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,,Benny! Komm' runter, das Essen ist fertig!", hörte ich meine Mutter nach mir rufen.
Schon von oben konnte ich die gebratene Zucchini mit Tsatsiki riechen. Voller Vorfreude joggte ich die Treppe nach unten und fand, wie erwartet, einen Teller mit meinem Lieblingsessen vor. Ich könnte dafür morden!

,,Benny, mein Schatz. Wir müssen dir etwas sagen. Es geht um deine Zukunft" fing Mama auf einmal an und legte mit ernster Mine ihr Besteck weg.
Das konnte was werden.
Dad ergriff das Wort:,, Benny, ich lese dir doch immer diese Geschichten vor mit den Werwölfen und ihren Rudeln."
Ich nickte hektisch. Rede endlich weiter!
,,Was soll ich sagen, sie sind alle wahr. Das mit den Alphas, Betas und ihren Mates.", nervös kratzte er sich am Nacken, wartete auf meine Reaktion.
Doch ich konnte nach dieser Aussage nur das Lachen verkneifen. Ich fing erst an zu kichern, welches sich jedoch nach Sekunden in ein schallendes Lachen verwandelte.
,,Daddy, du solltest echt öfters solche Witzte machen", rief ich erfreut aus. Doch von ihm bekam ich kein Lachen, kein Lächeln und auch kein Schmunzeln oder ein Anzeichen, auf einen Scherz.
,,BENNY! Verdammt! Ich meine es vollkommen ernst! Hör auf zu lachen, es gibt nichts zu lachen!", brüllte er mich aus vollem Hals entgehen.
Erschrocken, unfähig mich zu bewegen, sah ich ihn an.
Es war wirklich sein Ernst. Mama strich ihm behutsam über den Oberarm, während Dad sich gestresst die Schläfen massierte.
,,Benny, glaub uns doch. Es gibt Formwandler auf dieser Welt.", versuchte Mutter weiter auf mich einzureden. Doch ich konnte ihr nicht richtig zuhören. Ich war in Gedanken äußerst weit weg vom Esszimmer und meinen Eltern.
Zu viele Fragen beschäftigen mich.
Bin ich auch ein Werwolf oder warum erzählen Sie mir das genau jetzt, wo ich doch so glücklich bin.

,,Benny? Benny!", hörte ich meine Eltern mich aus meinem Kopf zurückrufen.
,,Bin ich auch ein Formwan-",wollte ich fragen, doch Dad schnitt mir das Wort ab. ,,Nein, bist du nicht. Doch dein zukünftiger Ehemann ist ein Werwolf."
,,Zukünftiger Ehemann?"
,,Er wird dich in circa 20 Minuten abholen. Geh und pack deine Tasche. Du wirst ab jetzt bei ihm wohnen.", meinte er streng.

Doch ich schüttelte nur den Kopf und unterdrückte das Kratzen im Hals. Ich spürte, wie die Tränen in mir aufstiegen und flüsterte ein kleines 'Nein'.

,,Doch, Benny. Er ist 25, heißt Mason und ist der Alpha eines Rudels ungefähr 5 Autostunden von hier entfernt. Mehr musst du nicht wissen.", sagte er wieder.
,,Ihr könnt mich nicht dazu zwingen! Ich werde nicht zu einem fremden Mann ziehen, der 09 Jahre älter ist als ich. Das dürft ihr einfach nicht!", weinte ich und stürmte in mein Zimmer. Die Rufe meiner Mom ignorierte ich. In meinem Schlafzimmer angekommen, blockierte ich die Tür mit einer Kommode und sperrte mich zusätzlich im anschließenden Badezimmer ein.
Minuten vergingen, in denen ich meinen Tränen freien Lauf bot und hoffte, dass die ganze Sache angeblasen wird.

Plötzlich ertönte ein lautes Krachen und ich wusste, dass er hier war und mich jetzt holen wird. Es hat keinen Sinn mehr, doch ich will nicht. Bitte nicht.
,,Benny! Komm da raus! Sofort!", schrie eine sehr laute und dunkle Stimme. Sie war außerordentlich rau und gehörte ihm.
Meinem zukünftigen Ehemann.
Ich schüttelte mich vor Schluchzern und begann meine Verzweiflung zu bekämpfen.
Bitte nicht.

,,Wenn du nicht gleich da rauskommst, sehe ich mich gezwungen, die Tür einzutreten und dich zu holen. Dann hast du dir meine Geduld und mein Verständnis verspielt, Kleiner!", meinte er bissig. Sollte ich?
Das wäre das Beste. Er würde mich so oder so bekommen.

Ich wischte mir also die Tränen weg und schritt zum Portal in mein neues Leben. Nur ein Holzbrett trennte mich von meiner nahen Zukunft.
Doch war ich bereit dafür? Nein.
Habe ich eine andere Wahl? Nein.

