Hermines Sicht:
Als ich von der Schlägerei hörte, saß ich in der Bibliothek am Fenster und las ein Buch über außergewöhnliche Schutzzauber. Ich war erst auf der dritten Seite angelangt, als Parvati in den Saal gestürmt kam, den Einwurf von Madame Pince, die Bibliothek sei doch kein Joggingcenter, ignorierte und direkt auf mich zu steuerte. Ich hatte mich ja doch nicht aufs Lesen konzentrieren können. Ich. Hatte. Draco. Geküsst. Vor versammelter Mannschaft. Verdammt. Ich konnte von Glück sprechen, dass Ron nicht dabei gewesen war, wer wusste, was dann geschen würde, aber es wr nichtsdestotrotz nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Ron und Harry davon erfuhren. Wieso hatte ich das getan? Wieso machte mich Dracos Nähe derart verrückt, dass ich nicht mehr klar denken konnte? Und noch eine zweite Frage tat sich in meinem Kopf auf: Was zur Hölle hatte Blaise nach diesem Kuss gedacht, zu klatschen? Das war doch kein Theaerstück!
Ich verstand kaum ein Wort, so sehr japste Parvati von der Rennerrei als sie nun in der Bibliothek vor mir stand, aber das, was ich verstand, nahm mir den Atem. Verdammt. Es war nicht schwer zu erraten, warum Ron, mein Ron, eine Prügelei mit Draco Malfoy angezettelt hatte. Ich meine ja, es war mir vollkommen egal, was die Leute von mir hielten, was irgendein Hufflepuff oder irgendein Ravenclaw über mich dachte. Wenn die Leute tratschten, dann tratschten sie eben, wenn sie kicherten, dann kicherten sie eben. Und auch die Blicke, die die anderen Schüler mir zuwarfen, als ich, gefolgt von Parvati, die Treppen in den Krankenflügel hinunter hetzte, hätten mir egaler nicht sein können. Ich hatte Scheiße gebaut, das wusste ich. In Malfoy verliebt zu sein war eine Sache, ihn vor über zwanzig Leuten, in der Abwesenheit des eigenen Freundes, mit dem man noch nicht Schluss gemacht hatte, eine ganz andere. Denn wenn mir eine Meinung wichtig war, dann die von Harry und Ron über mich. Wenn die beiden mich abschrieben, dann... Das wollte ich mir lieber gar nicht ausmalen. Ich würde es abstreiten, jawohl, das würde ich. Die beiden waren nicht dabei gewesen, hatten nur über Ecken von dem... Vorfall gehört. Es war also nur eine Frage des Vertrauens. Wem waren sie mehr gewillt zu glauben, dem Getratsche oder Hermine Granger, die sie als eine treue loyale Freundin kannten. Und es war eine Frage, danach, ob ich dieses Vertrauen missbrauchen wollte.
Doch als ich den Krankenflügel erreichte, waren all diese Gedanken wie weggeblasen. Ich sah Draco zuerst, schlafend, auf der Wange ein lila Bluterguss und die Stirn verschrammt, und mein erster Impuls war zu ihm zu laufen und mich neben sein Bett zu knien, doch dann sah ich Harry und Ginny am anderen Ende des Krankenflügels neben einem Rotschopf sitzen und ich seufzte und ging dann langsam auf sie zu.
Als sie meine Schritte hinter sich vernahmen, fuhren sie herum und gaben mir so den Blick auf einen ebenfalls schlafenden Ron frei. Im Gegensatz zu ihm waren Dracos Wunden nur ein paar kleine Kratzer und blaue Flecken. Rons Nase war unverkennbar gebrochen und ehrlich gesagt nicht mehr als solche zu erkennen. Da wo sonst Sommersprossen sein Gesicht zierten, klebte ein einziger großer Klumpen aus offenem Fleisch und geronnenem Blut. Ich musste mir große Mühe geben das Gesicht nicht angewidert zu verziehen.
Doch dann blickte in die Gesichter von Harry und Ginny und sofort wurde mir eiskalt. "Hi", brachte ich gerade noch so raus. Harry stand auf und trat auf mich zu. "Hermine, was ist passiert?" Er blickte traurig und auch ein bisschen ungläubig. Ich knetete meine Finger und stammelte: "Ich... ich weiß nicht. Draco... und Ron. Die haben sich geprügelt und..."
"Den Teil kennen wir, was ist davor passiert?", unterbrach mich Ginny just in diesem Moment. "Was ist dran an... den Gerüchten?" Ich merkte, wie schwer es ihr fiel, die letzten Worte auszusprechen und ich entschied mich dumm zu stellen, um Zeit zu schinden, mir eine plausible Ausrede einfallen zu lassen. Harry verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Augenbrauen zusammen "Dass du und Malfoy... dass ihr euch geküsst habt."
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Silbersturmgrau ~Zwischen Liebe und Hass~
Fanfiction»Wetten, du schaffst noch nicht einmal einen Kuss von dieser...!« Blaise ließ den Satz in der Luft hängen. »Oh ja, wetten wir!« Ich war in meinem Eifer nicht mehr zu stoppen. In einer arroganten Geste streckte ich ihm meine Hand entgegen. Blaise b...