Kapitel 11

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Kyungsoos POV

''Wo ist eigentlich Daddy? Haben wir wirklich so lange geschlafen das er den Laden schon eröffnet hat?'' fragte Luhan am nächsten Morgen während wir uns anzogen. ''Eigentlich nicht. Wir haben erst acht Uhr und der Laden öffnet um neun. Hmm... vielleicht wollte er nochmal nachschauen das wirklich keiner eingebrochen ist,'' meinte ich und knöpfte mein weißes Hemd weiter zu. ''Wie eingebrochen? Hat das etwa jemand heute Nacht versucht?'' ''Zumindest dachte er das. Ich bin wach geworden da ich seine Wärme nicht mehr gespürt habe und bin dann aufgestanden um ihn zu suchen. Als ich unten ankam, lief er gerade aus seiner Werkstatt und meinte Geräusche gehört zu haben die aber von einem Waschbären kamen. Vielleicht war das mit dem Waschbär ja nur ein dummer Zufall und es hat wirklich jemand versucht hier rein zu kommen...'' sagte ich und schüttelte mich kurz bei dem Gedanken.

''Oder es war etwas ganz anderes. So wirklich vorstellen kann ich mir nämlich nicht das ein Waschbär und ein Einbrecher gleichzeitig auftauchen...'' Verirrt sah ich zu ihm, steckte meine Arme in die Ärmel des schwarzen Pullovers um zog ihn mir schnell über den Kopf. ''Zufälle passieren immer oder glaubst du wirklich das Daddy mich angelogen hat? Niemals würde er das tun, wieso auch? Er sagt uns immer alles, weshalb sollte er plötzlich Geheimnisse haben?'' Ich zog den Rest des Pullovers über meine Hüften und schüttelte mit dem Kopf. ''Daddy hat keine Geheimnisse,'' sagte ich entschlossen und setzte mich auf das Bett um mir die Schuhe besser anziehen zu können. ''Meinte Daddy nicht mal das alle Menschen Geheimnisse haben? Wieso sollte er dann wegfallen? Er ist immerhin auch ein Mensch,'' warf Luhan ein und zog einen schwarz-weiß gestreiften Pullover aus dem Schrank um ihn sich schnell über zu ziehen. ''Weil er nie welche hatte. Er hat uns immer alles gesagt,'' widersprach ich. ''Was genau macht dich so sicher, dass er uns immer alles gesagt hat? Er hat zwar viel gesagt, aber das heißt nicht das es alles war und das es stimmte.'' Nun wurde ich leicht wütend.

''Ich weiß es einfach, okay! Daddy hat uns nie angelogen und wird es auch nie tun und damit ist diese sinnlose Diskussion jetzt beendet!'' Ich stand vom Bett auf und strich meine Kleidung vor dem Spiegel glatt. Luhan kicherte hinter mir leise, aber das ignorierte ich. ''Bist du jetzt endlich fertig?'' fragte ich genervt und im Spiegel sah ich, das er nickte.

Wir liefen nach unten in Daddys Werkstatt und als ich sah wie er dort mit jemand fremden rum knutschte, spürte ich einen gewaltigen Schmerz in meinem Inneren. Er hatte mich also doch angelogen. Luhan hatte Recht, er hatte verdammt nochmal Recht. Daddy war ein Lügner.... Wie konnte er mir nur so wehtun? Ich dachte er wüsste wie sehr ich ihn liebe und ich dachte er... er liebt mich genauso....

Wütend und verletzt wandte ich mich von den beiden ab, lief aus der Werkstatt in den Laden wo ich schnell die Tür aufschloss und weiter nach draußen rannte. Mir war es egal das mich nun jeder sehen konnte und wusste das ich doch lebendig war, ich wollte einfach nur weg von diesem widerlichen Betrüger. Er konnte sich seine Lügen sonst wohin stecken! Planlos irrte ich durch das ganze Dorf bis ich den Rand eines Walds sah. Schnell rannte ich drauf zu und erst bei einer Lichtung kam ich zum Stoppen und ließ mich auf meine Knie fallen. Laut schrie ich frustriert auf und krallte meine Hände in die Erde unter mir.

Ich hasste ihn, ich hasste ihn so sehr... Wie konnte er mir das antun? Er wusste doch wie rasend es mich schon machte wenn er Luhan nahe kam und jetzt einer völlig fremden Person? Hat er mich wirklich die ganze Zeit nur verarscht? Habe ich ihm auch nur ansatzweise irgendetwas bedeutet? Wie konnte ich mich nur so in ihm täuschen? Wütend schlug ich wild auf den Boden unter mir ein und ignorierte wir mir dadurch ein paar Finger abbrachen. Wieso sollte es mich auch interessieren? Ich konnte ja sowieso keine Schmerzen spüren...

''Kyungsoo...?'' hörte ich eine Stimme hinter mir und erstarrte. Dass er sich das wagte.... ''Verschwinde! Ich will deine Lügen mehr hören!'' rief ich und starrte wütend auf den Boden vor mir, da ich ihn nicht mal mehr ansehen wollte, so gekränkt war ich. ''Kyungsoo wovon redest du? Ich habe dich niemals angelogen. Du weißt doch das ich das niemals könnte...'' ''LÜGNER! Du hast mich jeden verfluchten Tag seit meiner Entstehung angelogen! Jeden Tag spielst du mir vor wie sehr du mich liebst, pah das ich nicht lache. Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann würdest du neben mir nicht noch mit anderen rummachen, dann wäre ich der einzige für dich! Wieso hast du mich überhaupt gebaut wenn ich dir nicht gut genug bin? Oder bessere Frage, wieso hast du mich nicht längst umgebracht wenn ich dir doch so egal bin!''

''Jetzt hör auf so einen Schwachsinn zu behaupten! Du weißt ganz genau das ich dich liebe und das du immer etwas Besonderes für mich sein wirst, eben weil du meine erste Puppe bist! Keiner kommt jemals an dich heran, wann verstehst du das endlich?'' ''Lass endlich deine Lügen sein, Chanyeol!'' rief ich und so schnell konnte ich nicht gucken wie er plötzlich vor mir stand, meinen Hals packte und mich soweit hoch hob das wir genau auf einer Augenhöhe waren. ''Nenn mich nie wieder so, hast du verstanden?'' knurrte er doch ich gehorchte nicht, wieso sollte ich auch? Die Zeiten waren vorbei und daran war nur er schuld.

''Wie soll ich dich dann sonst nennen? Würde dir Lügner besser gefallen, Chanyeol?'' fragte ich und betonte seinen richtigen Namen extra um ihn noch mehr auf die Palme zu bringen. ''Kyungsoo, ich gebe dir jetzt noch eine letzte Chance und wenn du dann nicht gehorchst, haben wir beide ein gewaltiges Problem miteinander, ist das klar? Beruhige dich und dann reden wir über alles. Zwing mich nicht dir wehtun zu müssen, denn am Ende schmerzt es mich mehr als dich....'' Wütend starrte ich ihn an und überlegte kurz, ehe ich sagte: ''Du lügst mich doch sowieso wieder an. Mach es uns beiden einfach und benutz den scheiß Schlüssel. So habe ich meine Ruhe vor dir und du vor mir....''

Genervt seufzte er auf und drückte mich fest gegen den Baum hinter mir. ''Was muss ich verdammt nochmal tun damit du mir glaubst? Soll ich an Baekhyun und Luhan den Schlüssel benutzen, ist es das was du willst? Sag mir doch was ich machen soll damit du dir glaubst das ich dich nicht verasche!'' ''Dann sag mir warum du Luhan erschaffen musstest und wer dieses Miststück war mit dem du vorhin rum geknutscht hast!'' schrie ich und war mir sicher das wenn ich weinen könnte, es nun tun würde und wahrscheinlich nicht mehr aufhören könnte. Chanyeol setzte mich langsam auf dem Boden ab und lockerte seinen Griff um meinen Hals. Kurz sah er seufzend auf den Boden ehe er mir wieder fest in die Augen blickte.

''Das vorhin war Baekhyun, eine neue Puppe. Und ich habe ihn erschaffen weil...'' Er beugte sich zu mir und flüsterte mir eine ganze Weile etwas ins Ohr. Bei jedem weiteren Wort von ihm weiteten sich meine Augen und ich war sprachlos. ''Jetzt weißt du warum ich euch erschaffen habe und warum ich nicht bei einer Puppe bleiben konnte,'' sagte er eine ganze Weile später und ich fand immer noch keine Worte. ''Glaubst du nun immer noch das ich dich anlüge? Du bist der einzige der das weiß, ebenso bist du der einzige der meinen richtigen Namen kennt und noch einige andere Sachen von mir. Würde ich dir das etwa erzählen wenn ich kein Vertrauen in dich hätte? Ich vertraue dir mehr als Baekhyun und Luhan zusammen und du stellst das noch immer in Frage...'' Er schüttelte enttäuscht mit dem Kopf und augenblicklich bekam ich Schuldgefühle.

''Es tut mir Leid Daddy, wirklich. Ich war nur so verletzt dich mit jemand anderem zu sehen, gerade da Luhan vorher noch meinte das du uns immer anlügen und veraschen würdest... Schätze seine Worte haben sich doch irgendwie ungewollt in meinen Kopf gebrannt... Es tut mir schrecklich Leid....'' beschämt senkte ich meinen Kopf. ''Es ist okay Kyungie, solange du jetzt endlich nicht mehr sauer auf mich bist.'' Hastig schüttelte ich mit dem Kopf. ''Bin ich nicht mehr, versprochen!''

Er legte seinen Zeige- und Mittelfinger unter mein Kinn um es anzuheben und lächelte mich liebevoll an. ''Dann bin ich ja beruhigt. Es hätte mich zutiefst verletzt wenn du dich von mir abgewandt hättest...'' flüsterte er und legte kurz darauf seine Lippen auf meine. ''Niemals...'' erwiderte ich nach dem Kuss, was ihn noch breiter grinsen ließ. ''Dann bin ich ja beruhigt....''

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