Ich musste jetzt einfach stark sein. Für mich..
Ich drehte den Schlüssel im Schloss und sofort wurde die Tür aufgerissen. Mein Handgelenk wurde gepackt und eisern festgehalten. ,,Dachtest du, du könntest vor mir fliehen? Dass ich aufgebe?", spottete wieder diese Stimme, die zu einer sehr großen und starken Person gehören muss.

Lange Finger griffen mein Kinn und drückten meinen Kopf gewaltsam hoch. Meine Wangen wurden eingequetscht und mein Gesicht nach links und rechts gedreht.
,,Hübsch, das muss ich schon sagen.", meinte er und ließ mich wieder los. So konnte ich ihn richtig ansehen. Er war sehr groß gewachsen und wahr eigentlich sehr gutaussehend. Jedoch machte er mir Angst, wenn er einen so einschüchternd ansah.
Ich sah mit großen Augen zu ihm auf und merkte seinen Blick auf mir, woraufhin ich sofort wieder auf dem Boden sah.
,,Hast du Angst?", fragte er. Ich nickte schüchtern.
,,Die brauchst du nicht zu haben, wenn du tust, was ich dir sage und du dich benimmst", stellte er die Bedingung. Ich nickte wieder.
,,Rede!", befahl er.
Ich zuckte zusammen und wisperte:,, Ja, Alpha."
,,Komm, Kleiner. Deine Mutter hat schon deine Sachen gepackt. Unten wartet mein Beta auf dich. Geh mit ihm zum Auto. Falls er dich anfassen sollte, sagst du es mir, verstanden?", verlangte er, worauf ich schnell bejahte. Ich wollte es mir nicht mit ihm verscherzen. So dumm war ich nicht, obwohl ich ein wenig kindisch bin.
Er selbst nahm meine Reisetasche, die sehr schwer aussah. Jedoch hob er sie ohne weiteres hoch. Ich war nicht in der Stimmung darüber zu staunen, da ich viel zu viel Angst habe, etwas nicht richtig zu machen und bestraft zu werden.

Untern sah ich noch einen Mann, der ziemlich muskulös aussah, aber freundlicher dreinblickende als mein "Ehemann".
Im Wohnzimmer sah ich meine Eltern und wie Mom sich weinend an Dad krallte.
Meine Mutter tat mir sehr leid, doch mein Vater konnte auf mein Mitleid verzichten.

,,Du musst Benny sein. Der Alpha freut sich schon die ganze Woche auf dich und lag mir damit in den Ohren. Schön, dich kennen zu lernen. Ich bin Dylan.", stellte er sich nett lächelnd vor. Er war mir auf Anhieb sympathisch.
,,Du sollst nicht mit ihm flirten, du sollst ihn zum Auto bringen", murrte Mason hinter uns. Kotzbrocken dachte ich nur und ging Dylan hinterher.
Draußen stand ein Chevrolet Geländewagen in schwarz. Er sah relativ neu und gepflegt aus.
Ich stieg also hinten ein und Dylan schlug mir meine Tür zu, während Mason mürrisch mein Gepäck in den Kofferraum schmiß Grummelnd lief er sich dann auf dem Fahrersitz nieder und sah mich abwartend im Rückspiegel an.
,,Schnall dich an. Entweder du oder ich. Vorher fahre ich nicht los", meinte er.
Nervös und rot werdend schnallte ich den Gurt um mich und sah wieder auf meine Schuhe.
Ich liebte diese Schuhe einfach. Die waren einfach wunderschön, meine blauen Doc Martens.

(Sind zwar meine, aber ich denke zu ihm werden sie auch passenps: Sehungri ich weiß, du liebst sie auch)

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(Sind zwar meine, aber ich denke zu ihm werden sie auch passen
ps: Sehungri ich weiß, du liebst sie auch)

Ich verband tolle Erinnerungen mit diesen Schuhen. An den Urlaub in London mit meinen Eltern vor ein paar Wochen. Ich war so glücklich, als ich sie mir kaufte. Wie ich an der Kasse stand und über beide Ohren lächelte. Damals, vor nur einer halben Stunde, war ich noch so glücklich und jetzt? Jetzt wurde ich wahrscheinlich von meinen Eltern verkauft.
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Mittlerweile war ich sehr müde und geschafft, doch schlafen konnte ich nicht. Dafür war ich viel zu aufgewühlt und aufgeregt. Wie wird mein Leben mit ihm wohl sein? Wird er immer so griesgrämig bleiben, oder taut er mir gegenüber noch auf.
Er hat bestimmt auch seine sanften Seiten, doch wird er sie mir zeigen? Oder ist er wirklich so verbittert und schlecht gelaunt?
Wird er mich zu Dingen zwingen, die Eheleute so machen? Ich hoffe mal nicht.
Wie werde ich überhaupt dort leben? Wie wird es sein? Ich wusste es nicht, aber ich würde es bald erfahren.
Langsam driftete ich doch noch im den wohltuenden Schlaf, den ich dringend brauchte. Und wenn ich aufwachen würde, war es hoffentlich nur ein Traum.
Doch jetzt war ich zu erschöpft, um mir darüber Gedanken zu machen.

Won't let you go Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt