3. Gott hasst mich

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Durch die Luft geschleudert zu werden in dem Wissen das man gleich stirbt, war echt kein tolles Gefühl. Alles drehte sich viel zu schnell um mich und verwischte in einem Wirbelwind aus Farben. Wäre eigentlich ganz schön gewesen, wenn man Achterbahnen und so nen Zeug mochte. Ich dagegen musste bei so etwas danach immer kotzen. Das würde auch diesmal nicht anders sein. Ich spürte jetzt schon wie mein Magen rumorte. Wenigstens würde meine letzte Kotze in dem Magen eines Monsters landen. Wer weiß vielleicht spuckte es mich wieder aus, wenn es merkte das meine Kotze nicht schmeckte.

Statt in einem Maul zu landen, schlug ich auf dem harten Betonboden der Straße auf. Benommen stemmte ich mich auf meine Hände. Mein Kopf schmerzte höllisch und meine Augen sahen doppelt den Bus mit einem Affenzahn auf mich zubrettern, um dann quietschend vor mir anzuhalten. Knarzend öffnete sich die verdellte Vordertür und ich sah Ruby mit einem verbissenen Gesichtsausdruck wie sie wahrscheinlich das blutige Horn anstarrte ,,Steig ein!",fuhr sie mich an und zerrte, kaum hatte ich einen Fuß in den Bus gesetzt, das Lenkrad erst in die eine Richtung um es dann sofort wieder in die andere Richtung zu ziehen. Hatte ich schon erwähnt, daß ich leichte Übelkeit verspürt hatte. Nun jetzt ergoss sich mein ganzer Mageninhalt auf den Boden des Busses. ,,Konntest du das nicht woanders machen?",fragte Ruby und rümpfte die Nase. ,,Mit dem Geruch kann man sich kaum konzentrieren" Ich erwiderte darauf nichts. Was sollte ich auch sagen? Klar ich werde das nächste Mal dran denken. Lass mich nur mal eben aussteigen? Für so eine unsinnige Diskussion, die dann sicher starten würde, hatte ich jetzt gerade echt keinen Nerv. Zur Hölle mit allem. Ich lebte verdammt nochmal, was bedeutete das ich noch kein Monsterfutter geworden war. Vor Erleichterung hätte ich glatt ein Lied singen können.Die Laune ein Lied zu singen, verschwand jedoch gleich wieder, als ich bemerkte das wir noch nicht sicher waren.

Hinter uns konnte ich das unsichtbare Wesen ausmachen, wie es hinter uns herrannte. Wieso hatte der Bus eigentlich direkt vor mir gehalten? Hätte der Bus nicht längst über alle Berge sein sollen? ,,Warum bist du nicht einfach weggefahren?",fragte ich mit schwacher Stimme. ,,Dich zurücklassen, nur damit du als Held darstehen kannst. Nie im Leben. Das hättest du wohl gerne!",motzte Ruby mich an. ,,Außerdem hätte ich damit leben müssen, das ich dich zurück gelassen habe. Egal wer das gewesen wäre...",murmelte sie leise und sah mich dabei nicht an. Ich verstand was sie damit sagen wollte und trotzdem konnte ich über ihre Dummheit nur den Kopf schütteln. Mit ihrer Entscheidung hatte sie nicht nur sich sondern auch alle anderen in Gefahr gebracht.
Natürlich war ich ihr auch dankbar, doch das würde ich nie im Leben laut aussprechen. Das würde mir mein ganzes Leben lang anhängen.

Noch leicht wacklig auf den Beinen, versuchte ich aufzustehen, da ich unsere Situation analysieren wollte. Ja jetzt war ich neben Superheld noch zusätzlich ein Genie. Ok im Ernst, ich war vielleicht nicht der Schlauste, aber auf jeden Fall nicht unintelligent. Außerdem spielte ich immer diese Computerspiele wo man sich eine Strategie überlegen musste um gewinnen zu können und ich gewann natürlich immer!

Also gut, hinter uns das Monster. Im Bus unsere Mitschüler, mehr oder weniger in Panik, davon zwei Mädchen die ziemlich viel Blut aufgrund von Schnittwunden verloren. Sie mussten nah am nun zerbrochenen Fenster gesessen sein. Ein Junge hatte ein eingeklemtes Bein, wobei die anderen ihm schon dabei halfen es zu befreien. Alles in allem war unsere momentane Situation nicht besonders rosig, aber wir lebten.

Und wir hatten ein Problem. Das Monster hatte uns eingeholt und zerstach die Rückwand des Busses mit seinem Horn. Die Wucht riss mich und einige meiner Mitschüler wieder von den Füßen. Unsanft landete ich auf meinen Hintern und schlitterte in den Fahrerstuhl von Ruby, welche nur noch mehr aufs Gas zu drücken schien. Wenn das überhaupt möglich war. Trotzdem stach das Monster wieder und wieder zu. Jedes Mal wurde etwas von dem Blut am Horn des Monsters am Bus abgerieben. Verdammt das Monster wurde wieder unsichtbar!

,,Ruby fahr schneller!",schrie ich. ,,Was meinst du was ich hier tue!",kreischte sie zurück. ,,Ich bezweifle das du das besser kannst!"
Glaubte ich es besser zu können? In diesem Moment wollte ich es glauben. Ich richtete mich langsam auf und ging um den Stuhl herum. Keine Ahnung was ich vorhatte. Ihr eventuell das Lenkrad entreißen? Sie vom Stuhl schubsen? Ich wusste es wirklich nicht. Genau in dem Moment indem ich mich in Richtung Ruby lehnte um was weiß ich zu machen, gab es einen weiteren Ruck. Bevor ich irgendwas realisieren konnte, stolperte ich über Ruby, zog sie dabei mit vom Sitz, sodass ich auf ihr landete und küsste sie genau auf ihren weichen vollen Mund. Oooookkkk jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt, um mir zu sagen das das alles nur ein Scherz oder Traum war und nichts von all dem passiert ist.

Ruby stoß mich mit voller Wucht von ihr und klatschte mir eine. Das war meine Bestätigung das das hier kein Traum war. Gott musste mich hassen. Erst musste ich zu TwinSoul, dann griff uns ein fieses Monster an und dann hatte ich ausgerechnet meinen ersten Kuss mit einem Mädchen gehabt, das ich nicht richtig leiden konnte. Was? Auch ein Junge konnte romantisch veranlagt sein! Und in meinen Fall hatte ich mir meinen ersten Kuss gewiss anders vorgestellt.

,,Was sollte das?", fragte mich Ruby aufgebracht, während sie schnell aufstand und den Bus mit einer Hand steuerte. Ok, Felix das ist dein Ende. Das Monster war ein Kuscheltier im Gegensatz zu Ruby. Sie wird dich in der Luft zerfetzen. Niemand wird wissen, daß es dich Felix jemals gegeben hat. Ruby's Augen bohrten sich tief in meine und sahen mich abwartend an. Wollte sie etwa das ich meine letzten Worte sprach. ,,Ruby das war ein Unfall, ich schwörs !", versuchte ich sie zu besänftigen während auch ich mich aufrappelte. ,,Ein Unfall?",lachte Ruby. ,, Ein Unfall ja? Und wenn ich dir ganz ausversehen in die Eier trete, ist das auch ein Unfall",wütete Ruby und schubste mich, sodass ich rückwärts stolperte. Dann erstarrte sie.

,,Was ist das?",flüsterte sie erschrocken. Langsam drehte auch ich meinen Kopf. Mir fielen beinahe die Augen aus. Da war ein riesiges mit Blut bespritztes Einhorn und bösen rot glühenden Augen. Und das Beste? Es rannte graziös auf den Bus zu, um den Bus erneut mit seinen Horn aufzuspießen. Gott spielte wohl gerne seine Spielchen mit mir. Er musste mich wirklich hassen. Denn ernsthaft. Ein riesiges Killereinhorn?

Twin SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt