Chanyeols POV
''Daddy? Hey Daddy. Daddy...'' Sanft rüttelte jemand an meiner Schulter und nur mit Mühe schaffte ich es endlich aufzuwachen. ''Was ist...?'' fragte ich noch im Halbschlaf und rieb mir mit meinen Fingern über die Augen. ''Du schienst einen Albtraum gehabt zu haben... Du hast gezittert und dich ganz wild hin und her bewegt... Geschluchzt hast du auch,'' erzählte mir Kyungsoo und nur zu deutlich hörte ich die Sorge in seiner Stimme heraus. ''Mir geht es gut. Es war nu-'' Ich stoppte selbst mitten im Satz, als mir der Traum wieder in den Sinn kam. Wenn man es Traum nennen konnte, denn immerhin ist mir alles davon genauso passiert. Also war es mehr wie eine Erinnerung, aber wieso? Seit bestimmt zwei Jahren habe ich nicht mehr an die Zeit damals gedacht, weshalb kam sie mir jetzt wieder in den Sinn?
Ich schüttelte leicht mit dem Kopf um diese ganzen Fragezeichen aus diesem heraus zu bekommen, da es sowieso nichts brachte mir diese Fragen zu stellen und zog Kyungsoo wieder an meine Brust. ''Alles gut Kyungie. Es war nur ein blöder Traum, nichts weshalb du dir Sorgen machen solltest. Mir geht es gut,'' flüsterte ich und küsste kurz sein Kinn. ''Es war aber echt unheimlich dich so verzweifelt zu sehen. Ich kann mich nicht erinnern dich jemals so oder auch nur so ähnlich erlebt zu haben...'' ''Wie schon gesagt, alles gut. Schlaf weiter, du willst doch morgen nicht todmüde sein, oder?'' Er schüttelte mit dem Kopf und schloss kurz drauf, nachdem er mir noch schnell eine gute Nacht wünschte, die Augen und schlief ein.
Nachdem ich noch eine Weile wach lag und mich so halbwegs wieder beruhigt hatte, tat ich es ihm gleich und hoffte, kurz bevor ich die Augen schloss, nicht wieder so einen Traum zu haben...
~~~~✿~~~~
Glücklicherweise blieb es nur bei diesem einen Traum und der Rest der Nacht verlief ruhig, was aber nicht hieß, dass ich ausgeschlafen war. Eher das Gegenteil war der Fall, deshalb war ich noch grimmiger als sonst als Sehun am Nachmittag den Laden betrat und ihm mal wieder tausend Gedanken im Kopf umherschwirrten. Manchmal bereute ich diese Fähigkeit echt, vor allem wenn er in meiner Nähe war. Es war mir unbegreiflich wie ein Mensch nur so viel denken konnte und auch teilweise noch so unsinniges Zeug das es mir ein Rätsel war, wie er selbst keine Kopfschmerzen davon bekam.
Ich wollte gerade ansetzten und ihn anschnauzen dafür das er mir wieder einmal so auf die Nerven ging, als er plötzlich zur Abwechslung mal Interessante Gedanken hatte. Sogar sehr interessante.
»Was war nur mit Jongin los? Seit diesem Tag als er hier im Laden war, ist er so komisch. Er war ja vorher schon sehr zurückhaltend in der Klasse und hat nur mit uns, seinen Freunden, gesprochen aber jetzt ignorierte er ja jeden. Was hatte es nur damit auf sich? Und was hatte Happy Virus damit zu tun? Sie scheinen sich zu kennen, eventuell sogar sehr gut, aber woher? Hat Jongin hier vielleicht auch mal gearbeitet? Wie kam es dazu? Er sieht mir nicht so aus als würde er auf Puppen abfahren oder war es aus demselben Grund weshalb ich hier arbeite, weil er Geld brauchte? Das könnte es vielleicht sein... Über seine Familie war niemandem etwas bekannt. Niemand wusste wer sie waren oder wo sie wohnten. Vielleicht waren sie arme Leute die sich nur eine kleine Baracke leisten konnten, aber dann verstehe ich nicht weshalb Jongin hier aufgehört haben soll. Wenn Happy Virus ihm das gleiche wie mir bezahlt hat, dann wäre es doch dumm mit der Arbeit aufzuhören. Oder musste er es? Hatte Happy Virus vielleicht versucht ihn umzubringen...? «
Langsam drehte er seinen Kopf zu mir und ich konnte es mir nicht nehmen ihn anzulächeln. Unsicher starrte er mich ein paar Sekunden an und wandte sich dann wieder dem Regal vor sich zu, welches er gerade dabei war zu putzen.
»Das könnte durchaus möglich sein, aber wenn Happy Virus ihn tot möchte, wieso lebt Jongin dann noch? Auf.... auf der anderen Seite hat er es bei mir auch versucht und ich lebe noch. Oder wartet er auf einen passenden Zeitpunkt? Wollte er uns vielleicht zusammen umbringen? Und... und was war mit Jongins Warnung? Er meinte ich muss dem Laden fernbleiben wenn ich leben will. Ich will es wirklich nicht herauf beschwören, aber wieso lebe ich dann, fast eine Woche später, noch? Er hätte mich bestimmt nicht gewarnt wenn nichts gewesen wäre, aber woher wusste er das etwas passieren soll und wieso tat es das nicht? Sollte... sollte ich ihn vielleicht mal beobachten? Ihn verfolgen wenn er nach Hause geht und einfach mal schauen was er macht? Etwas schlecht würde ich mich schon dabei fühlen ihn so auszuspionieren, aber wenn er mir keine Antworten geben möchte, was soll ich dann machen? «
Seine Gedanken brachen ab als die Ladentür aufging und eine Mutter mit einem kleinen Jungen, womöglich ihr Sohn, den Laden betrat, aber das reichte mir auch schon an Informationen. Jetzt wären sowieso nur noch wirre Fragen gekommen und das muss ich mir wirklich nicht anhören.
Ich grüßte kurz die beiden kurz und lehnte mich dann etwas mehr mit meinen Armen auf die Theke und dachte selbst nach. Jongin wusste also etwas... aber was? Dachte er, ich hatte vor Sehun an diesem Tag zu töten? Oder wusste er, warum auch immer, von Luhans und meinem Vorhaben? War er wirklich so schlau um auf die Idee zu kommen das ich versuchen könnte aus Menschen Puppen zu machen? Wenn er das wirklich dachte, dann wäre ich ehrlich gesagt stolz auf ihn das er in der kurzen Zeit die wir miteinander verbracht haben mich so gut kennengelernt hat. Leicht begann ich zu grinsen und kam erst zurück in die Realität als ich mitbekam wie der kleine Junge mit seiner Mutter stritt.
''Aber wieso nicht Mama? Hyoyeon darf auch Puppen haben, wieso ich nicht?'' fragte er traurig und war den Tränen nahe. ''Sie ist ja auch ein Mädchen! Jungs spielen nicht mit Puppen und jetzt komm mit! Hier ist nichts dabei und wir müssen noch einkaufen bevor dein Vater nach Hause kommt!'' Sie lief aus dem Laden raus und der Junge sah noch einmal mit Tränen in den Augen zu einer Puppe hin, ehe er ihr langsam folgte. Da ich das wirklich nicht mit ansehen konnte und er mich irgendwie an mich erinnerte als ich klein war, lief ich um die Theke herum, nahm die Puppe die er angesehen hat und kniete mich lächelnd vor ihn.
''Hör nicht auf sie. Jungs können Puppen auch mögen und mit ihnen spielen,'' sagte ich sanft und hielt ihm die Puppe hin. ''Ich.... ich habe aber kein Geld...'' schniefte er und wischte sich mit dem Ärmel den Rotz von der Nase. ''Ich schenk sie dir. Ich bin mir sicher sie wird es gut bei dir haben.'' Sofort begann er zu strahlen, nahm die Puppe und drückte sie fest an sich. ''Dankeschön! Haben Sie vielen Dank, Sie sind so nett!'' Lächelnd erhob ich mich wieder und strich ihm noch einmal über den Kopf, ehe er fröhlich nach draußen zu seiner Mutter rannte.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie Sehun mich verwirrt ansah und als ich meinen Kopf in seine Richtung drehte, sah er schnell wieder zu dem Regal. ''Stell dir vor, auch ich habe ein Herz und kann Kinder nicht traurig sehen. Vor allem die nicht, die meine Arbeit bewundern und die Schönheit der Puppen erkennen,'' sagte ich und lief auf ihn zu. In seinem Kopf bereitete sich Panik aus und sein ganzer Körper verkrampfte sich, was mich leise lachen ließ. Bei ihm angekommen, legte ich meine Hände an seine Hüften und beugte mich mit meinen Lippen ganz dicht an sein Ohr. Er erschauderte als er meinen Atem spürte und ganz sanft flüsterte ich ihm zu: ''Vielen Dank für die ganzen Informationen. Es hat mich wirklich interessiert was mit Jongin ist und dank dir weiß ich es nun...'' Um ihn noch mehr aus der Fassung zu bringen, leckte ich ihm einmal langsam über die Ohrmuschel und wandte mich dann lachend von ihm ab um nach hinten ins Lager zu gehen.

DU LIEST GERADE
Russian Roulette
FanfictionPark Chanyeol, oder besser bekannt als Happy Virus, ist der größte Puppenmacher in ganz Luar und auch der einzige. Von weit her kommen die Leute angereist, nur um seine Puppen zu kaufen, doch seit einiger Zeit meiden sie seinen Laden. Es machen Ges...