17. Kapitel

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Dracos Sicht:

Ich liebte, es ihr nah zu sein. Ich liebte ihre weichen, dunklen Haare, die ihr ins Gesicht fielen und in die ich meine Hände vergrub, wenn ich sie küsste. Ich liebte ihre braunen Augen, die leuchteten, wenn ich sie ansah. Ich liebte ihre zarte Haut, die ich jetzt mit meinen Fingern berührte, ihren Hals hinab, zu ihrem Schlüsselbein. Meine Lippen berührten ihren Nacken und sie seufzte leise auf, als ich meine Hand unter ihren Jeansbund schob.

Hermine war vollkommen und für mich da, wenn ich auf andere Gedanken kommen musste. Es war kurz vor Mitternacht und in weniger, als acht Stunden würde Kräuterkunde bei Professor Sprout beginnen, doch ich hatte ganz andere Dinge im Kopf, als den morgigen Tag. Ich genoss es bei ihr zu sein, sie zu spüren, jeden Zentimeter von ihr. Sie zu berühren, ihrer mächtig zu sein. "Oh, Draco", flüsterte sie leise und pure Ekstase durchströmte mich, als ich kurz die Lider schloss und als ich die wieder öffnete, sah, dass sie mir in die Augen blickte. Diese braunen Rehaugen, dunkel wie Nussholz mit goldenen Sprenkeln aus reinem Karamell. Ihre Locken flossen in gleichmäßigen Wellen über ihre vollen Brüste. "Du bist so schön, Hermine," flüsterte ich leise und wollte meine Finger weiter in ihren Slip schieben, als sich der Körper unter mir zuerst versteifte und mir dann eine so heftige Ohrfeige verpasste, dass ich zurück fiel und mir dann stöhnend die Wange hielt. "Ah, Fuck! Was soll...?" Doch ich hatte gar nicht die Chance meine Frage zu beantworten, denn ich wurde jäh unterbrochen. "Hermine?!" brüllte mir eine kreischende Stimme entgegen, "Hermine? Hast du sie noch alle?!"

Eine aufgebrachte Pansy stand nun aufrecht auf dem grünbetuchten Himmelbett und stierte mich aus feurigen braunen Augen an, die dunklen Haare in alle Richtungen abstehend. "Du denkst an die Granger, wenn wir... wenn wir..." Sie brachte ihren Satz nicht zu Ende, denn auf einmal zitterte ihre Unterlippe ein bisschen. Himmel, Herr und Hölle, dieses Weibsbild würde jetzt doch nicht ernsthaft anfangen zu weinen, oder? Da erst wurde mir klar, was gerade eigentlich geschehen war. Hermine Granger. Hermine Granger war in meinem Scheißkopf gewesen, während ich Pansy berührt hatte. Hermine Grangers herbstbraune Augen und ihr verdammten Locken! Fuck.

Ich fuhr mir mit der Hand durch die blonden Haare und sah dann auf zu Pansy, in dessen Augen jetzt wirklich Tränen getreten waren. Sie griff nach ihrem T-shirt, zog es sich über den Kopf und sagte leise, aber mit hochgezogenen Augenbrauen: "Ich geh jetzt besser." Dann nahm sie ihren BH und ihre Schuhe und wollte nach der Türklinke greifen, doch ich hielt sie am Arm zurück. "Hey, Pansy, warte mal" Genervt drehte sie sich zu mir um und bedachte mich mit einem ihrer Blicke, die sonst nur Gryffindors oder Schlamm... Muggelstämmige ab bekamen. An anderen Tagen hätte mich das vielleicht gejuckt, aber heute hätte es mir nicht egaler sein können. Es interessierte mich nicht im Geringsten, ob Pansy mich mochte oder nicht, aber wenn sie nicht mehr da war, gab es niemanden mehr, bei dem ich mich abreagieren konnte, deshalb erklärte ich nun: "Es tut mir leid, okay? Diese ganze Wette mit Blaise... So viel Zeit mit Herm... mit der Granger zu verbringen ist echt anstrengend und deshalb na ja..." Um ehrlich zu sein, hatte ich absolut gar kein Plan, wie ich mich aus dieser Situation retten sollte, aber wenn Pansy eines war, dann im Kopf nicht so helle. "Also, findest du sie nicht schöner, als mich?" Kurz fragte ich mich, ob die Frage ein Witz war, aber Pansys Augen blickten so dramatisch, dass ich fast aufgelacht hätte. Also runzelte ich bloß die Stirn, um ein Lachen zu unterdrücken und zog sie dann an mich. Aber als wir später Arm in Arm in meinem Bett lagen, konnte ich mir ein leises Schmunzeln über Pansys Gutgläubigkeit nicht verkneifen. Das verging mir aber auch so gleich, als daran dachte, dass ich wirklich an Hermine gedacht hatte. An ihre herbstbraunen Augen und diese wunderbaren Locken... Himmel, Pansy musste sich wirklich mehr anstrengen, wenn sie wollte, dass die in meinem Kopf war. Genervt schloss ich meine Augen, doch jedes Mal, wenn ich kurz davor war einzuschlafen, glitten meine Gedanken zu den Geschehnissen des Tages hinüberg und ich musste unwillkürlich an den Abschied in den Kerkergewölben denken. An den Abschied und an diesen Kuss. Es dauerte lange, bis ich einschlief.

Und dann war er da, der große Tag.

Als ich am Dienstagmorgen aufwachte und mich aus meiner Decke schälte, regnete es draußen in Strömen.

Unser Schlafsaal lag im Keller neben den Kerkern, Fenster hatten wir also keine, doch dass stetige Grollen und Donnern des Gewitters, das in schweren Wolken über Hogwarts klebte, war unüberhörbar.

Mit einem Grinsen auf den Lippen stand ich von meinem grüngesäumten Bett auf und genoss eine ausgiebige Dusche. Blaise, der ganz im Gegensatz zu mir, ein absoluter Morgenmuffel war musterte mich mit trübem Blick, als ich aus den Waschräumen zurück kam, die Haare gekämmt, einen frischen Umhang übergestreift, und wollte gerade zurück in die Kissen fallen, als ich ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue bedacht und abschätzig sprach: »Blaise, wir haben Doppelstunde Zaubertränke, schon vergessen?«

Ich strich den Stoff meines Umhanges glatt und fügte mit einem diabolischen Grinsen hinzu: »Jetzt ist Granger dran!« Blaise nickte verschlafen und schlüpfte in seine Hausschuhe, um sich  in die Waschräume auf zu machen.

Es war kurz nach zehn, als ich gemeinsam mit Blaise und Pansy die Kerkertreppen hinabstieg. Nach der langweiligen Kräuterkundestunde mit den Hufflepuffs, freute ich mich regelrecht auf Zaubertränke und auch Blaise warf mich schon die ganze Zeit über verschwörerische Blicke zu. Pansy war eingeweiht, genau wie Theo und Marcus, die sich kurz darauf zu uns gesellten. Es dauerte ewig, bis das Klassenzimmer endlich gefüllt war und Snape mit langen schritten hineingeweht kam. Das Gemurmel der Schüler erstarb augenblicklich und der Professor verkündete mit zischender Stimme: "Ich will für Sie alle hoffen, dass sie den Wolfsbanntrank fertig gestellt haben." Er bedachte, die ersten Reihen mit einem scharfen Blick und Brown, ein Blondschopf aus Gryffindor, fiel vom Stuhl. "Miss Bown, sind Sie wirklich zu töricht um anständig sitzen zu können?" Das war keine rhetorische Frage, aber das Mädchen schüttelte ihre Locken und blickte dann bedröppelt zu Boden. "Nun gut," Snape wandte sich wieder ab, sprach aber weiterhin mit Brown, als er schnarrte: "Hören Sie auf so bemitleidenswert in der Gegend herum zu starren! Ich nehme an, Sie wollen beginnen?" Das Mädchen sank in sich zusammen, nickte aber dann und Weasley aus der dritten Reihe stöhnte leise auf und murmelte etwas von wegen "Scheiße" und "Erster".

"Haben Sie etwas dagegen einzuwenden, Mister Weasley?" Ertappt sah der Blutsverräter auf, wurde knallrot und murmelte: "Nein Sir, natürlich nicht, Sir."

"Das will ich ihnen auch geraten haben!" Snape trat zur Seite und Brown hob einen Tränkekessel auf das Lehrerpult. "Ja, also, das ist unser Wolfsbanntrank und ähm..." Weasley knete seine großen Hände und wurde noch röter, als zuvor. Brown nahm einen Löffel und tauchte ihn in die zähe Flüssigkeit. Diese schwappte hin und her und grüne Blasen stiegen aus der braunen Masse empor. Snape verzog das Gesicht und verkündete: "Wie jeder Narr von Ihnen erkennen kann, hat der Trunk von Mister Weasley und Miss Brown nicht die im Lehrbuch erwähnte gräuliche Farbe angenommen. Kann mir jemand von Ihnen beiden erklären, wie sie dies hier..." Er machte eine undeutliche Geste in Richtung des Kessels. "... zustande gekommen ist?" Die Gesichtsfarbe des Wiesels glich mittlerweile einer Tomate und Brown wurde noch kleiner, als sie ohnehin schon war. "Niemand? Weasley? Brown?", zischte Snape und wandte sich dann der Klasse zu. "Wer von Ihnen kann den beiden... Unwissenden...", -Er betonte das Wort, als wäre es ein Schimpfwort.- "... denn erklären, wo der Fehler lag?"

Grangers Finger schnellte in die Höhe und Snape biss kurz die Zähne zusammen und verzog den Mund, als hätte er in eine Zitrone gebissen, bevor er sie dran nahm. "Der zerstoßene Mondstein fehlt ganz offensichtlich. Erst durch diesen kann der Wolfsbanntrank grau werden und gerade die Kombination aus Mondstein und..." "Danke, das reicht Miss Granger, Sie müssen nicht immer gleich die gesamte Lehrbuchseite vortragen." Granger sah aus, als wollte sie etwas erwidern, besann sich dann offenbar anders und ließ sich zurück in ihre Bank sinken.

Aber bevor sie ihren Blick jedoch wieder nach vorne richtete, drehte sie sich zu mir um und sah mir direkt in die Augen.

Silbersturmgrau ~Zwischen Liebe und Hass~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt