19. Angriff

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Irgendwann musste mir echt jemand mal erklären, wie die das mit dem Verschwinden in dieser Schule machten. Erst der Fuchs, jetzt Thompkins und ich? Ich konnte diesen tollen Trick offensichtlich nicht. Für mich hieß das. Los, finde selbst den Weg. Wie schwierig kann das schon sein? Ist nur eine Schule. Ich finde mein Zimmer schon....

Und wie hieß es noch gleich in Filmen immer mal wieder? Ah ja....

3 STUNDEN SPÄTER.....

und dann..... 10 STUNDEN SPÄTER.....

Ok ich vermutete mal das ich mich verlaufen hatte. Das mein Zimmer sich hinter einer Geheimtür befand vereinfachte die Suche danach jedenfalls nicht. Ich hatte mir nicht gemerkt wie sich diese Tür öffnete und wo genau sie sich befand. In meiner Erinnerung waren nur die vielen vielen Stufen.

Nach einer Weile des ziellosen Herumirrens fiel mir die Kantine ein. Es waren bestimmt alle beim Abendessen und dann könnte ich mit Michael und Leon gemeinsam unser Zimmer aufsuchen. Aber in der Kantine, die ich zum Glück nach einigem Suchen fand, befand sich keine Menschenseele außer der Kantinendame, welche mir lächelnd mitteilte, dass alle schon gegessen hätten und sie mir aber diesmal etwas von dem Essen, leckere Lasagne, aufgehoben hätte. Danach wandelte ich wieder durch die Gänge ohne richtigen Plan. Das Messer mit seiner schwarzen Klinge die ganze Zeit gut versteckt in meinen Hemdärmel, um es den Blicken meiner Mitschüler zu entziehen. Zum Glück ignorierten mich die meisten Mitschüler denen ich begegnete oder betrachteten mich mit so viel Abscheu und Neid, dass sie mich gar nicht wirklich wahrnahmen. Denn sie merkten nicht mal das das was sie beneideten etwas war, was ich niemals hatte haben wollen. Am liebsten hätte ich es jedem einzelnen erzählt. Dass ich nicht darum gebeten hatte mit einem Prinzen im Team zu sein oder überhaupt hier zu sein, aber ich vermutete, dass sie mir nicht glauben würden.

Völlig erschöpft lehnte ich mich an eine Wand irgendeines Ganges und schlitterte an ihr hinab bis ich auf dem kalten Fußboden saß. Inzwischen war es dunkel und durch die großen runden Fenster des Ganges konnte man den runden hellen Mond und die Sterne sehen.
„Man sagt der Mond ist der Ort wo wir herkommen", murmelte eine Stimme über mir. Ruckartig sah ich nach oben in leuchtend gelbe Augen, die mich von einer Ausbuchtung in der Wand her anblickten. Der Fuchs.

„Wer bist du? Und was machst du in meinen Träumen? Bist du etwa mein persönlicher Poltergeist?"
„Sicher doch. Habe den ganzen lieben Tag schließlich nichts Besseres zu tun", antwortete der Fuchs und zeigte seine Zähne. „Mein Name ist Timothy Aceus", verkündete er stolz, plusterte sein Fell auf und starrte mich abwartend an, als ob mir der Name irgendwas sagen sollte. Das tat es nicht....obwohl....hmmmm.....Ok nein, keinen Schimmer. „Äh schön. Ich bin Felix Moon."
„Bist du nicht", sagte Timothy den Kopf schief legend, was sehr niedlich aussah. „Ich weiß doch wohl wer ich bin!", widersprach ich dem Fuchs energisch. „Woher willst du das überhaupt wissen?"

Der Fuchs ließ mich mit seiner Antwort warten. Er streckte sich erst ausgiebig und sprang dann zu mir auf den Boden. „Nur so ein Gefühl", sagte er. Wie? Das war seine Antwort. Ich muss sagen der Fuchs war seeehr überzeugend. „Ach ja und gleich werden wir angegriffen", fuhr der Fuchs fort ohne auf meinen ungläubigen Gesichtsausdruck zu achten. „Und woher weißt du das diesmal?" Hätte ein Fuchs grinsen können, dann hätte er das jetzt sicher getan. „Nur so ein Gefühl" Wieso redete ich nochmal mit einem Fuchs? Den außer mir auch noch niemand gesehen hatte? Ah ja richtig. Weil er mich angesprochen hatte! Vielleicht war er nur eine Illusion meines Kopfes?!

Langsam streckte ich meine Hand nach Timothy aus, dessen Aufmerksamkeit auf etwas anderem zu liegen schien, da ich wissen musste, ob er meiner Wahrnehmung entsprungen oder echt war.

Flauschig und Warm. So fühlte sich das feine Fell des Fuchses an. Diese Empfindungen wurden jedoch schnell wieder durch kalte Leere ersetzt, als Timothy überrascht knurrend fünf Meter von mir wegsprang. ,,Was sollte das?", fragte er aufgebracht die Zähne fletschend. „Das war........", setzte ich an, bevor ich von einer lauten Sirene unterbrochen wurde. Erschreckt stand Timothy wie eine aufgeplusterte Flauschkugel da, während ich mir wegen der Lautstärke verzweifelt die Ohren zuhielt. „WAS IST DAS?", schrie ich.

„EIN ANGRIFF", knurrte Timothy, wobei er seine Augen eng zusammenkniff und die Ohren anlegte. Wir wurden angegriffen? „WER GREIFT UNS AN?"
„EIN ANDERER", keifte Timothy mit glasigen Augen und schniefte.
Es war als würde er weinen.

Plötzlich krachte es ganz in der Nähe und die Sirene verstummte. „Alle Schüler haben auf ihrem Zimmer zu bleiben. Team B hat alles im Griff", erklang stattdessen die gefühlskalte Stimme einer Frau. Bei ihren Worten machte sich Timothy ganz klein und zitterte am ganzen Leib. Aus Angst oder Wut konnte ich nicht sagen. „Timothy", flüsterte ich und wollte ihn beruhigend über den Kopf streicheln, doch er bleckte warnend die Zähne und wich vor mir zurück. „Vielleicht bist du doch Felix Moon. Wie alle anderen. Blind wie alle anderen!", murmelte er, den Kopf zwischen seinen Pfoten versteckend.

Wieder krachte es, diesmal noch näher und der Boden bebte. Ich konnte lautes Geschrei und das Grollen eines Wesens, dem ich lieber nicht begegnen wollte, hören. Mir wurde plötzlich sehr bewusst, dass ich mich nicht auf meinem Zimmer befand und ich hier wegmusste. Ich raffte mich auf und wollte rennen, dann fiel mein Blick Timothy. Seine kleine Gestalt lag zusammengerollt am Boden, die Ohren waren angelegt, die Augen unfokussiert und aufgerissen. Trotz meiner eigenen stetig wachsenden Angst, rannte ich nochmal zurück. Ich konnte ihn unmöglich daliegen lassen. Bei ihm angekommen, hob ich ihn schnell in meine Arme und hoffte das er sich diesmal nicht wehren würde.

Knarz...knack...Ächzend zerbrach die Wand direkt neben mir. Steine prallten auf den Boden auf und Staub rieselte. Es war gespenstisch still danach. Nur ein leises Tapsen war zu hören, wegen dem Nebel aus Staub waraber nichts zu sehen, bis ein riesiger echsenartiger Kopf aus dem Staubnebel tauchte und sich über Timothy und mir auftürmte. Rot glühende Augen starrten auf uns herab und wirkten wie das Feuer selbst. Große Krallen kratzen über den Boden. Ledrige Flügel ragten über den mit Stacheln besetzten Kopf hinaus.

EinDrache.

Twin SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt