blick verriet mir, dass er sofort verstand was Sache war. Er stand auf und umarmte mich ohne ein Wort zu sagen. Ich war ihm sehr dankbar dafür. Ich hörte leise, wie Scarlett sich Schuhe und Jacke anzog. Marco löste die Umarmung auf und sah mich an. ,,Bro, du siehst schrecklichen aus.", murmelte er. Seine Hand deutete mir, dass ich mich hinsetzten soll. Er ging in die Küche, und kam mit einem Glas Wasser in der Hand wieder.
Meine Wut war mittlerweile komplett verflogen. Sie hatte sich in Enttäuschung umgewandelt. Ich war nun enttäuscht, enttäuscht von mir. Marco setzte sich neben mich, legte seine Hand auf meinen Rücken und sagte mitfühlend und ruhig:,,Wenn du reden willst, ich bin hier. Wenn du nicht reden willst, ist das auch okay." Ich nickte ihm dankend zu. In diesem Moment war ich ihm einfach dankbar, dass er mich nicht mit Fragen löcherte. Er schwieg und verstand, eine Eigenschaft, die ich bei ihm sehr zu schätzen Pflege. Scarlett kam ins Wohnzimmer und versuchte möglichst leise zu sagen:,,Ich gehe besser mal.". Sie gab Marco einen flüchtigen Kuss, und im nächsten Moment hörte ich die Haustür schwer ins Schloss fallen. ,,Tut mir leid, dass ich hier so reinplatze." Entschuldigte ich mich. Mir entwich ein leises Schluchzen. Marco nickte nur, und gab mir somit zu verstehen, dass es okay war. Marcos Handy summte. Ohne zu schauen wer es war, drückte er die Bildschirm sperren Taste um so den Anruf abzulehnen, und legte sein Handy umgedreht auf den Couchtisch. Ich bin einfach froh ihn als Freund zu haben.
Marco räusperte sich kurz, überlegte wie er anfangen sollte, und sagte schließlich:,, Willst du darüber reden?". Ich hatte mich mittlerweile etwas gefasst und antwortete mit einem kurzen Ausdruckslosen 'Ja'.
DU LIEST GERADE
Keeper of my Heart //Roman Bürki
FanfictionWhen love is real, it finds a way. ,,Roman.", war alles was sie leise sagte. ,,Natalie.", alles was ich noch leiser antworten konnte. Wir sahen uns weiter ausdruckslos an. - Abgeschlossen -