60. Eifersucht

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Ruby rührte sich nicht. Sie wendete den Blick nicht von mir, blinzelte nicht, schien nicht einmal zu bemerken, dass sie noch immer in meinen Armen lag.
„Du hast mich geküsst" waren ihre einzigen Worte. Sie wirkte etwas verwirrt und hob eine Hand an ihre Lippen wie als könnte sie anders nicht realisieren was eben passiert war.
„Ja", gab ich etwas kleinlaut zu. Hoffentlich schlug sie mich nicht wieder. Abwehrend hob ich vorsorglich die Hände vor mein Gesicht. Doch die erwartete Reaktion von Ruby kam nicht. Sie blickte mich nur ein wenig ungläubig an.
„Ich dachte du könntest mich nicht leiden", gab sie schließlich leise von sich und versteckte ihr Gesicht hinter ihren langen roten Haaren indem sie wegblickte.
,,Ich dachte du möchtest nicht einmal befreundet mit mir sein....."

„Das...", fing ich an und stoppte. Was sollte ich ihr sagen. Es stimmte das ich sie am Anfang nicht gemocht hatte, aber das war ganz am Anfang gewesen, dennoch konnte ich so nicht abstreiten, dass das nicht wahr war. Und es stimmte, dass ich nicht befreundet sein wollte. Ich hatte lange gebraucht um es zu verstehen, aber ich war eifersüchtig gewesen. So sehr, dass ich jeden angefahren hatte. Vor allem Ruby hatte das zu spüren bekommen. Ich musste zugeben teilweise hatte ich mich einfach scheiße benommen.
„Ich mag dich.....sehr", murmelte ich schließlich.

„Sagst du das jetzt nur damit ich mich besser fühle?", kam prompt Rubys Antwort, wobei sie mich mit blitzenden Augen strafte, die nun nicht mehr durch ihre Haare versteckt waren. Sie war sauer und zwar richtig.
„Nein ich mag dich wirklich. Wieso sonst sollte ich dich erst vor Ashme und jetzt aus diesem Traum retten?", verteidigte ich mich und verschränkte meine Arme.
„Vielleicht musstest du mich notwendigerweise retten, denn wenn ich sterben sollte, könntest du diesen verdammen Ort nie wieder verlassen. Du wärst eingesperrt", zischte sie und rückte näher auf mich zu.
„Weißt du das erscheint irgendwie logischer, wenn man dein Verhalten bedenkt.", flüsterte sie leise und gefährlich.
„Also hör auf zu lügen. Ich weiß ganz genau wie sehr du davon träumst die ganze Welt zu sehen und dabei auch die uns verloren gegangenen Orte der Welt wieder zu entdecken...", sagte sie anklagend und rappelte sich aus meinen Armen auf.

„Das ist keine Lüge. Ich gebe zu ich lüge ab und zu, aber dies ist ganz und gar keine. Ich wäre froh, wenn es so wäre, denn ganz ehrlich wer mag schon Mädchen, die immer alles besser zu wissen scheinen als man selbst und die einen, die ganze Zeit aufziehen oder über einen lustig machen?"
„Ich habe mich nie...."
„Mädchen, die einem immer widersprechen?", fügte ich schmunzelnd hinzu und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor ich meine Hand schnell wieder wegnahm.

„Und obwohl man solche Mädchen eigentlich nicht mögen sollen könnte, ist es so. Ich mag dich und ich war eifersüchtig auf Thomas.", gab ich die Wahrheit zu, die ich mir selbst nie hatte eingestehen wollen, aber jetzt einsehen musste.
„Er schien dir immer so nah zu sein.", begann ich zögernd und kaute nervös auf meiner Lippe herum während ich Ruby weiterhin ansah. Sie hatte ein Recht darauf es zu erfahren.
„Er konnte dich umarmen.", fuhr ich fort.
„Er konnte mit dir reden ohne, dass du ihn ansahst, als würdest du ihn jeden Moment umbringen wollen. Er wirkte wie der perfekte Freund. Er brachte dich zum Lachen." Ich schwieg kurz und überlegte was ich als nächstes sagen sollte.

„Und..." Ich holte tief Luft. ,,...Und obwohl ich wusste, dass er über alle Maße in Lydia verliebt war, war ich eifersüchtig. Ich wollte derjenige sein, der dich zum Lachen bringt und dir nah sein darf. Am liebsten hätte ich dich einfach an meine Seite gezerrt..." Ich schluckte und schaffte es nicht mehr Ruby anzusehen deren Gesichtsausdruck ich nicht zu deuten wagte.
„aber das durfte ich nicht. Ich meine, du wirktest glücklich mit Thomas. Zum Beispiel das eine Mal vor dem Klassenzimmer als ihr euch umarmt hattet, sahst du so friedlich und zufrieden aus. Es tat weh das zu sehen und dann sind mir die Sicherungen durchgebrannt....
Ich war sauer auf Thomas. Auf dich....
ganz ohne richtigen Grund abgesehen von meiner Eifersucht, welcher ich mir in diesem Moment noch nicht einmal wirklich bewusst war......"
Ich musste Ruby damals wirklich verletzt haben mit meinen gefühlsgesteuerten und unüberlegten Handlungen.
„Es war unfair und nicht richtig. Es tut mir leid, aber in einer Sache bleibe ich unfair. Ich kann nicht dein Freund sein. Es geht einfach nicht. Nicht mit diesen Gefühlen", schloss ich.

„Ummm ok, das habe ich nicht erwartet", kam es von Ruby, welche mich plötzlich zwang sie anzusehen.
„Aber jetzt weiß ich, dass wir beide die Dinge sehr missverstanden haben und wirklich an unserer Kommunikation arbeiten sollten....", sagte sie und lehnte sich immer mehr zu mir. Ich selbst war wie erstarrt und konnte mich nicht rühren.

„Denn Thomas zum Beispiel war immer schon mehr wie ein kleiner nerviger Bruder für mich, den man lieb hat und trösten muss."
Sie kam noch ein Stück näher, sodass ihr Atem meine Nase streifte.
„Die Umarmung war genau das, eine Möglichkeit um den kleinen Bruder zu trösten, welcher um Lydia trauerte", murmelte sie kurz vor meinen Lippen.
Dann legte sie mit quälender Langsamkeit ihre Lippen auf meine und begann schüchtern mich zu küssen.
Mein Gehirn war nun komplett hinüber. Ich konnte Ruby nur zurück küssen, für mehr war ich nicht mehr in der Lage. Erst als sie sich wieder etwas atemlos von mir löste, lichtete sich der Nebel, welcher sich um mein Gehirn gelegt zu haben schien.

„Du hast mich geküsst"
Bedeutete das....
,,Ja habe ich", murmelte Ruby verlegen.
....dass sie mich mochte?
„Du hättest niemals eifersüchtig sein müssen, denn ich mag dich auch.....eigentlich schon seit dem Zeitpunkt indem ich dich das erste Mal an der Johnsenschule gesehen hatte, hatte ich mich zu dir hingezogen gefühlt."
Sie mochte mich?!
„Vielleicht hat es daran gelegen dass du meine Twin Soul warst, aber das glaube ich nicht. Du hattest einfach etwas an dir was dich anders gemacht hat. Besonders.

Weißt du noch als ich zu spät zum Bus kam? Da hatte mich Leon aufgehalten. Ihm war aufgefallen wie ich dich beobachtete und wie ich dich anders behandelte als alle anderen"
„Ja nur mich hast du behandelt wie Dreck", warf ich ein.
„Nur so hast du mich überhaupt beachtet", fuhr Ruby mich an und stand auf, wobei sie mir eine Hand hin hielt, um mir ebenfalls aufzuhelfen.
„Jedenfalls fragte er mich ob ich auch dieses positive Gefühl in deiner Nähe bekäme"
„Du bekommst positive Gefühle in meiner Nähe....", fragte ich und hatte das gerade das gar nicht positive Gefühl auf dem Arm genommen zu werden.
„Ja man fühlt sich bei dir irgendwie sicher, man fühlt sich rundum wohler. Wenn man traurig war oder sich allein fühlte....bei dir in der Nähe erschien alles besser.."
„Das ist lächerlich. Wie soll ich jemanden etwas fühlen lassen. So etwas ist doch nicht möglich...."
,,Doch ist es... Thomas hat es auch gespürt, auch wenn er es dir gegenüber niemals zugeben wird"
Sollte ich ihr wirklich glauben? Ich könnte es gut verstehen wenn sie versuchte sich irgendwie an mir zu rächen....aber sie wirkte ehrlich.
Was sollte das bedeuten? Ich hatte sowieso schon das Gefühl, das ich eine Sonderrolle einnahm und jetzt das.

„Aber darum ging es mir gar nicht. Jedenfalls dachte ich zuerst Leon wäre schwul und würde auf dich stehen. Ich war richtig fies und gemein zu ihm deswegen bevor ich ihm endlich zuhörte..... Außerdem fühle ich mich nicht nur wohler bei dir. Ich habe immer das Gefühl das tausend kleine Schmetterlinge in meinen Bauch zu tanzen beginnen, wenn ich dir nah sein kann und es fühlt sich an wie sterben, dich zum Beispiel mit Ashme zu sehen."

„Oh das tut mir aber leid. Ich muss zugeben Felix ist wirklich ein Hübscher" erklang die Stimme von Ashme und zwei Arme schlungen sich von hinten um meinen Hals.
„Zu schade dass ich ihn nun entführen muss, bevor ihr zu einem Paar werden konntet", sagte sie bevor mir ein muffelig riechender und kratzender Sack über den Kopf gestülpt wurde.
Ein verzweifeltes: „Das kannst du nicht machen!", war alles bevor ich einen Schlag an den Hinterkopf bekam und umkippte.

Es tut mir so so leid, dass so lange kein Kapitel mehr kam. Ich versuche das zu ändern, aber ich kann leider nichts in der Hinsicht versprechen. Sicher bin ich mir jedoch dabei, dass ich dieses Buch und die folgenden Bände schreiben werde, ich weiß nur nicht wann genau ^^
Alles Liebe
Eure Marienkaefer4

Twin SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt