41. Verdächtigt

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„Wo wart ihr?", fragte Hr.Thompkins bedrohlich, als wir uns dem Eingang zur Akademie näherten. Er musste auf uns gewartet haben. Doch woher hatte er gewusst, dass wir uns außerhalb der Akademie befanden? Aber was wunderte ich mich. Hr.Thompkins wusste irgendwie alles.
„Das wüsste ich auch gern", ertönte hämisch die Stimme von Mrs. Istra, deren hochhackige Schuhe über das Gestein klapperten.
„Schüler dieser Akademie dürfen das Gebäude nicht verlassen. Das ist eine der wichtigsten Regeln", säuselte sie.
„Doch vielleicht können wir darüber nochmal hinwegsehen, wenn ihr uns verratet, was ein Schüler, der eigentlich auf der Krankenstation liegen sollte und ein des Einbruchs ins Direktorzimmer beschuldigter Schüler, gemeinsam hier draußen machen? Äh und dieses hässliche Katzenvieh" Angeekelt zeigte sie auf Timothy und rümpfte die Nase, was Timothy zum Glück nicht aus seiner Fuchsperspektive sehen konnte. Sonst wäre er noch beleidigt auf sie losgegangen.

Aus ihrem strammen Pferdeschwanz hatten sich ein paar blonde Haarsträhnen gelöst, dir ihr wild ins Gesicht fielen und zerknitterte weiße Bluse ließen darauf schließen, dass Mrs.Istra erst vor kurzem aufgestanden war. Ihre Brille saß weit vorne auf ihrer Nase, wobei ihre grünen Augen mich immer wieder mit Blitzen durchbohrten. Hr.Thompkins dagegen sah aus wie immer, abgesehen davon das er irgendwie müde aussah. Waren die Falten tiefer? Die Augen ein wenig trüb?
„Sagen sie doch gleich was sie denken", forderte Hr.Thompkins erschöpft von Mrs.Istra.

„Gut, wenn ich es anders formulieren soll?", meinte sie achselzuckend.
„Ich vermute das Felix, Michael zu diesem kleinen Abenteuer gezwungen hat. Man hat ihn gesehen wie er mit einem fremden Jungen zur Krankenstation gerannt ist. Danach waren alle drei verschwunden. Ich wüsste gern wer dieser andere Junge war und was ihr gemacht habt"
Und so schnell wurde aus einer Rettungsaktion eine Entführung. Ganz große Klasse. Was man mir alles zutraute? Dabei wusste ich nicht mal wie man ein Schloss knackte, geschweige denn, wie man eine Person entführte.

„Mrs.Istra sie haben Recht", sagte Michael.
Was tat er da?
„Ich wurde entführt"
Er war doch mein Freund?! Wieso?
Genugtuend grinste Mrs.Istra.
„Danke mein Junge. Wir werden deinen Entführer jetzt festnehmen und zu deinem Vater bringen, damit er ein Urteil fällen kann", sagte sie und rieb sich die Hände, bevor sie langsam die Treppenstufen hinabstieg.
Ihre Schuhe hinterließen auf jeder Stufe ein Klacken. Noch sechs Stufen. Ein Klacken. Noch fünf Stufen. Ein Klacken.
Michael?! Hatte er das geplant? War die ganze Rettungsaktion eine Farce gewesen? Was wenn die rote Garde für die Königsfamilie arbeitete?

„Schön und gut", meinte Michael und sah mich beruhigend an.
„Aber nicht von Felix", sagte er.
„Wie bitte?", fragte Mrs.Istra verwirrt und blieb drei Stufen vor mir stehen.
„Ich sagte. "Ich wurde entführt, aber nicht von Felix". Er hat mich gerettet"
„Und dieser andere Junge kann das bestätigen? Wo ist der überhaupt? Ich würde ihn gerne sprechen"
„Er geht nicht auf diese Schule", murmelte ich.
„Wie war das?"
„Er geht nicht auf diese Schule", wiederholte ich. Wie sonst sollte ich erklären, dass dieser Junge nie wieder auftauchen würde. Es ging hier schließlich um Timothy, der als Fuchs neben mir saß und eine Pfote an mein Bein legte.
„Du hast einen fremden Jungen in die Akademie gelassen?" Empört richtete Mrs.Istra ihre Brille. „Das ist ja....Das ist ja..."
„Lass mich raten. Nicht erlaubt?", fragte ich genervt.
„Unerhört", fauchte sie.
„Nun ja Mrs.Istra sie wissen schon, dass allein die Tatsache, dass sie davon wissen, dafür spricht, dass sie es schon gehört haben?", warf Michael ernst ein und brachte dadurch Hr.Thompkins und mich zum Schmunzeln.

„Ich werde dich unter Arrest stellen. Du machst keinen Schritt mehr ohne Überwachung und wegen des fremden Jungens sprechen wir uns noch nach dem Unterricht in meinem Büro. Und das bitte nicht im Schlafanzug", sagte sie streng und rümpfte die Nase.
„Das können sie nicht machen", rief ich aus.
Die Tatsache, dass ich tatsächlich nur meinen Schlafanzug trug und meine Klamotten demnach noch irgendwo in der Natur herumlagen, lies mich innerlich fluchen. Wie hatte ich vergessen können, meine Klamotten wieder anzuziehen?
„Er hat mich doch gerettet!", unterstützte mich Michael und für einen kurzen Moment dachte ich, er meinte den Schlafanzug.
„Und ob ich das kann. Außerdem kann mir das Felix dann alles selbst erzählen."
„Aber sie sind nicht der Direktor dieser Schule. Nur er kann Schüler unter Beobachtung stellen.", widersprach Michael.

„Es dauert nicht mehr lange und dann bin ich die rechte Hand des Königs und Direktorin dieser Schule. Dann geht dieser alte Kerl der sich Direktor nennt und nie blicken lässt endlich", meinte sie überheblich, stieg die Treppen wieder nach oben und wollte an Hr.Thompkins vorbei nach drinnen gehen.
„Doch noch sind sie es nicht Mrs.Istra", mahnte Hr.Thompkins und hielt sie an ihrem Handgelenk fest.
„Ich dachte sie wären schlauer als sich mit mir anzulegen", fauchte sie.
„Der Junge kommt zu mir ins Büro!", wiederholte sie und riss sich los. Hr.Thompkins sagte nichts mehr.
„Und ab morgen wird ihm ein Schüler, dem ich vertraue nicht mehr von der Seite weichen", sagte sie entschieden ihre weiße Bluse glättend. Mit wenigen klackernden Schritten verschwand sie innerhalb der Akademie. Mo knurrte ihr leise hinterher.

„Ich verstehe es nicht. Genauso gut, hätte ich dich zwingen können"
Ich wusste wieso. Er war der Prinz. Der Sohn des Königs. Ihn zu verdächtigen würde bedeuten sich gegen den König zu stellen.
„Du bist der Prinz. Ich passe da viel eher als Unruhestifter", murmelte ich resigniert.
„Natürlich, weil der liebe gute Prinz niemals etwas Verbotenes machen würde", meinte Michael sarkastisch und trat nach einem Kiesel.

„Jungs ihr solltet noch ein wenig zu Bett gehen", erklang Hr.Thompkins Stimme von oben. Er blickte an das Treppengeländer gelehnt zu uns herab. In dieser gebückten Haltung wirkte er schwach und zerbrechlich. Zum ersten Mal seit ich ihm begegnet war, wirkte er wie ein alter vom Leben gezeichneter Mann, der von der Last seines Lebens Spuren mit davontrug. ,,Na los. Ab ins Bett mit euch", wiederholte er, während wir die Treppe hochliefen. Gerade als wir in die Akademie eintreten wollten, hielt mich Hr.Thompkins an der Schulter zurück.

„Ich wollte kurz mit dir reden", sagte er und sah kurz zwischen Michael und mir hin und her.
„Wie viel weiß er?", flüsterte Hr.Thompkins und nickte in Richtung Michael, welcher uns genau beobachtete und wahrscheinlich versuchte unsere Gedanken zu lesen. Meine steckten jedoch immer noch hinter der Mauer, die ich erstmal nicht verschwinden lassen würde und wie es mit Hr.Thompkins aussah, wusste ich nicht.
,,Was immer sie mir sagen wollen, können sie auch ihm sagen", antwortete ich.
Er wusste sowieso schon von der Roten Garde, Mo und dem Roten Fluch Bescheid. Zwar wusste er nicht, was das alles zu bedeuten hatte, aber das wusste ich ebenso wenig.

„Gut", seufzte Hr.Thompkins. „Prinz Michael, wie sie vielleicht ahnen können, halte ich nicht besonders viel von der Königsfamilie und werde sie deshalb nicht anders als jeden anderen Schüler behandeln. Wenn ich ehrlich bin vertraue ich ihnen nicht, aber da Felix das tut, werde ich sie beide übermorgen um die ausgemachte Uhrzeit in Übungshalle 21 erwarten. Die heutige Stunde wird verschoben. Ihr zwei braucht dringend etwas Schlaf", erklärte Hr.Thompkins und lies Michael und mich verblüfft stehen.
,,Aber dann ist das Training doch nur noch ein Tag vor dem Martium, oder nicht...?"

Marienkaefer4: Tut mir leid, dass diese Woche nur dieses eine kurze Kapitel kommt. Aber ich hatte alle Hände voll zu tun mit dem Special und dem Schreiben meiner Seminararbeit.
Felix: Sie hat sich die ganze Zeit ablenken lassen.
Marienkaefer4: Ja ich weiß. *seufz* Aber ich verspreche ich arbeite schon am nächsten Kapitel.
Alles Liebe
Eure Marienkaefer4

Twin SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt