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Als ich meine Augen öffnete, war alles schwarz um mich herum. Nur das minimale Licht, was durch die Rollläden blitzte, war zu sehen. Auch durch die Tür konnte man einen schmalen Lichtstreifen erkennen. Doch immer mehr Umrisse erkannte ich nach ein paar Minuten. Ich war immer noch in diesem großen Zimmer, aber nicht mehr auf dem Fensterbrett, sondern auf dem Bett. Sofort sah ich zur anderen Betthälfte, erkannte aber niemanden. Er war also nicht hier. Ich atmete erleichtert auf, als mein anscheinendes Glück den Bach runter lief. Mason kam gerade durch die Badezimmertür herein. Er hatte nur eine Boxer an und rieb sich die Haare mit einem Handtuch trocken.
Früher hätte ich von solchen Typen geschwärmt, aber jetzt? Jetzt war ich einfach nur verunsichert und zu aufgewühlt für sowas.

Im Gedanken spürte ich leichte Berührungen auf meinem Oberschenkel. Erschrocken sah ich zu ihm. Er lächelte mich jedoch nur verschmitzt am und fing an, mein Bein zu kneten. Ich zuckte zusammen, wegen des Unbehagens von einem fremden, erwachsen Mann so innig berührt zu werden.
Das war mir eindeutig zu viel Körperkontakt.
Meine Beine zog ich an meinen Körper und legte noch schützend meine Arme um diese.
Von Mason konnte ich ein finsteres und spottendes Lachen vernehmen. Er ging vom Bett weg und zog sich seine Sachen an, während er erzählte: ,,Mein Kleiner. Du müsstest eigentlich gar keine Angst haben, aber wenn du mich immer provozierst, kann ich für nichts mehr garantieren. Ich bin viel stärker als du jemals sein wirst, Baby. Provozier mich einfach nicht und lass meine Berührungen zu, dann werde ich dir niemals etwas tun. Verstanden?"
Ich nickte eingeschüchtert. Die Tränen kamen wieder in mir hoch. Er war grausam. Mehr nicht.
Doch er stellte mich vor die Wahl.
Entweder ich gehorche wie ein Schoßhündchen, oder es geht nach ihm auf die harte Tour. Da nimmt man doch lieber das erste.
,,W-wie bin i-ich gestern ins Bett gekommen?", fragte ich unsicher. Würde ich die Wahrheit überhaupt hören wollen?
,,Wie gesagt, ich bin stark. Aber du bist so leicht, da kann man dich schon ohne irgendeine große Anstrengung heben. Du musst mehr essen. Heute fangen wir damit an. Zieh dich um, wir gehen gleich nach unten und essen.", meinte er. Hier umziehen, oder was? Nein, bestimmt nicht. Ich gehe einfach ins Badezimmer. Ja.Ich ging zu meiner Tasche, die neben meinem gestrigen Schlafplatz stand und holte mir ein labberiges Tanktop heraus und eine kurze Hose, bevor ich noch nach Unterwäsche schnappte und langsam und immer noch leicht zitternd zur Tür schritt.
,,Was glaubst du, was du da tust, junger Mann?", rief mich seine Stimme zurück.
,,Ähm.. mich umziehen?", gab ich schüchtern sowie ängstlich von mir. Bitte, ich will mich nicht vor ihm umziehen. Bitte nicht.
,,Nichts da. Du bleibst hier. Du solltest dich lieber schon mal dran gewöhnen, vor mir nur leicht bekleidet zu sein. Aber auch nur vor mir.", entschied er schließlich. Fuck.

,,A-aber.. ich will m-mich alleine umziehen", stotterte ich. Mit Angst erfüllten Augen sah ich ihn an. Ich hatte ihm widersprochen, doch mir liegt sehr viel an meiner Privatsphäre.
,,Ich sagte nein. Basta.", sprach er das Schlusswort aus.
So musste ich mich wohl geschlagen geben. Traurig drehte ich mich von ihm weg und legte meine ausgesuchte Kleidung auf das Bett. Gerade wollte ich mir mein Shirt über den Kopf ziehen, als er wieder etwas meinte: ,,Umdrehen!"
Doch ich schüttelte trotzig den Kopf und machte mich kleiner, als Vorbereitung auf das Kommende:
Mit einem Ruck hatte er mich zu sich gedreht und zottelte mir grob das Shirt vom Leibe. Ich war wie erstarrt. Hatte Angst und war traurig. Ich konnte noch nie mit Wut anderer umgehen und mit der eines Fremden Mannes erst recht nicht.
Er griff nach meinem Hosenbund und zog sie von meinen Beinen. Mir entwich ein kleines Schniefen, was ihn jedoch nicht zum aufhören animierte.
Er nahm die Sachen vom Bett einzeln in die Hand und schüttelte nahezu enttäuscht den Kopf. ,,Das wirst du bei anderen Leuten nicht anziehen. Du trägst nur lange Sachen, wenn wir noch andere Gesellschaft haben. Verstanden?"
Ich nickte bedrückt und sah weiterhin beschämt zu Boden, denn ich war ja immer noch halb nackt.
Er ging also auf meine Tasche zu und holte einen grauen Pullover hervor, der allerdings nicht mir gehörte. Es war der meines besten Freundes und er war die erste Person, die ich außer meinem Eltern je liebte. Und auch die einzige bis jetzt.
Ich vermisse ihn so schrecklich.
Ich vermisste das Kuscheln.
Die warmen beschützerischen Umarmungen.
Leider werde ich ihn nie wieder sehen.

Mom musste den Pullover für mich eingesteckt haben. Danke Mama.
,,Der riecht nach jemand anderen. Nach einem Typen",bemerkte er, als er daran roch.
Er kam auf mich zu und packte mich an den Schultern. Er schüttelte mich und schrie mich dann an: ,,Nach wem verdammt riecht dieser scheiß Pullover?! Sag's mir!"
Ich sagte es ihm jedoch nicht. Niemals. Mason war ein Mensch, der aus Eifersucht andere Menschen verletzen würde. Ich würde mir das nie verzeihen, wenn er verletzt werden würde. Auch wenn es ihn nicht mehr gibt.
,,Ach", stieß er aus und schubste mich zurück auf das Bett.
,,Wenn du mir das schon nicht sagen willst, dann sag mir eines: habt ihr euch geküsst?", fragte er aufgebracht. Ich schüttelte energisch den Kopf. Natürlich hatten wir das nicht, auch wenn ich nichts dagegen gehabt hätte. Ja, ich war in ihn verliebt. Schon seit einem Jahr, habe es ihm aber nie sagen können.
Außer ein paar Küssen auf die Stirn oder auf den Kopf, gab es keinen Kuss.

,,Hat er dich in irgendeiner Weise befummelt oder betatscht?", fragte er weiter.
,,N-nein", stammelte ich. Ich hatte Angst. Ganz klar, denn ich konnte gerade eben schon wieder fühlen, wie stark er ist. Er könnte ausnahmslos alles mit mir gegen meinen Willen tun. Und ich hätte keine Chance.
Darum mache ich lieber, was er sagt.
,,Den Pullover wirst du nicht anziehen. Nie wieder. ",bestimmte er fest. Traurig sah ich weg. ,,D-darf ich ihn we-wenigstens behalten. Der ist von meinem besten Freund", bat ich ihn. Und für einen kurzen Augenblick sah ich Mitgefühl in ihn aufblitzen, doch das änderte sich schnell wieder und er schüttelte verneinend den Kopf.
Jetzt war ich wirklich nah am weinen. Ich hatte nichts. Wirklich nichts.
Ich war in meiner persönlichen Hölle gefangen, wie ich sie mir nur in meinen Alpträumen hätte ausmalen können. Doch in real fühlte es sich viel einsamer an. Kaum vorstellbar, oder? Dass etwas noch schlimmer sein kann, als ein wirklich gewordener Alptraum?

,,Hier, zieh den an. Der ist dir zu groß, aber dann geht ihr dir wenigstens über den Hintern.",sagte er und streckte mir einen Hoodie entgegen. Dieser war in einen babyblau und hatte vorne diese Zusammenhängende Tasche.
,,Babyblau für mein Baby",grinste er finster und sah sich mit an, wie ich mir mit zitternder Hand den Hoodie überstriff. Ich sah während dessen nach unten und unterdrückte die nächsten angekündigten Tränen.
Ich persönlich empfand es auch etwas eklig, dass ein 9 Jahre älterer Mann mit mir in einer Beziehung sein wollte. Die bitteren Tränen schluckte ich mit dem Hochziehen meiner laufenden Nase runter.
Mein Hals war schon wund und tat weh. Jedes Schlucken viel mir schwerer.
Als der Hoodie dann saß, schritt er lächelnd näher. Ich zuckte zusammen, als ich eine Hand an meinem Kopf spürte, die meine Haare glatt strich.
,,So niedlich du auch gerade aussiehst, ziehst du dir eine Hose an. Eine lange.",wandelte er sich wieder in einen unsanften Alpha.
Dann ließ er mich vor seinen Augen eine Hose anziehen. Sein Blick auf mir war höchst unangenehm. Doch auch wenn ich mich noch so klein mache, sieht er mich und beobachtet mich. Jede einzelne Bewegung.

Unten am Tisch saßen schon Liss und Dylan. Liss lächelte mich nett an, doch dann scannte sie meinen Blick und änderte prompt ihren Gesichtsausdruck. Sie sah mich erst mitleidig an, bevor die ihrem Kopf zu Mason wand und ihn verärgert anblitzte.
,,Was?!", fragte er sie jedoch nur harsch. Dylan verdrehte nur seine Augen und zog die verletzt wirkende Liss näher an sich.

.......

,,Iss noch mehr!", verlangte Mason immer wieder von mir. Ich schwöre, ich würde gleich platzten. So voll war ich. Doch er zwang mich weiter.
,,Das ist nicht mal die Hälfte von meinem Essen!", meckerte er weiter. Ich schluchzte vor mich hin. Mein Bauch tat schon weh und trotzdem musste ich mehr essen.
,,Mason! Jetzt ist aber mal genug hier. Er soll mal dein Mann werden, also behandle ihn auch so! Du bist unmöglich. Weißt du nicht, wie man sich in so einer Lage fühlt?! Denk doch bitte einmal nach! Er hat Angst und brüllst ihn hier so an! Ich glaube das einfach nicht! Du Tyrann! Komm her Benny. Du kannst bei uns im Bad duschen. Er würde sogar noch zu gucken wollen, dieser...", weiter Sprach sie nicht, denn ein fast platzender Alpha unterbrach sie mit nur einem Blick.
Dylan hielt ihn zurück. Sie hatte ja Recht. Ich hatte große Angst vor ihm und allem, was passieren würde und er behandelt mich wie eine Barbie-Puppe, mit der er alles machen konnte, war er wollte.

Bald darauf stand ich schon im Badezimmer von Liss und Dylan. Die Dusche drehte sie mir an und gab mit meine Zeit. Meine Duschsachen hatte ich vorher schon unter Begleitung von Liss und Mason geholt. Dylan räumte in der Zwischenzeit die Küche auf.
Nachdem ich mich meinen Sachen entledigt habe, stieg ich unter die Dusche...

Won't let you go Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt