Kapitel 34

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Chanyeols POV

Ein paar Wochen zogen ins Land, in denen ich von Tag zu Tag immer trauriger wurde. Nachdem ich Kyungsoo schlafen geschickt hatte, hörten die Morde tatsächlich auf, weshalb ich darauf schließen musste, dass er es tatsächlich war. Ich hatte vorgestern nochmal versucht mit ihm zu reden, doch er beharrte weiterhin darauf es nicht gewesen zu sein, weshalb mir nichts anderes übrig blieb, als ihn erneut schlafen zu schicken. Was genau ich nun mit ihm mache, wusste ich noch nicht. Wenn ich ihn wieder aufwecke, so müsste ich jede einzelne Sekunde bei ihm sein um zu beobachten was er tut und das kann ich schlecht wenn ich den Laden und noch zwei weitere Puppen habe. Ihn nochmal neu bauen brachte ich nicht übers Herz, genauso wenig wie ihn für immer in diesem Zustand zu lassen. Jedoch muss ich mich am Ende für eine Sache entscheiden, denn die vierte Option wäre ihn zu töten und das wollte ich um alles auf der Welt vermeiden.

Zwar sagte ich immer, dass mir alle gleich wichtig waren, doch wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst war, so hatte Kyungsoo doch schon einen besonderen Status für mich. Er war die erste Puppe bei der alles perfekt lief und noch dazu war er das Ebenbild der Puppe die meine Mutter damals für mich gebaut hat. Wann immer ich in seiner Nähe war, so fühlte ich mich meiner Mutter etwas nahe und das machte ihn so besonders für mich. Gerade nach diesem einen Vorfall....


~FLASHBACK~

Es waren etwa zwei Wochen vergangen nachdem ich meine Mutter tot in unserem Haus gefunden hatte. Auch wenn es abzusehen war das sie das als einzige Lösung sieht diesem ganzen Stress zu entkommen, so war ich trotzdem tieftraurig und war durch nichts mehr aufzumuntern. Normalerweise war ich ein sehr leicht zu begeisternder Mensch, der sich selbst an so etwas simplen wie ein Gänseblümchen erfreute, doch seit ihrem Tod war das nicht mehr der Fall. Die Welt wurde für mich grau und die Menschen verwandelten sich in hässliche Monster, die ich an manchen Tagen am liebsten getötet hätte und an anderen Tagen am liebsten weinend vor ihnen weggelaufen wäre.

Doch selbst Tränen spürte ich irgendwann nicht mehr. Ich war wie leer, ohne irgendeine Emotion. Ich lebte jeden Tag einfach so vor mich hin, ohne großartig zu bemerken was um mich herum passierte. Besser gesagt, ich beachtete meine Umwelt nicht mehr, da mich alles und jeder nur noch anwiderte.

Etwas besserte es sich, als ich endlich die Kraft gefunden hatte sie jeden Tag an ihrem Grab zu besuchen. Teilweise saß ich von Sonnenaufgang bis spät in die Nacht dort, erzählte ihr entweder Geschichten von früher oder schwieg einfach nur und genoss das bisschen nähe was ich noch zu ihr hatte, auch wenn es seltsam war von nähe zu sprechen wenn man vor einem Erdloch mit einer Leiche drin, steht. Dennoch gab es mir etwas Kraft, mir einzureden das sie dort war, mir zuhörte und einfach nur Zeit mit mir verbrachte.

Doch auch das wurde mir sehr schnell zunichte gemacht. Eines Abends, ich hatte vorher noch ein paar Blumen für sie besorgt, lief ich zum Friedhof und sah von weitem ein paar Jungs lachend vor einem Grab stehen. Zwar war es seltsam jemanden lachend auf dem Friedhof zu stehen, jedoch dachte ich mir zuerst nichts dabei. Ich lief weiter und als ich schließlich näher kam und sah wer diese Jungs waren und vor welchem Grab sie standen, herrschten gemischte Gefühle in mir. Einerseits war ich unglaublich wütend, aber auf der anderen Seite war ich todtraurig und meine Brust fing an zu schmerzen. Schnell rannte ich auf sie zu und erschrak noch mehr als ich sah das die Schweine das Grab auf gebuddelt und den Holzsarg so sehr beschädigt hatten, das man ihren toten Körper deutlich erkennen konnte. ''WAS SOLL DAS IHR BASTARDE? HABT IHR UNS NICHT SCHON GENUG GEÄRGERT? MÜSST IHR NOCH WEITERMACHEN?'' schrie ich, was sie noch mehr lachen ließ.

''Och seht mal, klein Channie beginnt gleich zu weinen. Wir wollten dir nur einen Gefallen tun, wir wollten nur, dass du deiner Mami wieder nahe bist, der alten Hexe. Pah, das geschieht ihr Recht, das sie nun in der Hölle schmort. So etwas widerliches hat auch noch in unserem Dorf gewohnt, das wir nicht schon die Pest haben ist ein Rätsel!'' Mir brannten daraufhin komplett die Sicherungen durch, weshalb ich ausholte und dem Arsch mit aller Kraft die ich hatte, ins Gesicht boxte. Dem Knacken nach zu urteilen hatte ich seine Nase gebrochen und auch wenn Gewalt keine Lösung war, so fühlte es sich in dem Moment so verdammt gut an. Es war so ein gutes Gefühl zu sehen wie das Blut unaufhaltsam über sein Gesicht lief, doch so wie es kommen musste, war mir die Freude nicht lange gegönnt.

Noch bevor ich blinzeln konnte, stürzten sie sich auf mich und prügelten auf mich ein. An sich war ich das ja schon von ihnen und meinem Stiefvater gewöhnt, aber dann machten sie etwas, was wirklich zu weit ging. Einer von ihnen, um genau zu sein der mit der blutenden Nase, holte ein Taschenmesser hervor und stach es direkt in mein linkes Auge. Ich schrie auf und versuchte das Messer schnell zu entfernen, doch die anderen Idioten hielten meine Arme fest auf den Boden gedrückt, sodass er mit dem Messer problemlos weiter in meinem Auge rumstochern konnten.

Erst als ein älterer Herr, den ich schon öfter hier gesehen hatte, des Weges kam und sie wegscheuchte, hörten sie auf und hauten ab. Aber so wie es kommen musste, verlor ich mein wegen dieser Sache mein Auge...

~FLASHBACK ENDE~


Noch bis vor sieben Jahren lief ich mit einer Augenklappe herum, doch als ich es schaffte die erste lebende Puppe zu kreieren, kam mir die Idee mir einfach ein Puppenauge als Ersatz einzusetzen, damit ich endlich diese dumme Augenklappe loswerden konnte und siehe da, es hat funktioniert. Zwar war es verdammt schwierig da ich das Auge bei mir nicht so wie bei meinen Puppen mit einem Kristall verbinden konnte, aber es hat, auf welche Art auch immer, einwandfrei geklappt und auch wenn ich damit nicht so gut sehen konnte wie mit meinem richtigen Auge, so reichte es dennoch aus und ich war meinen Puppen damit sogar noch etwas näher, als ohnehin schon. Das war also auch ein riesen Pluspunkt.

Dennoch bereitete mir die Sache mit Kyungsoo immer noch Kopfschmerzen, da ich einfach nicht wusste, was ich machen sollte. Jede Entscheidung ist so gesehen die Falsche aber gar nichts zu tun wäre auch nicht richtig.

Ich seufzte laut auf und nach einer ganzen Weile die ich noch rumsaß, stand ich auf und lief nach oben in die Wohnung, genauer gesagt in ein bestimmtes Zimmer. Ich nahm den Schlüssel unter meinem Hemd hervor, setzte mich aufs Bett und benutzte diesen um ihn wieder aufzuwecken. Ich begann zu lächeln als er sofort die Augen öffnete und sie nach so langer Zeit wieder auf meine trafen. ''Ich hab dich vermisst, Baekkie...''


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Da die Geschichte sich dem Ende nähert, wollte ich von euch gerne wissen, ob es irgendetwas gibt was ihr vorher gerne noch geklärt haben würdet, was ich noch nicht auf der Liste habe. Nicht das ich irgendetwas vergessen habe was eventuell Fragen aufgeworfen hat und diese am Ende nicht geklärt werden :) -Annyeong :3

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