Kapitel 21

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Chanyeols POV

Einige Stunden später lagen wir eng umschlungen in meinem Bett und immer wieder sah er strahlend auf den Ring an seiner linken Hand. ''Ich kann es immer noch nicht glauben.... Es ist kein Traum? Du meinst das wirklich, wirklich ernst?'' fragte er nun schon zum fünften Mal und wie die ganze Zeit davor, nickte ich. ''Natürlich meine ich es ernst Kyungie...'' Natürlich tat ich es nicht, aber irgendwie musste ich ihn ruhig stellen. Ich kann keine Puppe gebrauchen die nur am durch drehen ist und lieber lasse ich ihn in dem Glauben wir heiraten irgendwann, als das ich ihn wieder schlafen schicken muss. Denn ob man es glaubt oder nicht, es tat mir tatsächlich in der Seele weh das zu machen.

Ich liebe meine Puppen und wie ich es tat, umso mehr nervte es mich das sie von den Gefühlen her zu Menschlich waren. So wie Menschen konnten sie sich nicht damit zufrieden geben das ich sie alle gleichermaßen liebe. Sie mussten unbedingt der Meinung sein ich kann nur einem meine ganze Aufmerksamkeit schenken und das kotzte mich unglaublich an. Zuerst fand ich diesen Konkurrenzkampf lustig, aber mittlerweile war ich einfach nur noch genervt davon und spielte tatsächlich mit dem Gedanken sie alle drei neu zu bauen, aber da bestand die Gefahr das sie sich dann gegen mich stellen und auch wenn ich wusste wie man sie tötet, so war es mir unmöglich das bei drei Puppen gleichzeitig zu machen.

Leise seufzte ich und strich Kyungsoo sanft durch die schwarzen, kurzen Haare. ''Was ist los Daddy? B-bereust du es etwa schon? Oder... oder nerve ich dich?'' fragte er ängstlich und schnell schüttelte ich mit dem Kopf bevor er sich aufregen konnte. ''Nein alles gut Kyungie. Ich überlege nur wie wir den anderen beiden das am besten sagen. Luhan wird es nichts ausmachen, im Gegenteil, er wird sich für uns freuen, aber Baekhyun wird es nicht gefallen. Ich möchte nicht das er traurig wird, aber das wird er wenn er es erfährt,'' erzählte ich und tatsächlich stimmte das. Ich wollte ihn nicht traurig machen, aber ebenso wenig wollte ich das Kyungsoo sauer auf mich ist... Es ist einfach alles so kompliziert, wieso musste ich sie nur menschlich machen? Und wieso habe ich diesen Fehler drei Mal wiederholt? War ich besoffen als ich sie gebaut habe oder warum fällt mir erst jetzt auf wie unglaublich dämlich das war?

''Na und? Lass ihn doch traurig sein, wenn juckts?'' meinte Kyungsoo schulterzuckend und dafür schlug ich ihm leicht gegen den Kopf. ''Aua!'' ''Hör auf sowas zu sagen! Mich juckt es, da ich nicht will, dass es einem von euch schlecht geht! Ich sorge mich für euch drei gleichermaßen, deshalb will ich nicht das es zwei von euch gut geht und einer todtraurig ist.'' ''Aber wenn ich es bin ist es okay oder wie?'' ''Kyungsoo das habe ich nicht gesagt! Wenn mir das egal wäre, hätte ich dir keinen Antrag gemacht. Das ist doch wohl Beweis genug das ich dich liebe und nicht möchte das du traurig bist, oder sehe ich das falsch?'' fragte ich streng und daraufhin kauerte er sich enger an meine Brust. ''D-du hast recht. Tut mir Leid Daddy...''

Kurz küsste ich seinen Scheitel als Entschuldigung ihm einen kleinen Schlag auf den Kopf gegeben zu haben und dachte dann weiter nach. ''Ich glaube... es ist am besten wenn wir es vorerst geheim halten. Ich weiß beim besten Willen nicht wie wir es ihm sagen sollen. Vorher muss ich mir etwas überlegen und bis dahin, bist du bitte auch ruhig. Du verlierst kein Wort darüber zu niemandem, nicht mal zu Luhan, haben wir uns da verstanden? Sonst wird es keine Hochzeit geben,'' sagte ich und gehorsam nickte er. ''Verstanden Daddy.'' ''Gut, dann lass uns schlafen. Es ist schon spät und ich muss morgen wieder früh raus.''

Ich legte mich etwas bequemer hin und lehnte meine Wange gegen Kyungsoos Stirn während ich die Augen schloss. Er nahm ebenfalls eine etwas bequemere Position ein und bevor er endlich einschlief flüsterte er noch leise: ''Ich liebe dich Chanyeol...'' So wie immer wenn ich meinen richtigen Namen hörte, verkrampfte ich mich, doch anstatt wütend zu werden wie sonst, floss mir eine einzelne Träne die Wange hinunter und nur mit Mühe schaffte ich es endlich einzuschlafen.


~FLASHBACK~

''Spinner! Spinner! Spinner!'' ''H-hört auf das zu sagen! Ich... ich bin kein Spinner!'' rief ich und hatte Mühe meine Tränen aufzuhalten, die die ganze Zeit unkontrolliert über mein Gesicht liefen. ''Natürlich bist du ein Spinner, genau wie deine Mutter! Eine erwachsene Frau die mit Spielsachen spielt und mit Puppen redet, lächerlich! Es heißt ja auch das dein Vater sich umgebracht haben soll weil er sie nicht mehr ertragen konnte, das ist ja wohl Beweis genug wie krank sie ist!'' sagte eines der Kinder und spuckte mir kurz darauf auch noch ins Gesicht. ''Sie ist nicht krank und mein Vater hat sich auch nicht umgebracht!'' sagte ich aber die Kinder hörten nicht darauf. Sie lachten nur noch mehr und schubsten mich zu allem Übel auch noch in den Matsch, ehe sie endlich verschwanden.

Ich starrte ihnen hinter her und begann nun doch zu weinen da ich nicht länger die Kraft hatte mich dagegen zu wehren. Wieso hassten sie mich nur so? Wieso sagten sie so gemeine Sachen über meine Mutter? Sie war nicht die einzige im Dorf die Spielsachen verkauft, weshalb wird ausgerechnet sie dafür so fertig gemacht? Ja schon, es war etwas seltsam das sie mit den Puppen sprach, aber deshalb muss man jemanden doch nicht so fertig machen. Sie tat doch niemandem damit weh, weshalb verletzte man sie?

Noch eine ganze Weile saß ich da und weinte vor mich hin, als es schließlich begann zu dämmern und ich nach Hause musste, damit sie sich keine Sorgen macht. Mit viel Mühe schaffte ich es auf zustehen und trottete langsam nach Hause. Je mehr ich lief, desto mehr Dreck blieb an meinen Schuhen hängen und da sie von dem Schlamm schon so schwer waren, konnte ich irgendwann gar nicht mehr meine Füße heben und schleifte diese deshalb den Rest des Weges über den Boden.

Zuhause angekommen wollte ich gerade die Tür öffnen, als mein Stiefvater mir zuvor kam und sie aufriss. ''WO BIST DU GEWESEN? UND WIE SIEHST DU AUS?'' schrie er und obwohl ich es eigentlich gewöhnt sein müsste da er mich nur anschreit, zuckte ich trotzdem zusammen. ''I-ich... war....'' ''Sei still! Bis du was zusammen stotterst... Zieh dich aus und wasch dich am Brunnen, so kommst du mir nicht ins Haus!'' ''A-aber...'' ''LOS JETZT!'' Da es nicht das erste Mal wäre das er die Hand erhebt wenn man dem was er sagt nicht sofort nach kommt, bewegte ich mich, so schnell es mir wegen den Schuhen möglich war, zum Brunnen hinter dem Haus und zog mich zögerlich aus. Wir hatten Ende Oktober, somit war es alles andere als angenehm sich im freien auszuziehen aber ich hatte nun mal keine andere Wahl.

Nachdem ich nichts mehr anhatte, betätigte ich die Pumpe des Brunnens und schrie kurz auf da das Wasser verdammt kalt war. Zitternd wusch ich mir schnell den Dreck ab und wusch dann meine Kleidung. Als das endlich erledigt war, wickelte ich mir meinen klatschnassen Pullover um den Unterleib und lief zitternd zurück zur Haustür. Ich klopfte an und wartete eine halbe Ewigkeit, dass er mir endlich die Tür öffnete. ''Was ist?'' zischte er als er sie schließlich offen hatte und starrte mich grimmig an. ''I-ich bin fertig. Nichts ist mehr dreckig...'' flüsterte ich leise und senkte meinen Kopf da sein Blick von Sekunde zu Sekunde unangenehmer wurde.

''Und was willst du jetzt von mir? Deine Mutter ist nicht hier also muss ich auch nicht so tun als würdest du mir irgendetwas bedeuten. Deshalb kannst du auch ruhig mal eine Nacht draußen verbringen. Dann bist du vielleicht endlich keine Memme mehr. Ein Junge der die ganze Zeit nur am Heulen ist, das ist ja widerlich!'' Er knallte mir die Tür vor der Nase zu und schluchzend ließ ich mich zu Boden gleiten....

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