8. Kapitel

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Hermines Sicht

Wir standen auf einem Hügel.
Hinter uns das gewaltige Schloss mit den hellerleuchteten Fenstern und aus dem laute Musik und Stimmengewirr drangen.
Vor uns Hogwarts' Ländereien, der schwarze See, der Verbotene Wald, das weihnachtliche Hogsmeade, alles bedeckt von einer dicken weißen Schneedecke, die im Mondlicht schimmerte.

Und es schneite. Große Flocken schneiten alles ein, was noch nicht weiß war und verfingen sich in Malfoys Haaren.
Er sah aus wie ein Eisprinz. Und genau das war er ja auch. Der unnahbare Eisprinz von Slytherin. Und mit ebendiesem stand ich nun in der Eiseskälte.

Ich begann zu zittern und ganz sicher nicht nur wegen der Kälte.

Malfoy bemerkte dies und zog seinen Mantel aus. »Hier nimm.« sagte er und hielt ihn mir hin.

Äh, wie bitte? Das war ja wie in einem kitschigen Liebesfilm.

Allerdings machte sich die Kälte tatsächlich langsam aber sicher in meinem ganzen Körper breit und da mein Kleid weder Ärmel noch irgendeinen Überwurf hatte, rollte ich nur mit den Augen und nahm die Jacke dann dankbar an.

Ich suchte nach einem Thema um ein Gespräch anzufangen.
»Schöne... ähm... Aussicht.« begann ich, zugegeben wenig einfallsreich.
Mit hochgezogenen Augenbrauen und hämischem Grinsen sagte er: »Ja, so kann man mich auch nennen.«

Ich blickte ihn verwirrt an.
Wie bitte? Eben hatte er mir noch seine Jacke gereicht und jetzt so was. Wo war der Junge der meinen Ärger über Ron durch seine bloße Anwesenheit verpuffen zu lassen. Oh man, aus diesem Jungen wurde ich wirklich nicht schlau! Vor allem weil...

Doch ich schaffte es nicht meinen Gedanken zu Ende zu denken. Denn plötzlich hörte ich über mir ein Knistern.
Und als ich den Kopf drehte und nach oben sah weiteten sich meine Augen.

Ein Mistelzweig.

Aus dem Augenwinkel sag ich, dass Malfoy meinem Blick gefolgt war. Doch im Gegensatz zu mir lächelte er und machte einen Schritt auf mich zu.

Ich blickte ihn entsetzt an.
»Oh nein Malfoy...!« Doch er unterbrach mich.

»Es würde Unglück bringen es nicht zu tun.«

Und bevor ich einen Schritt zurück oder sonst irgendwas hätte tun können, küsste er mich. Seine Lippen waren weich und sanft.

Und für einen Moment verlor ich mich in dem Kuss. Für einen Moment vergaß ich die Welt um uns rum. Die Schneeflocken, das Schloss, der Wald, all das verschwamm. Für einen Moment gab es nur uns, Malfoy und mich.
Seine Lippen auf meinen.

Und dann war es vorbei. Dann wurde mir klar was ich hier grade tat. Ich löste meine Lippen von den seinen und machte einen Schritt nach hinten um Abstand zwischen ihn und mich zu bringen.

Klatsch! Es gab ein lautes, hässliches Geräusch und Malfoy hielt sich seine rote Wange auf der eben meine Hand gelandet war.

Gegen meinen Willen fing ich an zu weinen. Tränen rollten meine Wangen hinab als ich schrie, was das solle.

Dann wandte ich mich ab.

Und grade als er fast aus der Reichweite war, sah ich ein selbstgefälliges, hämisches Grinsen auf Malfoys Gesicht aufblitzen.
Er wusste es. Und ich wusste es auch: Ich hatte ihn genossen, diesen Kuss. Wenn auch nur einen kurzen Augenblick, ich hatte Gefallen an dem Geschehen gefunden.

Ich stieg die Treppen zu den Mädchen Schlafsälen hoch und seufzte. Wie schaffte es bloß ein einziger Junge, Slytherin dazu, ein solches Gefühlschaos auszulösen?

Ich ließ mir mich auf mein Bett fallen und begann haltlos zu weinen.

Silbersturmgrau ~Zwischen Liebe und Hass~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt