Kapitel 29

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Luhans POV

Spät am Abend, als wir schon alle in unseren Betten lagen, dachte ich immer noch über diesen mysteriösen Tod nach. Mir ging es einfach nicht aus dem Kopf das es wirklich Sehun sein könnte, denn komischerweise hörte er genau dann auf hierher zu kommen, als dieser Junge gefunden wurde und da Daddy etwas darüber zu wissen schien aber nichts sagte, wurde ich einfach nicht das Gefühl los das der Tote wirklich er war. Aber wie konnte ich das herausfinden? Sollte... sollte ich einfach mal raus gehen und nach ihm suchen? Er meinte mal zu mir, das er gar nicht so weit von hier wohnt und wenn ich sein Haus finde und ihn sehe, dann könnte ich mir sicher sein das es ihm gut geht. Jedoch war das Risiko das Daddy davon wind kriegt ziemlich hoch und wenn das passiert, dann widerfährt mir das gleiche Schicksal wie Baekhyun, nur das Daddy mich dann mit großer Sicherheit länger schlafen lässt, wenn nicht sogar für immer...

Auf der anderen Seite wird er mich so oder so schlafen schicken. Ob es jetzt passiert weil ich ohne seine Erlaubnis raus gehe und nach Sehun suche oder ob ich ihm die ganze Zeit mit Sehun auf die Nerven gehe. So oder so werde ich wieder Bekanntschaft mit dem Schlüssel machen können und lieber mache ich das mit dem Wissen das es Sehun gut geht, als es nicht zu wissen.

Entschlossen erhob ich mich schließlich, zog mich an und schlich langsam aus meinem Zimmer. Vor Daddys Tür blieb ich kurz stehen und sah vorsichtig durch das Schlüsselloch. Zu meinem Glück lag er ruhig atmend in seinem Bett, was hieß das ich unbemerkt weiter konnte. Leise lief ich die Treppen nach unten, nahm den kleinen Eisenschlüssel von der Wand und schloss die Tür zum Laden ganz langsam auf, da diese immer gerne laut quiekte und ich das auf jeden Fall vermeiden wollte. Erneut das Glück auf meiner Seite, blieb die Tür ruhig und ich konnte schnell durchhuschen und genauso leise wieder zu machen. Bei der Ladentür wurde es jetzt schwieriger wegen der Glocke oben am Türrahmen die losging sobald man sie öffnete, doch auch dafür fand ich eine Lösung: Ich stieg einfach durch das Fenster. Um dieses nicht offen zu lassen, aber trotzdem nachher noch rein zu können, klemmte ich ein kleines Stück Holz dazwischen und machte mich schließlich auf den Weg.

Mit großen Augen sah ich mich überall um, da ich zuvor noch nie hier draußen unterwegs war und alles nur aus Erzählungen von Sehun oder Daddy kannte und ich war echt beeindruckt. Hier und da standen niedliche Holzhäuser, teilweise Wohnhäuser, teilweise Läden so wie Daddy ihn hatte, ganz viele Bäume und Sträucher, Blumen, ein riesiger Brunnen und etwas weiter weg konnte ich etwas erkennen, was den Erzählungen nach wie ein Maisfeld aussah. Das Dorf war echt schön, weshalb ich überhaupt nicht verstehen konnte das Daddy immer Zuhause war. Wenn ich die Möglichkeit hätte raus zugehen ohne das alle Angst vor mir haben und versuchen mich zu töten, würde ich mich nur hier aufhalten.

 Aber wieder zurück zu Sehun. Schließlich war ich wegen ihm hier draußen unterwegs und nicht weil ich mir das Dorf ansehen wollte.

Lange irrte ich umher bis ich schließlich in einem Abschnitt des Dorfs war, wo die Häuser nicht mehr so schön waren. Sie waren klein, dreckig und drohten teilweise sogar auseinander zu fallen. Wie konnte man hier nur leben? So wie die Häuser aussahen reichte ein einziger, kleiner Windstoß um sie um zu werfen, wieso also sollte man hier wohnen wollen? Langsam lief ich weiter und wollte nach ein paar Minuten wieder umkehren da ich mir nicht vorstellen konnte das Sehun hier wohnte, als ich plötzlich sah wie in einem Haus jemand am Fenster saß, wenn man das als Fenster bezeichnen konnte, es war mehr ein Loch in der Wand mit einem kleinen zerrissenen Stofffetzen davor, und mich erschrocken anstarrte.

Bei genauerem Hinsehen erkannte ich das es wirklich Sehun war und rannte erleichtert zu ihm rüber. ''Sehunnie!'' rief ich glücklich und sprang vor seinem Fenster auf und ab. Er lebte, ein Glück. Dann war der Tote doch jemand anderes und Daddy hatte wirklich nichts damit zu tun.

''Was machst du hier? Und hör auf so einen Lärm zu machen, wenn meine Mutter wach wird...'' sagte er und sofort hörte ich auf zu springen. ''Ich habe dich vermisst und mir Sorgen gemacht. Neulich habe ich gehört wie zwei Kunden im Laden sich über einen toten Jungen unterhalten haben und ich hatte Angst, dass du dieser wärst. Ich muss dich sehen und sichergehen das es dir gut geht!'' Bei der Erwähnung des toten Jungens senkte er plötzlich traurig den Blick und ich legte fragend meinen Kopf schief da ich seine Reaktion nicht verstand. ''Was ist los? Wieso bist du plötzlich so traurig? Habe ich etwas Falsches gesagt?''

Ich sah wie schwer es ihm fiel Worte zu finden, da ich aber unbedingt wissen wollte was los war, wartete ich geduldig darauf bis er sprechen konnte. ''D-der t-t-tote Junge.... war.... war ein F-f-freund v-von....'' Er brach ab und begann zu schluchzen. Da ich mir den Rest des Satzes denken konnte, zwang ich ihn nicht weiter zu sprechen und strich ihm deshalb beruhigend über seine blonden Haare. Lange dauerte es bis er wieder etwas runter kam und das war auch der Moment wo ich mich traute zu fragen: ''Weißt du wer ihn umgebracht hat?'' Etwas erschrak ich als er seinen Blick hob und mit seinen roten, aufgequollenen Augen hasserfüllt in meine starrte. ''Der Kerl den du Daddy nennst...'' Mir klappte bei dieser Antwort der Mund auf und ich wusste nicht was ich nun denken sollte, da alles so wirr in meinem Kopf war.

''Wo... woher willst du das wissen?'' fragte ich Minuten später und noch immer rauchte mein Kopf von den ganzen Gedanken die dort umherkreisten. ''Weil er zuerst versucht hat mich zu töten! Der Kerl ist ein Psycho! Wie kannst du das nicht bemerken? Oder bist du genauso krank wie er? Wahrscheinlich, sonst würde dir auffallen wie er wirklich tickt!'' Stimmte das? Konnte ich ihm glauben? Zwar dachte ich auch zuerst Daddy wäre ein Mörder, aber... aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen das er so etwas machen würde. Und vor allem warum? Einfach so bestimmt nicht. Wenn er ihn wirklich getötet hat, dann nicht ohne Grund. Daddy war kein schlechter Mensch, aber Sehun auch nicht...

''Gibt es einen Grund weshalb er das getan hat?'' fragte ich und traute mich schon gar nicht mehr ihn anzusehen da seine Augen mir Angst machten. Soviel Hass und Wut auf einmal habe ich noch nie bei jemandem gesehen. ''Woher soll ich wissen was in seinem kranken Kopf vorgeht? Er hat nur was davon gesagt, dass er eigentlich großes mit mir vorhatte, aber es sich nun anders überlegt hat. Keine Ahnung was er damit meinte...'' Da ich mir vorstellen konnte was er meinte, erstarrte ich und ballte meine Hände leicht zu Fäusten. Natürlich entging Sehun diese Reaktion nicht und ich wusste, dass es damit nun gelaufen war. Ab jetzt habe ich ihn für immer verloren...

''Was hat es damit auf sich Luhan? Und versuche nicht mich anzulügen, ich sehe das du etwas weißt.'' ''Er.... er wollte dich zu einem von uns machen...'' sagte ich kleinlaut und senkte meinen Blick noch weiter aus Angst vor seiner Reaktion. ''WAS? Und... und das hättest du zugelassen? Du hast mir nichts gesagt? Ich dachte du liebst mich!'' sagte er aufgebracht und ich zuckte daraufhin zusammen. ''Ich... ich liebe dich auch... D-deshalb wollte ich das er es macht, damit wir auf ewig zusammen sind...'' ''Du bist krank! Du bist genauso widerlich wie er! Ich hatte wirklich angefangen dich zu mögen, aber jetzt? Ich will dich nie wiedersehen, geh zurück zu deinem Psycho Lover und komm nie wieder hierher!''

Kaum sagte er das, rannte ich auch schon los da ich seine Wut und Hass nicht länger ertragen konnte. Ich wusste, dass es so kommen wird. Seit ich mir meinen Gefühlen zu ihm bewusst wurde, wusste ich, dass es so enden wird, doch trotzdem hatte ich Hoffnung. Hoffnung, dass alles gut laufen wird, aber das tat es nicht. Er hasste mich nun und das auch berechtigt. Es war dumm und egoistisch so etwas ohne ihn zu entscheiden, deshalb konnte ich ihm auch nicht böse sein. Er hatte das Recht dazu mich zu hassen.

Immer weiter rannte ich bis ich schließlich stoppte, da ich einen Blick in meinem Nacken spürte. Langsam drehte ich mich um und erschrak als ich einen Mann ganz in Schwarz gekleidet ein paar Meter von mir weg stehen sah. Seine grauen Augen blitzen mich gefährlich an und der Rest seines Gesichts war ohne irgendeine Emotion was alles noch gruseliger machte. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und aus Angst was der Mann mit mir machen könnte wenn ich länger hier bleibe, rannte ich so schnell es geht weiter und war heilfroh endlich den Laden von weitem zu sehen. Noch etwas beschleunigte ich meine Schritte aus Angst, dass der Typ mich verfolgte, riss das Fenster des Ladens auf, sprang durch und knallte es hinter mir zu.

Eine ganze Weile saß ich einfach nur auf den Boden und atmete schwer bis ich mich traute aus dem Fenster zu sehen. Weit und breit war niemand zu sehen, aber da ich mich immer noch unwohl und beobachtet fühlte, lief ich schnell nach oben in die Wohnung, zog mich um und lief zu Daddy ins Zimmer wo ich mich neben ihn unter die Decke kuschelte. Aus Reflex legte er sofort seinen Arm um mich und da ich wusste, dass ich jetzt in Sicherheit war, beruhigte ich mich endlich und versuchen zu schlafen.

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