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Rückblick - zwei Jahre zuvor

Liss' point of view

Heute war mein Geburtstag. Meine Eltern hatten etwas Großes geplant. Sie redeten oft darüber, wenn sie mich nicht bemerkten. Doch leider verstand ich nie Gernaueres.
Egal. Heute werde ich endlich 14.
Cool, nicht?

Ich lag noch im Bett und wartete auf Mama, die mich heute wahrscheinlich wecken würde. Ich war gespannt, was es heute zum Abendessen geben würde. Eigentlich war es vorhersehbar. Ich wünschte mir jedes Jahr dasselbe. Gefüllte Kartoffeln.

Und endlich Klopfte es an der Tür. Mama trat ein und sah mich betreten an. Mein Lächeln erstarb. Was war hier los? Sie stellte einen großen Koffer in die Mitte meines Zimmers, holte aus diesen noch ein paar Kisten.
„Mama?”, fragte ich. Sie drehte sich endlich zu mir um und sagte: „Hey, Hase. Alles Gute zum Geburtstag.”
„Hör mal. Du musst jetzt alles in den Koffer und die Kisten packen, was dir lieb und teuer ist und was man so braucht, wenn man vereist, okay? Dann bekommst du unten deine Geschenke.”
„Mama, ich bin jetzt schon 14! Ich bin kein kleinea Kind mehr”, sagte trotzdem noch etwas verunsichert und zog mich an.
Ich tat, was Mama sagte, denn ich wollte ja meine Geschenke haben. Tief im Herzen bliebt man doch immer ein Kind, oder? Naja, zumindest, wenn es um Geschenke geht.
Ich packte meine Lieblingsklamotten ein. Bilder fanden dort ihren Platz. Die von meiner Clique und mir und viele weitere. Die mit meinen besten Freunden, Nati und Marc.
Brauche ich noch was? Oh ja, ich brauche noch Unterwäsche und Socken.
Dieses Zeug versteckte ich ganz unten.
Eigentlich war ich fertig. Nein! Meine Kulturtasche muss noch gepackt werden. Schnell lief ich in Bad und stellte mich auf Zehenspitzen, um an meine Zahnbürste und meine Zahnpasta zu kommen. Tja, wer 1,51 cm ist, versteht mich. Das Leben ist nicht leicht.

Shampoo und Duschgel. Das wär's.
Jap, damit wäre ich jetzt fertig. Wofür auch immer.

Muss ich das jetzt alles runtertragen?
Vielleicht sollte ich noch nachfragen. Ja, das sollte ich.
Ich lief also zur Treppe und rief herunter: „Ey, soll ich das jetzt mit runternehmen?”
Meine Mom meinte nur, dass ich nun runterkommen sollte. Okay?

Ich lief also einigermaßen fröhlich, jedoch verwundert, nach unten und hörte schon Stimmen. Meine Eltern und hä? Wer war das? Als ich um die Ecke lief, sah ich meine Mutter, wie sie sich an meinen Vater krallte und sich die Hand vor den Mund hielt. Sie weinte.
Vor meinen Eltern standen zwei Männer. Riesig waren sie und sahen streng aus.
„H-hallo?”, sofort wurde ich kleinlaut und schüchtern.
Alle drehten sich nach mir um.
Der linke Mann mit dem Drei-Tage-Bart kam auf mich zu. Sein Blick war kühl und starr auf mich gerichtet.
Ich wich zurück und beobachtete ihn. Seine Reaktion verängstigte mich. Sein Blick änderte sich. Ein wütender Gesichtsausdruck verbreitete sich auf auf seinem Gesicht. Erst schienen seine Augen vor Zorn zu glühen und dann verzog sich sein Mund zu einer geraden Linie. Er griff nach meinem Handgelenk und zog mich zur Haustür.
„Zieh deine Schuhe an. Sofort!”, schrie er mich an.
Ich zögerte trotzdem und sah zu meiner Mom. Sie nickte mir zu. Und so zog ich meine Schuhe an. Vor mir stand der griesgrämige Mann, der mit seinem Fuß auf dem Boden tippte.
Als ich aufstand, packte er mich wieder und zog mich nach draußen. Verdammt, was war hier los?
„Mom! Dad! NEIN! BITTE”, schrie ich nach  hinten zu meinen Eltern und versuchge mich zu befreien. Doch niemand kam. Meine Eltern blieben einfach in der Tür stehen. Moms Tränen waren verschwunden. Sie fing an fies zu grinsen und winkte mir zu. Papa ebenso.
Was? Was passiert hier gerade?
„M-mama?”, flüsterte ich. Doch ich wurde einfach weitergezogen, hochgehoben und in den Rücksitz eines Wagens gesetzt. Ich wehrte mich, doch der Mann nahm meine Handgelenke und drückte sie neben meinen Schultern in den Sitz.
„Baby, hör auf dich zu wehren. Du kannst nicht entkommen. Zu gehörst jetzt mir und ich werde gut auf dich aufpassen. Versprochen und jetzt, halt bitte still.”, sagze er etwas sanfter. Ich versuchte meine Hände aus seinen zu ziehen, doch sie bewegten sich kein Stück.
„Du bist schwach. Sogar noch schwächer als unsere jüngsten Rudel-Welpen.”, bemerkte er. Ich zitterte.
„Mason? Könnten wir ein paar Bodyguards für sie einsetzten? ”, fragte er den Mann, der sich gerade in den Fahrersitz setzte.
„Klar, man”, sagte dieser nur und startete den Wagen.
Er nahm beide meiner Handgelenke in einer seiner Hände und schnallte mich geschickt an.
Dann ließ er mich los, jedoch langsam.
Doch kurz nachdem er die Tür zuknallte, löste ich den Gurt und öffnete die Tür. Ich versuchte wegzurennen, doch er war schneller. Ich hatte einfach keine Chance.
„Oh Baby girl, du wirst mir niemals entkommen und jetzt rein in den scheiß Wagen!”, schrie er.
Ich zuckte zusammen und schüttelte den Kopf.
„Okay, wenn du ungedingt willst, hab ich keine andere Wahl.”, seufzte er und griff um meine Taille. Ich schrie kurz spitz auf und zappelte in seinen Armen.
Er machte die Beifahrertür auf und setzte sich mit mir auf dem Schoß auf dem Sitz. Er führte den Gurt über uns beide zur anderen Seite und klickte den Verschluss ein.

Ich zitterte immer noch. Ich fühlte mich richtig unwohl. Ich merkte seine breiten, muskulösen Oberschenkel unter meinem Hintern, wie sie sich immer wieder anspannten und zuckten.
„Süß die Kleine. Richtig schüchtern.”, sagte der andere Mann und sah mich eindringlich an.
Bitte, sie sollen mich einfach nur gehen lassen.

Das Auto bewegte sich. Fuhr davon. Weg von meinem Elternhaus und meinem Zuhause. Ich versuchte noch einen Blick auf das Grundstück zu erhaschen, doch der Mann verstärkte seinen Griff und zog mich so zurück.
„Vergiss deine Eltern, Baby. Die sind krank. Sie haben dich verkauft. Akzepier es.
Du gehörst jetzt mir.”
"Nein! Sie sind krank!”, rief ich und versuchte mich zu befreien.
„Für dich bin ich Dylan oder Daddy.”, danach lachten der Mann und dieser Dylan und gaben sich die Ghettofaust.
Ich fing an stärker zu weinen. Dylan und der andere fingen noch mehr an zu lachen.
Nein, ich will nicht. Ich will nicht mit denen mit! Ich will weg.
„Vielleicht solltest du dir doch eine andere suchen, sie ist ganz schön widerspenstig, die Kleine.”, sagte der andere.
„Nein, sie ist gut. Ich habe lange auf sie gewartet und jetzt gehört sie mir. Wir müssen sie noch aufklären. Aber dafür ist sie jetzt zu aufgewühlt. Wir sollten sie betäuben. Wo ist das Chloroform für Notfälle?”, fragte er.
„Handschuhfach”
Ich wollte mich nicht wehren. Es würde nichts bringen. Ich saß stumm auf seinem Schoß und rührte mich nicht,
schluchzte ein paar mal, während er das Chloroform auf einem Tuch verteilte.
„Gute Nacht, Baby. Auf eun neues Leben.”, sagte er, als würden wir auf etwas anstoßen und hielt mit das Tuch vor Nase und Mund. Fast augenblicklich schlossen sich meine Augen und ich driftete ab.

___________________

Mit Kopfschmerzen wachte ich wieder auf. Ich saß immer noch auf Dylans Schoß. Jedoch in einem weißen Zimmer.
Ein Mann mit Klemmbrett und eine Schwester saßen vor uns.
„Dylan. Das ist beunruhigend. Sie ist seit 11 Stunden bewusstlos. Das ist nicht normal. Du hast zu viel genommen. Lass uns sie doch wenigstens untersuchen.”, verlangte der Arzt. Ich merkte, wie sein Griff sich um mich verstärkte.
Noch hatten der Arzt und die Schwester mein Erwachen nicht bemerkt. Alle waren auf das Gespräch konzentriert.
„Nein, niemand fässt sie an. Niemand. Und sollte ich irgendjemanden erwischen, wie er das tut, wird er ein Ei weniger haben.", drohte er mit erhobener Stimme. Ich stöhnte gequält auf, da seine laute Stimme zu meinen Kopfschmerzen extrem stach.
„Sie ist wach.”, bemerkte die Schwester.
„Ach was. Geben sie ihr endlich was gegen die Kopfschmerzen. Sie wissen doch, dass nach langer Bewusstlosigkeit ohne Nahrung Kopfschmerzen entstehen. Na wird's bald?”, motzte Dylan in Ungeduld.
„Mandy, hol' Tabletten, bitte.", seufzte der Mediziner und rieb sich die Schläfen.
„Geht doch und jetzt noch etwas Beeilung, wenn ich bitten darf.”
So bekam ich noch ein Glas Wasser mit Tablette.
„Sie ist süß. Wunderschöne Figur und Augen hat sie auch.”, die Schwester.
Dylan knurrte dunkel auf.
„Finger weg. Sie gehört mir.”
Er stand mit mir auf, setzte mich seitlich auf meine Hüfte und lief schnell aus dem Raum.
„Ich erklär' dir jetzt die ganze Situation. Danach ruhst du dich aus, Baby. Nein, vorher isst und trinkst du was.”
Ich war zu müde, um etwas zu erwiedern.
Ich konnte mich nicht bewegen, so durcheinander war ich.
Er gab mir einen Kuss auf den Kopf und lief in irgendein Zimmer. Es war ein Esszimmer, bemerkte ich, als ich auf einem Stuhl niedergelassenen wurde.
Ich drohte vom Stuhl zu kippen, als er mich gerade noch so auffing.
Ich war zu schwach. Mein Sichtfeld verschwamm.
„Gabriel? Kannst du mal was zum essen machen für die Kleine? Ich muss die halten”, rief Dylan erst, bis er dann im normaler Lautstärke sprach.
„Oh. Die Kleine ist ja niedlich. Ist das Lisa?”, Gabriel. „Ja und jetzt mach ihr bitte mal was zu essen. Danke.”, Dylan.
„Ich kann doch gar nicht kochen, das weißt du doch. Warum halt ihr die Kleine nicht und du kochst?”
„Vergiss es. Niemand fässt sie an. Niemand wird mein Baby anfassen.”
„Okay, Macho. Aber auf deine Verantwortung."
„Mach jetzt einfach!”, schrie er.
Ab da hörte ich nichts mehr an Stimmen, nur den Herd und ein leises Brutzeln und das Geräusch einer dezenten Abzugshaube.
Ab und zu verschwamm alles in meinem Wahrnehmungsvermögen. Sogar das Gefühl von Dylans Händen an mir. Mir war einfach unheimlich schlecht und warm.
So wie immer, wenn ich Heimweh hatte.
Nur noch nie so extrem.
Ich fühlte mich einfach fehl am Platz und unwohl, durch Dylans Berührungen und dem Umfeld. Die vielen neuen Personen und die gesamte Situation machten mir so große Angst, sodass es mir fast die Luft zum Atmen raubte.
Gesellschaftliche Ängste sagten die Psychologen. Eher die Angst, mich der Außenwelt zu zeigen.
Verständlich, auch eine Erklärung nach meinem ersten Nervenzusammenbruch.

Womit hatte ich das wieder verdient?




Won't let you go Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt